Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Wir sind mitten im Prozess“

Letzte Generation blockiert Paznauntalstraße in Ischgl – Silvretta Seilbahn arbeitet an neuem Nachhaltigkeitskonzept

Die letzte Generation machte vergangenen Donnerstag gut eine Stunde lang in Ischgl auf ihr Anliegen aufmerksam. Für die nächste Generation wird inzwischen in der Vorstandsetage der Silvretta Seilbahn gearbeitet: Das Nachhaltigkeitskonzept des ehemals größten klimaneutralen Skigebiets der Alpen wird auf neue Füße gestellt.
9. Jänner 2024 | von Daniel Haueis
„Wir sind mitten im Prozess“
Mag. Günther Zangerl (l., mit SSAG-Vorstandskollege Markus Walser): Ziel Nachhaltigkeit, Prozess aber auf neue Füße gestellt RS-Foto: Archiv
Am 4. Jänner blockierten vier Klimaaktivisten ab ca. 9.20 Uhr die Paznauntalstraße B188 in Ischgl. Drei Österreicher (22, 18 und 22 Jahre) sowie eine 22-jährige Deutsche saßen auf einem Zebrastreifen, zwei klebten sich mit einer Hand auf der Fahrbahn fest. Die Polizei richtete eine örtliche Umleitung ein, weshalb es lediglich zu geringen Verkehrsbehinderungen kam – in von der Letzten Generation veröffentlichten Videos ist aber durchaus zu erkennen, dass Gelassenheit nicht jedes Autofahrers Sache ist. Die unangemeldete Versammlung wurde um 10.20 Uhr behördlich aufgelöst, gegen 10.35 Uhr war die B188 wieder frei befahrbar. Alle Teilnehmer werden an die BH Landeck zur Anzeige gebracht. Die Letzte Generation klebte in Ischgl nach eigenen Angaben nach dem Motto: Skisport schützen, denn Klimakrise wartet nicht. „Wir müssen sofort gegensteuern, sonst war’s das mit dem Skifahren“, sagt Sprecherin Anna Freund, „wenn die Regierung schon nicht handelt, um unsere Lebensgrundlagen zu schützen, dann sollte sie es vielleicht tun, um den Tourismus in Tirol zu retten. Denn ohne Skigebiete wird dieser zusammenbrechen.“ Hannah Dechler, die gerne Ski fährt, denkt an die nächste Generation: „Wir lieben Skifahren und wollen, dass auch unsere Kinder und zukünftige Generationen die Möglichkeit dazu haben.“ Und Laila Fusiz forderte, dass die Regierung endlich mit der Umsetzung der Empfehlungen des Klimarates beginnt.

NACHHALTIGKEIT STATT KLIMANEUTRALITÄT DANK KOMPENSATION. Bgm. Werner Kurz will die Aktion nicht groß kommentieren, meint aber: „Da soll sich jeder seine eigene Meinung bilden.“ Man müsse aber nicht nur auf der Straße sitzen – man könne auch etwas bewegen. Das versucht Silvretta-Seilbahn-AG-Vorstand Mag. Günther Zangerl (ihm ist das Anliegen der Letzten Generation natürlich bekannt, und mit ­Ischgl als Ort der Blockade erreiche man wohl mehr mediale Aufmerksamkeit, vermutet er). Die Silvretta Arena war einst das größte klimaneutrale Skigebiet der Alpen. Das Unternehmen hat versucht, Emissionen zu vermeiden und jene, die nicht vermeidbar sind, ausgeglichen – etwa durch Aufforstungsprojekte im Paznaun und in Peru. Diesen Weg hat die Silvretta Seilbahn AG verlassen, weil er auch zu Kritik (an den Aufforstungsprojekten) geführt hat. „Wir machen es nun ohne Kompensationsprojekte“, sagt Zangerl – das Ziel Nachhaltigkeit wird weiterverfolgt, aber auf neue Füße gestellt. Vorzeigeprojekt in puncto Nachhaltigkeit ist bereits die Silvretta Therme, in der z.B. Erdwärme großzügig zum Einsatz kommt. „Wir sind mitten im Prozess“, so Zangerl, der u. a. zu erwartende Berichtspflichten u. ä. übererfüllen will.
„Wir sind mitten im Prozess“
Vier Aktivisten der Letzten Generation blockierten die Bundesstraße in Ischgl. Foto: Moritz Holzinger

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