Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Hauptdarsteller Wolf

Große-Beutegreifer-Bilanz 2020 für den Bezirk Landeck

Bär und Goldschakal wurden im vergangenen Jahr im Bezirk Landeck nicht nachgewiesen, Luchse zweimal. Am öftesten hat eindeutig der Wolf Spuren hinterlassen – meist blutige: 44 Schafe gehen gesichert auf sein Konto.
5. Juli 2021 | von Daniel Haueis
Hauptdarsteller Wolf<br />
Wölfe wurden im vergangenen Jahr 17 Mal im Bezirk Landeck nachgewiesen. RS-Foto: Archiv
Von Daniel Haueis

Ein Goldschakal wurde im vergangenen Jahr zwar in Tirol, nicht aber im Bezirk Landeck nachgewiesen. Auch „Meister Petz“ ließ sich 2020 in Landeck nicht blicken, im Rest Tirols gab es keine Nachweise, aber Hinweise im Bezirk Reutte. Es finden sich auf der Landeshomepage in der Kategorie Nachweise eines gro-ßen Beuetegreifers im Bezirk Landeck im Jahr 2020 aber 19 Einträge: Zweimal wurde ein Luchs, 17 Mal ein Wolf festgestellt. Mindes-tens zwei verschiedene Luchse wurden Anfang des Jahres in Kappl und Grins nachgewiesen – auf ihr Konto gehen keine bekannten Schäden. Der Wolf war im Bezirk ganzjährig zu bemerken – in Spiss und Pfunds, am Sonnenplateau, in See, Kappl und Galtür sowie in Zams. Damit liegt der Bezirk Landeck wohl im Tirol-Trend, wo sich die Zahl der Wolfsnachweise im vergangenen Jahr verfünffacht hat: Aus zehn Nachweisen an fünf Orten im Jahr 2019 wurden 49 Beweise an 19 Orten. Zu einer Häufung von Nutztierrissen, die Wölfen zuzuordnen waren, kam es laut der Landespublikation „Bär–Wolf–Luchs und Goldschakal – Jahresbericht 2020“ auch im Oberen Gericht und Paznaun. In Tirol wurden 162 gerissene Schafe und Ziegen einem Wolf zugerechnet; weitere 119 Schafe, die z.B. als vermisst gemeldet wurden, wurden aufgrund entsprechender Wahrscheinlichkeit entschädigt – insgesamt 281 Tiere, rund sechsmal so viele wie 2019 (46). Von den 162 toten Schafen (ohne abgestürzte und vermisste) entfallen 44 auf den Bezirk Landeck – betroffen waren Serfaus, See, Pfunds und Spiss. 2020 wurden in Tirol drei Anträge auf Erlegung je eines bestimmten Wolfs gestellt, darunter für die Wölfin 70 FATK. Sie war für tote und verschwundene Schafe am Sonnenplateau und in Spiss, Pfunds und See verantwortlich. Die Wölfin wurde zuletzt im August 2020 nachgewiesen. Die BH Landeck hat (wie die beiden übrigen betroffenen Bezirkshauptmannschaften) die Anträge jeweils wegen Unzuständigkeit als unzulässig zurückgewiesen.

HERDENSCHUTZ. Seit Juli 2020 fördert das Land Herdenschutzmaßnahmen mit bis zu 500.000 Euro pro Jahr. Im vergangenen Jahr wurden vor allem Herdenschutzzäune und GPS-Tracker für Schafe und Ziegen sowie Beratungsleistungen zum Herdenschutz und ein Almprojekt im Oberland gefördert. Almbegehungen fanden insbesondere auf Almen mit Rissgeschehen statt, aber auch im Zusammenhang mit Pilotprojekten im Oberen Gericht, bei denen es um die gelenkte Weideführung und um Herdenschutz sowie um die wolfabweisende Einzäunung einer größeren Almfläche ging. Beim Pilotprojekt im Gemeindegebiet von Spiss stellten die betroffenen Fließer Schafbäuerinnen nach zwei Rissen Anfang August einen rund vier Kilometer langen, wolfabweisenden Zaun auf. Über 60 ha Weidefläche wurden in intensiver Arbeit eingezäunt, wodurch fast 300 Schafe bis Ende September noch sieben Wochen auf der Alm bleiben konnten. Das Zaunmaterial und der Arbeitsaufwand wurden finanziell durch das Land und die Gemeinde Fließ gefördert.

BÄR SEIT HEUER WIEDER DA. Im ersten Halbjahr 2021 schaut’s übrigens teilweise anders aus: Luchsnachweis gab es noch keinen, Goldschakal ließ sich ebenfalls keiner blicken. Wolfsnachweise sind bisher drei gelungen (Pfunds und zweimal Nauders). Und der Europäische Braunbär macht sich wieder bemerkbar: Fünfmal wurde er nachgewiesen, in Serfaus (zweimal), Fiss, Tobadill und Pettneu, in Abklärung ist noch ein Vorfall in St. Anton vom 26. Juni.
Nähere Informationen zu gro-ßen Beutegreifern in Tirol gibt’s auf www.tirol.gv.at/baer-wolf-luchs.



Umgang mit großen Beutegreifern in Tirol neu geregelt
Mit einem elf Punkte umfassenden Dringlichkeitsantrag in der dieswöchigen Landtagssitzung regelt die Landesregierung den Umgang mit großen Beutegreifern in Tirol neu. Es wird ein unabhängiges und weisungsfreies Fachkuratorium Wolf-Bär-Luchs eingerichtet, das auf Basis des österreichischen „Managementplan große Beutegreifer“ Maßnahmen für den Umgang mit auffälligen Wölfen empfiehlt – das geht von der Besenderung über die Vergrämung bis hin zur Entnahme. Die Empfehlung ist für die Landesregierung bindend. Wer dem Kuratorium angehören wird, ist der Landesaussendung nicht zu entnehmen. Andererseits wird der Herdenschutz nicht nur finanziell aufgewertet, sondern auch rechtlich verankert. Um eine fachliche Entscheidungsgrundlage zu erhalten, wird das gesamte Almgebiet Tirols auf seine Eignung für Herdenschutzmaßnahmen hin überprüft und entsprechend kategorisiert. Entschädigungszahlungen von gerissenen Tieren sollen des Weiteren nicht mehr im Ermessen der Behörde liegen, sondern gesetzlich garantiert werden. Zudem sollen alle Maßnahmen und Erkenntnisse jährlich evaluiert und im Jahresbericht „Große Beutegreifer“ veröffentlicht werden. LH Günther Platter fasst zusammen: „Herdenschutz dort, wo möglich, und Entnahme dort, wo notwendig.“
 

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