von Sabine Schretter
Vor Kurzem führte ein Team der Universität Innsbruck mit Unterstützung durch durch Fach-Handwerker und das Hausmeisterteam des Vereins „Burgenwelt Ehrenberg“ im Rahmen eines NHL-Projekts der Materialtechnologie Materialtestungen an den historischen Mauern von Ehrenberg durch. Das Projekt wird über den Europäischen Fond für Regionalentwicklung (EFRE) kofinanziert. Unter dem Begriff „NHL – Natural Hydraulic Lime“/„Natürlich hydraulische Kalke“ werden Bindemittel zusammengefasst, die in Bezug auf ihre chemische und mineralogische Zusammensetzung zwischen Luftkalk und Portlandzement einzuordnen sind. An den historischen, ruinösen Mauern der Burgruine Ehrenberg und im Bereich des Schlossangers konnten nun Mauerarbeiten vor Ort durchgeführt werden. Zu den typischen Ruinenschäden zählen etwa ausgewaschene Fugen, Mauerausbrüche oder lockere Mauerkronen. Frowin Ruegenberg von der Universität Innsbruck erklärt dazu: „Wir finden hier optimale Bedingen vor, denn der Steinbruch der Firma Schretter in Vils liefert uns das Rohmaterial für NHL. Wir überprüfen, ob wir aus diesem Rohstoff tatsächlich auch NHL herstellen können. Dazu können wir an verschiedenen Mauertypen in unterschiedlichen Erhaltungszuständen arbeiten und so einige Methoden ausprobieren.“ Anja Diekamp vom Institut für Materialkunde der Universität Innsbruck ergänzt: „Wir haben schon in Altfinstermünz mit dem Material aus Vils gearbeitet und dort in einem nach historischem Vorbild nachgebauten Kalkbrandofen Kalk gebrannt. Es geht darum, historisches Mauerwerk zu bewahren. Das erreicht man mit einer Verschleißschicht aus modernem Material, das den historischen Bestand schützt.“ Die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Wissenschaftlern, Handwerkern und Technikern findet auf Ehrenberg beste Bedingungen – quasi ein Outdoor-Labor – und bildet die optimale Basis für eine nachhaltige und denkmalschutzgerechte Sanierung.
Wissenschaft meets Handwerk und Technik: Frowin Ruegenberg von der Universität Innsbruck (vorne r.) arbeitet mit den Handwerkern zusammen. RS-Foto: Schretter
WEHRHAFT. Ein mit 1,2 Millionen Euro netto gefördertes und auf fünf Jahre ausgelegtes EU-Projekt „Sicherung, Sanierung und Rekonstruktion von Wehrelementen der Ruine Ehrenberg“ umfasst die Restaurierung des Vorhofs der Ruine und die Rekonstruktion des Wehrganges mit Begehbarkeit für die Besucher. „Damit erfahren unsere Besucher selbsterklärend Interessantes über die Wehrfähigkeit der Anlage. Bei einer Begehung der Wehmauer werden Dimension und Bedeutung der Wehranlage eindrucksvoll erlebbar“, so Armin Walch, Geschäftsführer des Vereins „Burgenwelt Ehrenberg“.
Für dieses Vorhaben wird derzeit die Baustellenlogistik aufgebaut, was auch für das Uni-Team von Vorteil war. „Wir haben dadurch und mit dem Steinbruch direkt vor der Haustür sehr gute Bedingungen für unsere Arbeiten gehabt“, freuen sich Anja Diekamp und ihr Team.
Eric Kirkwood ist Mitarbeiter des Thaurer Restaurators Franz Brunner und mit
Arbeiten an der Wehrmauer beschäftigt. RS-Foto: Schretter