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„Ein schwieriger Patient“

Hotel Hochfinstermünz: noch keine Zukunftspläne – Schrägaufzug Alt- & Hochfinstermünz im Gespräch

Auch nach gut einem Jahr nach dem Platzen des Casino-Projektes gibt es noch keine Zukunftspläne für das legendäre Alpenhotel Hochfinstermünz. Dafür werden aber zarte Bestrebungen zur Realisierung eines Schrägaufzugs von Altfinstermünz nach Hochfinstermünz ersichtlich.
1. November 2021 | von Von Herbert Tiefenbacher
„Ein schwieriger Patient“<br />
„Was mit der verlassenen Hotelanlage in Hochfinstermünz passiert, weiß derzeit kein Mensch“, sagte der Nauderer Dorfchef Helmut Spöttl auf Nachfrage. RS-Foto: Tiefenbacher
Von Herbert Tiefenbacher

Bei seinem Informationsabstecher nach Nauders besuchte Landeskonservator Walter Hauser, Leiter der Abteilung Tirol im Bundesdenkmalamt, u.a. das denkmalgeschützte Alpenhotel Hochfinstermünz, um sich persönlich ein Bild vom baulichen Zustand zu machen und den aktuellen Stand der Dinge bezüglich Zukunftspläne zu erfahren. Die ehemalige Hotelanlage ist nicht nur ein historisch bedeutsames Objekt für die Region, sondern bildet auch sozusagen das Tor von der Reschen-Bundesstraße zum Highlight Altfinstermünz, das seinem Anspruch gerecht wird, eine Synthese aus Natur- und Kulturraum und Erlebnis-ort zu sein.

BEFUND. Hausers Befund: „Die verlassene Hotelanlage ist ein schwieriger Patient.“ Es sei in der Vergangenheit immer wieder in das Hotelgebäude eingebrochen worden und man habe dort derart gewütet, dass erhebliche Schäden entstanden. „Um die Gebäude vor weiterem Vandalismus zu bewahren, hat der Eigentümer daraufhin die Eingangstüren und Fenster gesichert“, erklärte Walter Hauser. Positiv angemerkt wurde vom Landeskonservator, dass die Dächer der Hotelanlage noch ganz in Ordnung sind. Was die Zukunftsaussichten für die gesamte Hotelanlage betrifft, befindet sich beim obersten Denkmalschützer Tirols nach dieser Visite ein großes Fragezeichen. Weshalb die Skepsis? Vor gut einem Jahr musste der neue Besitzer die Zerschlagung der Idee eines Casinos in Hochfinstermünz leidvoll zur Kenntnis nehmen. „Der Eigentümer kümmerte sich zwar nach den Vandalismus-Attacken um die Sicherungsmaßnahmen, aber es fehlt eine wirkliche Perspektive. Es gibt keine Nutzungsidee“, stellte Hauser fest. Er nannte im Gespräch mit der RUNDSCHAU die Burgwelt Ehrenberg in Reutte – die diesbezüglich als Beispiel dienen könnte –, denn dort sei der Ehrenberg Liner, ein vollautomatischer Schräg-aufzug, ein wichtiger Baustein des Masterplans, der ein starker Impulsgeber für die Weiterentwicklung der touristischen Infrastruktur sei. 350000 Besucher im Jahr 2018 würden für sich sprechen.

SCHRÄGAUFZUG. Hauser sieht den seit Jahren vom Verein Altfinstermünz angepeilten Schrägaufzug – eine Panoramakapsel mit Rundumblick – von Altfinstermünz nach Hochfinstermünz als Chance. „Oft aber ist der Weg zu ihrer Realisierung sehr mühsam“, so Hauser. Dass sich die Stakeholder dazu bekennen, das Schrägaufzug-Projekt anzustreben und ihre Bereitschaft signalisieren die Umsetzung mitzutragen, ist eine entscheidende Voraussetzung dafür, das Ziel zu erreichen. Manchmal dauert das eben lange. Leider, leider …“, meinte Walter Hauser.

BESTREBUNGEn. Ab und zu geht etwas schneller voran als erwartet. In Nauders gibt es neuerdings Bestrebungen, den langgehegten Wunsch des Vereins Altfinstermünz, einen Schrägaufzug zu errichten, in ein konkretes Projekt zu verwandeln. Diese Woche hat eine Nauderer Delegation mit Bgm. Helmut Spöttl und Hermann Klapeer, Obmann des Vereins Altfinstermünz, eine Erkundungstour nach Reutte als wichtigen Termin im Kalender vorgemerkt. „Sinn der Reise ist die Burgenwelt Ehrenberg mit dem Ehrenberg Liner zu besichtigen und sich vor Ort über die Ergebnisse des Konzeptes und die laufenden Aktivitäten sowie über die Erfahrungen, die daraus gewonnen wurden, zu informieren“, erklärte Obmann Klapeer.

SPRUNG ZUM GANZJAHRESBETRIEB. Man hofft aber auch von Architekt Armin Walch, Geschäftsführer der Burgenwelt Ehrenberg, einige gute Ideen und Anregungen zu erhalten. Die Hoffnung ist nicht unbegründet. „Architekt Walch war damals in die Renovierung von Altfinstermünz involviert und hatte immer wieder gute Tipps parat“, sagte Klapeer. Für ihn ist ein Schrägaufzug eine wesentliche Möglichkeit und Chance, Altfinstermünz als Erlebnisort aufzuwerten und die Programmangebote autark gestalten zu können, das heißt, wetterunabhängig zu werden. „Die Zufahrt nach Altfinstermünz ist je nach Witterung mit Risiken verbunden, daher muss der Weg immer wieder gesperrt werden. Mit dem Aufzug wäre dieses Problem gelöst und es wäre auch der gewünschte Sprung vom Sommer- zum Ganzjahresbetrieb möglich“, betonte Klapeer.

GANGBARER WEG. Bgm. Helmut Spöttl ist ein agierender Befürworter dieses Schrägaufzug-Projektes. Aus seiner Sicht wäre die Gründung einer GmbH, die diese Attraktion realisiert und betreibt, ein gangbarer Weg. Als Gesellschafter sollten nach seiner Vorstellung die Gemeinde Nauders, die Nauderer Bergbahnen, der Tourismusverband und der Verein Altfinstermünz beteiligt sein. „Wir können dieses Projekt auf die Beine stellen, aber es geht nur gemeinsam“, ist Spöttl überzeugt. Der Weg zum Ziel wird wahrscheinlich auch mit dem einen oder anderen Hindernis bestückt sein. Es ist nicht auszuschließen, dass es Probleme geben könnte – und zwar mit Grundeigentümern.

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