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Berufsorientierung in Zeiten von Corona

Entscheidungsfindung nach der Pflichtschulzeit. Dilemma oder Chance für Viertklässler?

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Schule und Unterricht machen sich vielfach bemerkbar. Ganz besonders betroffen sind die Schüler*innen der vierten Klassen an den Mittelschulen, welche in diesem Schuljahr eine Entscheidung über ihre weitere schulische Laufbahn treffen müssen. Die Viertklässler an der MS Lechtal in Elbigenalp geben einen Einblick in ihre Entscheidungsfindung.
15. März 2021 | von Magdalena Winkler
Berufsorientierung in Zeiten von Corona
Gerade für Viertklässler, deren Pflichtuschulzeit mit diesem Schuljahr endet, stehen Zukunftsentscheidungen an. An der MS Lechtal ist man bempht, trotz Pandemie.Situation, qualifizierte Unterstützung dür die Entscheidungsfindung zu bieten.
Von Magdalena Winkler. 
Die Vorbereitung auf das Berufsleben ist Teil des Bildungsauftrags an österreichischen Schulen. Dahingehend spielt die Berufsorientierung in sämtlichen Schularten eine wichtige Rolle und ist auch in den jeweiligen Lehrplänen entsprechend verankert. In den Stundenplänen der dritten und vierten Klassen der Mittelschule zeigt sich dies in Form der verbindlichen Übung Berufsorientierung (BO). In BO sollen sich die Schüler sowohl mit ihren eigenen Stärken und Interessen als auch der Berufs- und Arbeitswelt auseinandersetzen.

ENTSCHEIDUNGSFRAGE.
Für die vierten Klassen der Mittelschule ist nämlich bereits gegen Ende des Wintersemesters eine Entscheidung über ihren weiteren Bildungsweg fällig. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Das verpflichtende 9. Schuljahr an der PTS abschließen und dann eine Lehre beginnen, eine berufsbildende mittlere oder höhere Schule oder die AHS Oberstufe besuchen. Neben der Erfüllung etwaiger Aufnahmekriterien gilt es sich dabei auch seiner eigenen Interessen und persönlichen Prioritäten bewusst zu werden. Gerade heuer kein leichtes Unterfangen. „In den letzten Jahren war für die meisten um Weihnachten klar, welchen Weg sie nach Abschluss der Mittelschule einschlagen“, meint FL Bianka Falger, BO-Lehrerin der vierten Klassen. „Heuer wussten das viele zu diesem Zeitpunkt noch nicht“.

ENTSCHEIDUNGSHILFE.
„Der Unterricht musste heuer vor allem in der Theorie und nicht wie sonst in der Praxis stattfinden“, bedauert Falger. Betriebsbesichtigungen sowie der Besuch des AMS und Berufsinformationszentrums in Reutte konnten ebenso wie die Infoveranstaltung Lehre und der Bewerbungsworkshop mit dem AMS nicht stattfinden. „Dankenswerterweise konnten wir einen Besuch von Herrn Geiger vom AMS an unserer Schule ermöglichen“, so Falger weiter. Auch der an der MS Lechtal jedes Jahr stattfindende Informationsabend, zu welchem Vertreter*innen verschiedener weiterführender Schulen geladen werden, fiel ins Wasser. Hier hatten Eltern, Schüler und die Schulvertreter stets die Möglichkeit, persönlich in Kontakt zu treten.
Indes entfiel auch der an fast allen Schulstandorden angebotene „Tag der offene Tür“. Darauf reagierten die Schulen jedoch mit einer Vielzahl von kreativen Lösungen: So bot etwa die HLW Reutte eine Führung durchs Schulhaus für Kleingruppen an. „Zum Glück konnte ich dadurch einen besseren Einblick in diese Schule gewinnen“, meint eine der Viertklässlerinnen. Auch am BG/BRG Reutte fand ein virtueller Infoabend statt. „Ich hatte anfangs Zweifel“, sagt eine Schülerin, „nach dem Infoabend habe ich mich dann aber doch für die AHS Oberstufe entschieden.“ Schwierig war es hingegen für jene Schüler, die sich für ein Internat interessierten. Fürs sie ist es besonders wichtig, sich einen Überblick über die örtlichen Gegebenheiten zu verschaffen. „Ich war mir einfach nicht ganz sicher. Ich wusste nicht, ob ich wirklich von zu Hause weg möchte“, meint etwa eine Schülerin. Sie hat sich letztlich für das Internat entschieden. Ein „Schnuppertag“, den viele Schulen in den letzten Jahren anboten, konnte heuer ebenfalls nicht ersetzt werden.

ENTSCHEIDUNGSFINDUNG.
Nichtsdestotrotz ist man an der MS Lechtal bemüht, die Schüler bestmöglich zu unterstützen. So nahmen die Mädchen der dritten Klassen etwa unlängst an einem online Workshop in Vorbereitung auf den Girls day teil, an dem Mädchen technische Berufe nähergebracht werden. Daneben gibt es aber auch andere Faktoren, die bei der Entscheidungsfindung helfen. Die Schüler in Elbigenalp nennen etwa Familie und Freunde. Ebenso spielen Erfahrungsberichte von Schülern, welche die jeweilige Schule besucht haben oder derzeit besuchen, eine wichtige Rolle. Nicht zuletzt entscheidet aber auch das Semesterzeugnis über den weiteren Bildungsweg. Die Notengebung unterschied sich in diesem Schuljahr jedoch insofern, da aufgrund der Lockdown-Situation Schularbeiten in den Hauptfächern teilweise oder gänzlich entfielen. Dies mag zwar manch einen Schüler zunächst gefreut haben, hat sich jedoch in einigen Fällen nachteilig auf ihre Gesamtnote ausgewirkt.

OFFENHEIT.
„Für mich war die Entscheidung für die PTS eigentlich einfach, da ich eine Lehre ergreifen möchte“, sagt einer der Viertklässler. Welchen Lehrberuf er konkret anstreben will, lässt er sich aber noch offen. Eine gewisse Offenheit was die eigene berufliche Zukunft anbelangt, prägt auch die Haltung der meisten Schüler, welche im kommenden Jahr eine höhere Schule besuchen. Vielen geht es primär um die Erlangung der Matura. „Für mich ist noch nicht klar, ob ich nach der Matura arbeiten oder studieren möchte“, gibt etwa einer der Schüler zu verstehen. Seine Wahl fiel aus diesem Grund auf eine Berufsbildende Höhere Schule. Eine offene Haltung ist wohl auch angesichts des krisengebeutelten Arbeitsmarkts genau richtig.
 

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