Reutte ehrt seinen Altbürgermeister anlässlich dessen 90. Geburtstags
„Frischauf!“: So lautete der Titel eines der Märsche, die die Bürgermusikkapelle Reutte unter der Leitung von Hannes Petz am Samstagmorgen in der kurzzeitig für den Verkehr gesperrten Schulstraße anstimmte. Und das traf es auf den Punkt: Der 90. Geburtstag von Siegfried „Siegi“ Singer, Altbürgermeister und einziger Ehrenbürger der Marktgemeinde, wurde in einer fröhlichen und heiteren Atmosphäre, die auf beiden Seiten von Dankbarkeit gekennzeichnet war, gefeiert.
von Jürgen Gerrmann
Zahlreiche Abordnungen erwiesen dem Jubilar zu dessen Ehrentag die Reverenz: die Marktgemeinde ebenso wie die Schützenkompanie (bei der Hauptmann Walter Tiefenbrunn das Kommando zur Ehrensalve gab und Bataillonskommandant Herbert Schweißgut später die Leistungen des Ehrenkranzträgers für die Tiroler Schützen würdigte), die Feuerwehr, die Schützengilde und sogar die Kaiserjäger.
LEGEDNÄRER BÜRGERMEISTER. Siegi Singers Nach-Nachfolger Luis Oberer überbrachte auch die Glückwünsche aller Bürgermeister des Planungsverbands Reutte und dankte dem Jubilar für dessen „langjähriges Schaffen für Reutte und seine Einwohner“. 30 Jahre sei der Rauchfangkehrermeister Mitglied des Gemeinderates gewesen – die Hälfte davon auch als „legendärer Bürgermeister mit Fahrrad und Hut“. Einen ausführlichen Bricht über das Wirken des einstigen Gemeindeoberhauptes hatten wir ja vergangene Woche in der RUNDSCHAU veröffentlicht. Laut Oberer ist der einzige lebende Ehrenbürger Reuttes nicht nur durch sein Schaffen, sondern auch durch seine höfliche Art und berühmten Sprüche bekannt – für die der amtierende Bürgermeister auch gleich ein paar Beispiele parat hatte. Eines davon wurde erst nach dem Ende der Dienstzeit geboren: Wenn man den Altbürgermeister auf aktuelle Entwicklungen angesprochen habe, sei von dem nur zu hören gewesen: „SHM!“ Was das bedeutet? „Singer, halt's Maul!“ Gott sei dank habe der das nicht immer durchgehalten – und allem Vorsatz zum Trotz dennoch immer wieder die Stimme erhoben. Angesichts der Lebensleistung des Jubilars sei für den Gemeinderat klar gewesen: „Ein Geschenk für ihn muss etwas Nachhaltiges sein.“ Und daher habe man einstimmig beschlossen, den Platz zwischen Gemeinde und Bezirkshauptmannschaft, an dem ja auch die von dem Altbürgermeister mitgegründete Dengel-Galerie liegt und der demnächst neu gestaltet wird, „Bürgermeister Siegfried Singer-Platz“ zu nennen.
IM ZEICHEN DES DANKES. Der so Geehrte war ob dessen tief gerührt: „Das ist eine ganz große Überraschung – danke, danke, danke!“ Kein Wort kam Siegfried Singer an diesem Morgen öfter über die Lippen als dieses: „Danke!“ Und darin schloss er auch in seiner kurzen Ansprache vor allem seine Frau Doris (eine gebürtige Kärntnerin) an vorderster Stelle mit ein. Und an alle anderen gerichtet, versicherte er: „Dass man mir so viel Ehre antut – damit habe ich nicht gerechnet. Und ich weiß nicht, ob ich das wirklich verdient habe. Aber gefreut hat es mich auf jeden Fall sehr.“
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