Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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100 Jahre Pulverzauber und Metallurgenkunst

Zwei starke Metalle – Wolfram und Molybdän – als Initialzündung für 100 Jahre erfolgreiche Unternehmensgeschichte

Wolfram und Molybdän sind die starken Metalle, die die Plansee Group seit 100 Jahren zu starken Produkten verarbeitet. Forschung und Entwicklung eröffnen Möglichkeiten immer neuer Hightech-Anwendungen. Die Plansee Group verschiebt die Grenzen des technisch Machbaren – mit großem Erfolg – seit zehn Jahrzehnten. 1921 wurde in Breitenwang/Reutte der Grundstein für das seitdem kontinuierlich international wachsende Unternehmen (14.145 Mitarbeiter) gelegt.
14. Juni 2021 | von Sabine Schretter
100 Jahre Pulverzauber und Metallurgenkunst
Mag. Karlheinz Wex und Dr. Wolfgang Köck (v.l.) bilden seit 2020 das Vorstandsduo der Plansee Group.
Von Sabine Schretter.
„Unsere Metalle treiben Maschinen an, bringen Licht in unsere Häuser, übertragen Wort und Bild über große Entfernungen und leisten Tausend andere nützliche und wichtige Dienste“, visionäre Worte des Unternehmensgründers Dr. Paul Schwarzkopf drücken aus, wofür die Plansee Group seit 100 Jahren erfolgreich steht: Als Weltunternehmen mit ausgeprägtem Pionier- und Entwicklungsgeist zwei Hochleistungswerkstoffe – Wolfram und Molybdän – für immer neue Anwendungen zugänglich zu machen. Molybdän ist gekennzeichnet durch einen sehr hohen Schmelzpunkt, eine geringe Wärmeausdehnung und eine hohe Wärmeleitfähigkeit und wird in zahlreichen Industrien eingesetzt. Die Plansee Group fertigt aus dem Werkstoff Bänder und Drähte für die Lichtindustrie, Halbleiterbasisplatten für die Leistungselektronik, Glasschmelzelektroden, Heizeinsätze für Hochtemperaturöfen und Sputtertargets für die Beschichtung von Solarzellen und Flachbildschirmen. Wolfram ist so schwer wie Gold, fast so hart wie Diamant (als Wolframcarbid) und besitzt mit 3.422°Celsius den höchsten Schmelzpunkt aller Metalle. Für Hochtemperaturanwendungen in der Energie- und Lichttechnik sowie für die Raumfahrt eignet sich Wolfram ideal. Aufgrund seiner sehr hohen Dichte wird Wolfram als Schwungmasse, Gegengewicht oder Schwingungsdämpfung in der Luftfahrt-, Automobil-, Sport- und Telekommunikationstechnik genutzt. Es schirmt in der Medizintechnik Strahlung ab und als Wolframcarbid bildet es mit diamantähnlicher Härte die Basis moderner Schneide- und Bohrwerkzeuge für Metall-, Stein-, Holz- und Kunststoffbearbeitung.

Der Startschuss fürs Ausserfern.
Die Geburtsstunde für die wirtschaftliche Entwicklung des abgeschieden im Westen Tirols liegenden Außerferns schlug 1921, als Dr. Paul Schwarzkopf überzeugt sagte: „Der Plansee, der Urisee, die herrlichen Berge um das breite Talbecken am Lechknie und dessen Bevölkerung, soweit ich in den wenigen Tagen meines Aufenthaltes mit ihr in Berührung gekommen war, hatten es mir angetan. Es war nicht der Verstand, der mich nach Reutte zog, sondern das Gefühl, nicht das Gehirn, sondern das Herz.“ Für die Errichtung seines Unternehmens erwarb er einen zwar nicht idealen, dafür aber prompt verfügbaren Grund in Breitenwang und begann 1922 im „Metallwerk Plansee“ mit der pulvermetallurgischen Produktion von Wolfram- und Molybdänstäben. Während der NS-Zeit emigrierte Schwarzkopf in die USA, kehrte 1947 wieder nach Reutte zurück und bereitete den Weg, den die Plansee Group bis heute erfolgreich beschreitet.

