Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Der Bezirk Reutte steht im Fokus

Monitoring-Ausschuss für Barrierefreiheit

Coronabedingt konnte nur eine Zahl von 50 Teilnehmern beim Monitoringausschuss in der Wirtschaftskammer dabei sein – viele Fragen blieben offen, die Berichterstattung ist ernüchternd.
28. Juni 2021 | von Sonja Kofelenz
Der Bezirk Reutte steht im Fokus
Die Covid-Teststation beim Hotel Forelle wurde auf einem der beiden Behindertenparkplätze aufgestellt. Foto: Karlen
Von Sonja Kofelenz.
Im Vorfeld wurden Fragebögen an die Gemeinden und die vier Tourismusverbände geschickt und ausgewertet. Dabei klaffe die Selbsteinschätzung oft weit mit der Realität auseinander, berichtet Isolde Kafka, die Leiterin der Servicestelle für Gleichbehandlung und Antidiskriminierung. Bereits vor Jahren habe man erhoben, ob Wahllokale barrierefrei zu erreichen seien, und auch heute noch hätten viele Gemeindeämter und Schulen große Mängel in diesem Punkt aufzuweisen.
„Im Tourismusbereich sei es oft so, dass sich viele Toilettenanlagen im Keller befinden und man den Besuch eines Restaurants mit Personen im Rollstuhl genau planen müsse“, erzählt Regina Karlen, die Grüne Bezirkssprecherin aus ihrem Berufsalltag, und sie kann von vielen Hürden und Erschwernissen berichten.
Robert, ein Mann mit einer angeborenen Gehbehinderung nimmt es immer noch mit Humor, sonst bliebe ihm nur der Ärger. Sein Spruch lautet: „Meinen Parkplatz haben sie schon, möchten sie auch meine Behinderung haben?“

Behindertenparkplätze zugestellt.
Ein ganz aktueller Fall von Ignoranz zeige sich momentan beim Hotel Forelle am Plansee. Um allen Gästen möglichst „niederschwellig“ den Restaurantbesuch und den Urlaub zu ermöglichen, wurde eine Covid-Teststation im Container aufgestellt – auf einem der beiden Behindertenparkplätze. Der zweite wurde dabei so schmal, dass der Notausgang des Hotels dabei verstellt worden wäre. „Die rechtliche Gewissensfrage wurde uns aber ohnehin abgenommen, weil der zweite Platz von einem anderen Pkw bereits besetzt war“, kann Karlen nur den Kopf schütteln. „Besonders traurig sei aber, dass die Platzfindung des Containers bei vollem Bewusstsein der Problemstellung getroffen wurde und bei den angesprochenen Verantwortungsträgern keinerlei Bedenken von Unrecht aufkomme“, ist die Grüne fassungslos.
Die UN-Behindertenrechtskonvention, die in Österreich im Oktober 2008 unterzeichnet wurde, spricht von Rechten, keinen Mitleidszugeständnissen. „Jeder Mensch sollte barrierefrei und selbstbestimmt seinen Alltag leben können, das muss das Ziel sein“, fordert die Grüne. Das Außerfern steht in diesem Jahr auf dem Prüfstand, der Weg zur Barrierefreiheit ist aber in vielen Köpfen und in der konkreten Umsetzung noch ein weiter!

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