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Im Krisenfall bestehen

Gemeinde Prutz stellte umfangreiches Zivilschutz-Projekt „Kemap“ vor

Durch das Ende des Kalten Krieges und dem wirtschaftlichen Aufschwung seit dem Mauerfall 1989 gerieten Zivilschutzmaßnahmen und Katastrophenpläne in Europa schnell in Vergessenheit. Waren es damals noch die Schatten der atomaren Bedrohung, sind Klimawandel und der „Blackout“ die Schreckensszenarien von heute. Die Gemeinde Prutz hält hier als einer der Vorreiter in Tirol dagegen und stellte kürzlich das umfangreiche Zivilschutz-Projekt „Kemap“ vor.
29. November 2022 | von Von Attila Haidegger
Im Krisenfall bestehen<br />
Das Kraftwerk Kaunertal und das Umspannwerk Prutz würde bei einem Blackout – da es schwarzstartfähig ist – als erstes wieder ans Netz gehen und die Basis für den Wiederaufbau des Tiroler Netzes bilden. RS-Foto: Haidegger
Von Attila Haidegger

Als „großes Geheimnis, das keines mehr ist“ betitelte Projektleiter Karlheinz Eckhart den totalen europäischen Blackout. Auch wenn dieses europaweite Ereignis aufgrund vieler Kontrollmechanismen innerhalb des Stromnetzes eher unwahrscheinlich sei, ist die Sorge eines regionalen Blackouts – wie diesen Sommer während der Hauptsaison in Nauders „nur“ acht Stunden lang geschehen – durchaus berechtigt. Denn der reiche schon aus, um das gewohnte Leben komplett auf den Kopf zu stellen. Lebensmittelgeschäfte schließen ihre Pforten, Tankstellen liefern keinen Treibstoff, Versorgungsketten brechen zusammen. Die Folgen laut Eckhart: Revolten der Bevölkerung. Für die Projektgruppe und den Prutzer Bürgermeister Heinz Kofler Grund genug, die Einwohner dahingehend zu sensibilisieren und zu informieren. „Der Neo-Liberalismus, gepaart mit der Just-In-Time-Mentalität, und der gewohnte Überfluss an Gütern ließ solche vorsorglichen Maßnahmen unnötig erscheinen. Doch hier herrscht Aufholbedarf, wir müssen uns von der Phase nach 1990 verabschieden und für eine Bewusstseinsbildung innerhalb der Bevölkerung sorgen“, so Eckhart.

HERZENSANGELEGENHEIT. Auslöser für das Projekt „Kemap“ (Komplexes Einsatz Management für Prutz) war laut Eckhart das Thema Blackout. Im Juli 2021 entstanden, gliedert sich das Projekt in vier Gruppen: Die kommunale Vorsorge, die Koordination von Einsatzorganisationen, die medizinische und soziale Vorsorge sowie die private und betriebliche Vorsorge. Unterstützt wurden die Gruppen von Rainer Krismer, Bgm. Heinz Kofler und einem Experten der Tiwag. Das Themenfeld ist sehr umfangreich: Eigenvorsorge, Treibstoffbevorratung, Datensicherung, Verbesserung der Kommunikation, Gemeindeeinsatzleitung, Absprache mit Einsatzorganisationen und vieles mehr. Die Prutzer Feuerwehr simuliert bereits etwaige Blackout-Szenarien und Funk-Übungen, weiters wird an einem „Prutz-Radio“ gearbeitet, schließlich wären alle Mobilfunknetze „down“ und keiner mehr erreichbar. Doch am wichtigsten ist Eckhart die Eigenverantwortung und Haushaltsbevorratung in der Familie: „Wo treff ich mich mit meinen Angehörigen, wenn ich keinen mehr erreiche? Habe ich genügend Versorgungsgüter zu Hause? Komm ich überhaupt noch in mein Smart-Home, das elektronisch abgeriegelt ist? Diese Eigenverantwortung muss in der Bevölkerung gewährleistet sein, schließlich kann die Gemeinde nicht für alles sorgen.“ Dafür wird im Laufe des Winters ein Info-Folder an alle Prutzer Haushalte verteilt, für den kommenden Frühling ist bereits eine Katastrophenzivilschutzübung geplant. Auf der Website www.kemap.at sind alle Informationen zu dem Projekt aufgelistet.

„PRUTZ STEHT GUT DA.“ Die gute Nachricht: Falls in Tirol die Lichter ausgehen, greift das Land Tirol auf einen sogenannten Netzwiederaufbauplan zurück. Spitzenstromkraftwerke werden dabei von der Tiwag bevorzugt, was heißt, dass das Kraftwerk Kaunertal mit dem Umspannwerk in Prutz das erste ist, das in Tirol wieder ans Netz geht. Es ist „schwarzstartfähig“ und kann mittels eines Eigenbedarfsgenerators den Wiederaufbau des Tiroler Netzes bewerkstelligen. Ein Riesenvorteil für Prutz – das dadurch auf kostspielige Notstromgeneratoren verzichten kann – und die umliegenden Dörfer. Nichts-destotrotz verfügen die Feuerwehr und die Volksschule in Prutz über ebensolche. „Prutz steht gut da, der Spuk wäre innerhalb einer Stunde wieder vorbei“, so Eckhart. Die Projektgruppe sei durchaus bereit mit anderen Gemeinden zu kooperieren und hofft auf die Bereitschaft ebendieser, sich des Themas anzunehmen. „Im Ernstfall braucht man sich auf keinen zu verlassen. Prutz wüsste, was zu tun ist, die Bevölkerung zum Teil. Es steckt viel Hirnschmalz hinter dem Projekt, von dem nicht nur Prutzer profitieren“, so Bgm. Kofler. „Kemap“ wird kontinuierlich weiter ausgearbeitet, so soll bereits eine Schulpädagogin Interesse an dem Projekt haben, die das Thema in die Klassenzimmer bringen möchte.
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Das Team hinter dem Projekt „Kemap“: Christian Strigl, Sylvia Kolp, Mario Jäger, Christoph Strigl, Projektleiter Karlheinz Eckhart und Bgm. Heinz Kofler RS-Foto: Haidegger
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Projektleiter Karlheinz Eckhart ist in der IT-Branche tätig und weiß daher bestens, wie abhängig die Bevölkerung mittlerweile vom Stromnetz ist. RS-Foto: Haidegger

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