 
100 Jahre Pulverzauber und Metallurgenkunst
Dr. Paul Schwarzkopf gründete Plansee und stand bis 1967 an der Spitze.
Weitere Wegbereiter.
Paul Schwarzkopfs Sohn Walter wirkte von 1967 bis 1978 als Vorsitzender des Vorstands und begründete die Leitsätze, die bis heute die Unternehmenskultur der Plansee Group prägen. Walter Schwarzkopf führte eine offene Unternehmenskultur der Selbstverantwortung und Eigeninitiative ein, die den Mitarbeitern sowie den einzelnen Unternehmensbereichen und Gesellschaften erlaubte zu wachsen. Walter Schwarzkopfs Frau Hilde trug nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes von 1978 bis 2009 die Verantwortung im Aufsichtsrat. „Das, was als mein Lebenswerk bezeichnet wird, ist einfach nur das, was ich mein Leben lang getan habe – oft mit großer Freude, oft aus einem Pflichtgefühl heraus und immer mit ganzem Herzen“, beschrieb Hilde Schwarzkopf ihr Bemühen um das Unternehmen. Als große Aufgabe und großes Glück,  „vom Ferialarbeiter über den Diplomanden und Dissertanten die ganze Ochsentour bis zum Aufsichtsratsvorsitzenden gemacht haben zu dürfen“, bezeichnete Dr. Rudolf Machenschalk, Vorstandsvorsitzender von 1978 bis 1996, seinen Weg mit Plansee. Dr. Michael Schwarzkopf (*1961), Sohn von Walter und Hilde Schwarzkopf, bekleidete von 1996 bis 2017 die Position des Vorstandsvorsitzenden und entwickelte die Plansee Group zum Global Player. „Der Fokus auf die Werkstoffe Molybdän und Wolfram und die frühe Internationalisierung gehören zu den Eckpfeilern des Plansee-Erfolgs, ebenso wie eine gute Portion unternehmerisches Geschick und Glück“, ist er überzeugt. Ab dem Jahr 2002 bildete Michael Schwarzkopf mit Bernhard Schretter und Karlheinz Wex einen Dreiervorstand. 2017 legte er den Vorstandsvorsitz zurück und wurde Vorsitzender des Aufsichtsrats. 2020 verabschiedete sich Bernhard Schretter in den Ruhestand. Seitdem liegt die Leitung der Plansee Group in den Händen von Karlheinz Wex und Wolfgang Köck.
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Dr. Walter Schwarzkopf war von 1967 bis 1978 Vorsitzender des Vorstands.
Plansee-Familie.
Seit Generationen  arbeiten Außerferner, Zugezogene und viele Allgäuer für die Plansee Group. Die meisten von ihnen halten dem Unternehmen über Jahrzehnte die Treue. Dafür sorgen unter anderem Wohnraum für Mitarbeiter, die Lehrlingsausbildung und umfangreiche interne Weiterbildungsmaßnahmen. 1939 wurde die Plansee Werkberufsschule gegründet, die seit 1956 mit Öffentlichkeitsrecht geführt wird. Seit 1982 bietet Plansee zudem die Ausbildung zum Werksmeister.  Auf Dr. Paul Schwarzkopfs  Bestreben, allen im Außerfern eine gute Bildung zu ermöglichen,  geht dessen Initiative zurück, ein Realgymnasium in Reutte zu gründen. Plansee blieb dieser Tradition verpflichtet und war federführend an der Realisierung der HTL für Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Ausbildungsschwerpunkt Betriebsinformatik 2020 am Standort Reutte beteiligt. Obwohl fern jeder Universität beheimatet, ist Plansee ein Zentrum der pulvermetallurgischen Forschung und Entwicklung und, seit 1952 das erste „Plansee-Seminar“ abgehalten wurde, regelmäßiger Treffpunkt der internationalen Wissenschaft. Walter und Hilde Schwarzkopf zeigten zudem kulturelles Engagement und baten 1975 zum ersten „Plansee Konzert“. Bis heute begeistern diese Konzerte die Plansee-Familie und darüberhinaus zahlreiche Menschen aus nah und fern.

Zielstrebig und umsichtig.
Die Plansee Group verfolgt eine klare Strategie: Der Fokus liegt auf nachhaltigem Wachsen und Arbeiten und einer hohen Verantwortung für den Lebensraum, der das Werk umgibt. Die Plansee Group ist gerüstet für die Herausforderungen der Zukunft – Teil einer hochkomplexen, weltweiten Wertschöpfungskette zu werden sowie Produkte zielgerichtet und punktge-nau zu entwickeln und zu liefern. Neue Anwendungswelten mit Wolfram und Molybdän befruchten Plansees Fähigkeit zur Metamorphose. Über allem steht ein klares Bekenntnis zum Herz der Plansee Group, zum Verwaltungsstandort Reutte, wo ein Großteil der Produktion und alle zentralen Servicebereiche angesiedelt sind.
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Dr. Michael Schwarzkopf war von 1996 bis 2017 Vorstandsvorsitzender.

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