Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Seit 30 Jahren erfolgreich

Maikäferreduktion durch eine Pilzgerste

​​​​​​​Durch die Engerlinge der Maikäfer entstanden in den 1990er-Jahren große Schäden in Feldern und auf Wiesen. Bis zu 300 Tiere pro Quadratmeter wurden gezählt, ganze Felder wurden braun und im Unterländer Brandenberg kam es zu massiven Hangrutschen. Die Maikäferplage war aber für die Tiroler Landwirtschaft nichts Neues. Schon vor 100 Jahren wurden weite Teile des Tiroler Inntales als Hochrisikogebiet ausgewiesen.
7. November 2023 | von von Helga-Maria Pircher
Seit 30 Jahren erfolgreich
​​​​​​​Mit solchen Maschinen wird die Pilzgerste ausgebracht. RS-Fotos/Repros: Pircher
Von Helga-Maria Pircher

Das Problem bei der Engerling-Bekämpfung ist der notwendige Kontakt des Giftkörpers mit dem Tier. Darum muss der mit dem Pilz geimpfte Gerstensamen in einer Tiefe von wenigen Zentimetern in den Boden eingebracht werden, erklärte Peter Frank. Von Anfang an war neben der Universität Innsbruck und der Landwirtschaftskammer auch der Maschinenring Tirol in die Abwehr des Maikäfers eingebunden. Heute, nach 30 Jahren, hat man die passenden Maschinen und die notwendige Erfahrung, um jedes Jahr die Bekämpfung im Frühjahr durchführen zu können. Die gute Wirksamkeit der Pilzgerste ist aber gleichzeitig eine Schwäche. Werden nämlich die Maikäfer im großen Ausmaß reduziert, fehlt dem Pilz in weiterer Folge die Nahrung und er stirbt ab. Dies erlaubt neuen Generationen an Schädlingen die Eier im Boden abzulegen. Deshalb ist es notwendig alle acht bis zehn Jahre neue Pilzgerste in den Boden einzubringen. Da dieser biologische Wirkstoff (er stammt aus Italien) keine europaweite Zulassung hat (dies wäre zu teuer) muss jedes Jahr die Pilzgerste über eine Notfallverordnung genehmigt werden.

KOSTEN WERDEN GETEILT. Jedes Jahr werden rund 400 Hektar mit der Pilzgerste behandelt. Dieses Jahr werden im Bezirk Felder in Pfunds, Tösens, Serfaus, Schönwies, Obsaurs und wahrscheinlich Landeck und Zams von Engerlingen befreit. Die Kosten betragen ca. 900 Euro pro Hektar und diese Kosten werden von den Standortgemeinden, den Grundbesitzern und dem Land Tirol zu gleichen Teilen (sprich jeweils ein Drittel) getragen. Ausnahmsweise übernahm die Gemeinde Tösens, wie Bgm. Bernhard Achenrainer erzählte, vor einigen Jahren auch die Kosten der Grundbesitzer.

KLIMAERWÄRMUNG. Durch die Klimaerwärmung sind neue Probleme aufgetreten. Fand man vor wenigen Jahren üblicherweise Maikäfer nur bis zu einer Seehöhe von 900 Metern, eine Ausnahme war das Obere Gericht, so findet man heute die Schädlinge bis in Höhen von 1.500 Metern. Dadurch sind auch immer mehr Steilhänge vom Befall betroffen. Neue Maschinen werden für die Ausbringung benötigt, der Maschinenring ist, wie Gottfried Gabl festhielt (Maschinenring Tiroler Oberland), schon fleißig beim Testen. Prof. Dr. Hermann Strasser (Universität Innsbruck) schließt nicht aus, dass sich durch den Temperaturanstieg auch die Zyklenzeit der Käfer von vier auf drei Jahre verkürzt. Die Landwirtschaftskammer wird weiterhin, wie in den vergangenen 30 Jahren, die Organisation der Ausbringung übernehmen, versicherte der Geschäftsführer der LK Landeck Ing. Mag. Peter Frank. Sein Vorgänger DI Andrä Neururer war, obwohl anfangs skeptisch, immer mit ganzem Einsatz bei der Sache, wie der rüstige Pensionist bei dem Pressegespräch feststellte.
Das Pressegespräch fand im Sitzungssaal der Gemeinde Pfunds statt, neben Bgm. Melanie Zerlauth (Pfunds) waren auch VBgm. Werner Mair (Pfunds) und Ortsbauernobmann Ossi Stadelwieser anwesend. Prof. Strasser wurde von Dr. Maria Zottele aus Landeck unterstützt, sie ist in ein neues Projekt eingebunden, bei dem auch andere Schädlinge, wie der Junikäfer und andere Insekten, reguliert werden sollen.
Seit 30 Jahren erfolgreich
Solche Tierchen bereiten riesige Probleme. RS-Fotos/Repros: Pircher
Seit 30 Jahren erfolgreich
Hier hat der Pilz seine Arbeit geleistet. RS-Fotos/Repros: Pircher
Seit 30 Jahren erfolgreich
DI Andrä Neururer war von Anfang an in der Maikäfer-Reduktion tätig. RS-Fotos/Repros: Pircher

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben
Wir verwenden Cookies, Tracking- und (Re-) Targeting-Technologien. Damit wollen wir unsere Webseite nutzerfreundlicher gestalten und fortlaufend verbessern. Wenn Sie unsere Webseite weiter nutzen, stimmen Sie dadurch der Verwendung von Cookies zu – ausgenommen sind Cookies für Google-Marketing-Produkte.
Einverstanden
Weiter ohne Google-Marketing-Produkte.
Weitere Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.