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Verhärtete Fronten

Alpenschutz-Urteil: Ausbau Kraftwerk Kaunertal fällt durch

Staudamm im entlegenen Platzertal und zwei zerstörte Bergflüsse: Die ökologischen Schäden durch den geplanten Ausbau des Kraftwerks Kaunertal wären laut der Alpenschutzkommission „CIPRA“ und der Umweltschutzorganisation WWF Österreich zu hoch. LH-Kandidat Mattle hält am weiteren Ausbau der Wasserkraft fest.
5. September 2022 | von Von Attila Haidegger
Verhärtete Fronten<br />
Das Platzertal ist laut CIPRA eines der letzten intakten Hochtäler in Österreich. Foto: Sebastian Frölich
Von Attila Haidegger

Ein Bekenntnis aller Tiroler Parteien zum sofortigen Stopp des Projektes: Das fordern die beiden Organisationen, da laut ihnen mehrere Tiroler Naturjuwele für immer zerstört würden. „Wir beurteilen normalerweise keine Einzelprojekte und sind auch nicht grundsätzlich gegen Wasserkraft in den Alpen. Der geplante Kraftwerksausbau verstößt aber so eindeutig gegen unsere Kriterien für nachhaltige Wasserkraftnutzung, dass wir die Einstellung des Projekts empfehlen“, erklärt Kaspar Schuler, Geschäftsführer der CIPRA International.

WERTVOLLES HOCHTAL. Der Ausbau des Kraftwerks Kaunertal verstößt laut Schuler vor allem gegen ein zentrales CIPRA-Kriterium für nachhaltigen Wasserkraftausbau: Den Erhalt der letzten ökologisch intakten Flüsse, Bäche und Flussstrecken im Alpenraum, was auch die von Österreich mitunterzeichnete Wasserdeklaration der Alpenkonvention festhält. Neben der Ableitung großer Wassermengen aus Gletscherflüssen und der Verbauung eines der letzten intakten Hochtäler würde der Ausbau auch den Verlust von 6,3 Hektar Moorlandschaft im Platzertal bedeuten. „Es darf kein weiteres ökologisch wertvolles Hochtal geopfert werden“, so Schuler.

KLARE ABSAGEN. Tiroler-Volkspartei-Landesobmann Anton Mattle erteilte der Forderung umgehend eine Absage: „Am Ausbau der Wasserkraft und dem Ziel der Energieautonomie führt kein Weg vorbei. Tirol ist ein Wasserkraftland und hat viel Potenzial bei der Photovoltaik und anderen erneuerbaren Energieträgern. Ohne die Nutzung dieses Potenzials wird uns die Energiewende und effektiver Klimaschutz aber nicht gelingen. Deshalb ist der Ausbau der Wasserkraft für mich nicht verhandelbar“, hält Mattle fest. „Mit angezogener Handbremse wird uns die Energiewende nicht gelingen“, führt die VP-Energiesprecherin Conny Hagele weiter an. Auch FPÖ-Tirol-Klubobmann Markus Abwerzger meint dazu: „Es braucht jegliche Maßnahmen, um die umweltverträgliche Wasserkraftgewinnung zu stärken, und es braucht auch eine richtige Photovoltaikoffensive in Tirol.“

ZUSPRUCH. LA Markus Sint der Liste Fritz befürwortet den Stopp des Ausbaus: „Seit 2009 plant die TIWAG jetzt schon an diesem Mega-Pumpspeicherkraftwerk, das eine rücksichtslose und brutale Naturzerstörung, die Ableitung des Ötztaler Wassers, die unwiederbringliche Zerstörung einer riesigen Moorlandschaft sowie jahrelange Baustellen und Belastungen für die Bevölkerung bedeutet. Ein derart überdimensioniertes Kraftwerksprojekt geht auf Kosten unserer wundervollen Landschaft und ist keine Zukunftsansage. Die Aussage von ÖVP-Kandidat Mattle, der Ausbau der Wasserkraft sei nicht verhandelbar, ist nicht durchdacht und eigentlich eine gefährliche Drohung.“ Dominik Oberhofer von den Neos gibt sich pragmatisch: „Wir pochen darauf, den Ausstieg aus Öl und Gas zu fördern. Schnellere Verfahren ermöglichen den Einsatz von innovativen Technologien, die heute schon in Tirol erfunden und gebaut werden. Der starke Einsatz von Wasser, Wind und Sonne wird zurzeit von Bürokratie und überlangen Verfahren verhindert.“

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