Von Daniel Haueis
RUNDSCHAU: Sie haben bei einem Besuch in Slowenien gesagt: „Wintertourismus und Skifahren werden möglich sein.“ Was macht Sie so sicher?
Bundeskanzler Sebastian Kurz: Wir haben uns bereits auf die Sommersaison sehr gut vorbereitet und in Summe ist der Sommer in Österreich aus touristischer Sicht mit ein paar kleinen Clustern erfreulich gut verlaufen. Die Gastronomie und der Tourismus insgesamt haben nun auch viel mehr Erfahrung im Umgang mit Corona. In Summe hat Österreich die Krise bisher besser bewältigen können als andere Länder, daher bin ich auch zuversichtlich, dass wir den Winter, trotz aller Herausforderungen und Verschärfungen der Maßnahmen, gut meistern werden. Und nicht zuletzt ist der Wintertourismus gerade für viele Regionen in den Bezirken Landeck und Imst eine wichtige Lebensader. Wir wollen die Arbeitsplätze erhalten und dafür sorgen, dass nicht nur Gastronomie und Hotellerie gut durch den Winter kommen, sondern auch die vielen Handwerksbetriebe und Dienstleistungsunternehmen in den Regionen weiter bestehen bleiben. Wirtschaft und Corona schließen sich nicht gegeneinander aus.
RUNDSCHAU: Liftgesellschaften und auch Beherbergung fordern klare Richtlinien für die Saison, haben zum Teil selber Vorschläge erarbeitet. Mit welchen Auflagen (Stichworte Apres-Ski und Gondelfahrten) können sie rechnen – und wann wird es sie geben?
Bundeskanzler Sebastian Kurz: Wir befinden uns in der Endphase der Gespräche und versuchen möglichst viele einzubinden. Es sind viele Details zu klären. Wir wollen ein Konzept, das ein sorgenloses Skifahren und einen schönen Winterurlaub sicherstellt. Gleichzeitig braucht es allerdings Maßnahmen zum Schutz vor Neuansteckungen. Hier haben Regionen wie zum Beispiel Ischgl oder Serfaus-Fiss-Ladis viel Zeit und Engagement investiert und gute Konzepte für den Winter ausgearbeitet und ich bin mit Landeshauptmann Günther Platter in dieser Frage in regelmäßigen Kontakt. Die Vorschläge gilt es nun in einen Gesamtguss für ganz Österreich zu bringen, denn die Regeln müssen möglichst einfach und einheitlich sein. Was das Apres-Ski betrifft, sind wir uns sicher alle einig, dass dieser nicht mehr so ablaufen kann wie in den Jahren zuvor.
RUNDSCHAU: Gerade der Bezirk Landeck ist wesentlich auf den Wintertorismus angewiesen. Falls doch ein Lockdown erfolgen muss, kann die Region dann Unterstützung erwarten?
Bundeskanzler Sebastian Kurz: Der Bezirk Landeck war vom Lockdown im März viel intensiver betroffen als alle anderen Regionen Österreichs. Die Entscheidung, das gesamte Paznauntal und St. Anton am Arlberg unter Quarantäne zu stellen, ist uns damals nicht leicht gefallen, sie war aber alternativlos. Ich erinnere mich noch gut an den Abend des Lockdowns, als ich mit den Bürgermeistern und Tourismusverantwortlichen des Paznauntals in einer Telefonkonferenz zugeschaltet war. Es war für alle eine sehr herausfordernde Zeit und mich hat sehr beeindruckt, wie ruhig und verantwortungsvoll das gesamte Paznauntal und St. Anton mit der Situation umgegangen ist. Ich bin allen Einwohnern sehr dankbar, dass sie diese schwierige Zeit der Abschottung so gut mitgetragen hat. Das alles wollen wir kein zweites Mal erleben. Daher unternehmen wir alles, damit es zu keinem zweiten Lockdown kommt.
RUNDSCHAU: Das Tiroler Oberland wartet mit mehr als einem Dutzend zum Teil weltweit bekannten Topskigebieten auf. Waren Sie hier schon Ski fahren?
Bundeskanzler Sebastian Kurz: Ich kenne die gute Gastfreundschaft des Oberlandes und komme immer wieder gerne nach Tirol ins Kühtai. Auch mit Landeshauptmann Günther Platter war ich schon im Kaunertal auf Skitour oder auf der 3-Länder-Spitze. Diesen Sommer hatten wir die Wildspitze im Visier, jedoch mussten wir diese Tour wegen Corona auf nächstes Jahr verschieben.
RUNDSCHAU: Danke
Bundeskanzler Sebastian Kurz (r.) und LH Günther Platter im April vergangenen Jahres bei einer Skitour auf den Glockturm im Kaunertal. Foto: Julian Angerer