Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Klimageschichte – Es summt und brummt im Garten

Was Wildbienen brauchen um sich wohl zu fühlen

Wenn wir an die Biene denken, dann fällt uns als Erstes die Honigbiene ein. Und dass sie schmerzhaft stechen. Doch es gibt unzählige Insekten, die unsere Blumen bestäuben, aber ganz unscheinbar im Verborgenen leben und wirken.
7. Juni 2022 | von Von Christine Schneider
Naturgärten und bunte Blühwisen haben sie besonders gern: Die fleißigen Honigbienen. RS-Fotos: Schneider
Von Christine Schneider

Wenn man im Außerfern durch Wohngebiete spaziert, hat man oft den Eindruck, dass für viele ein Rasen oder Garten immer „ordentlich“ aussehen muss. Man hört zwar vermehrt von der Notwendigkeit der Entsiegelung asphaltierter Flächen, aber in der Praxis scheint dies noch nicht wirklich angekommen zu sein. Denn weiterhin wird der englische Rasen gemäht, wird asphaltiert und werden Grünflächen zerstört.
Aber wenn man genauer hinsieht, fängt man zu staunen an: Auf der Erde leben geschätzte 8 Milliarden Menschen, und auf jeden Menschen kommen 1,4 Milliarden Insekten und davon 5,5 Millionen unterschiedliche Arten. Es taucht, schwimmt, krabbelt, gräbt, beißt und fliegt eine unvorstellbare Vielfalt an sechsbeinigen Tieren um uns herum. Manche finden wir wunderschön, andere ekelig bis grausig – mit ihren teils großen Beißwerkzeugen. Sie sind Künstler des Versteckens und in fast jedem Ökosystem zu Hause. Und nur so nebenbei: Spinnen sind keine Insekten, sie bilden eine eigene riesige Gemeinschaft. Und auch die von uns so gefürchtete kleine Zecke zählt dazu.

INSEKTENSTERBEN. Aber trotz der unglaublichen Vielfalt und großen Menge sind viele Insekten am Verschwinden, und unsere Kinder werden manche vielleicht nur noch aus Erzählungen kennen. Vielleicht haben wir sie zu lange übersehen, weil wir sie – bis auf ein paar wenige – nicht leiden können. Sie übertragen doch Krankheiten und sind Schuld an Ernteausfällen. Und sogar die Bibel beschreibt die Insekten als Plagen. Wir haben auch lange nicht wahrgenommen, dass sie es sind, die die ökologischen Systeme unserer Erde am Laufen halten. Denn es ist ein sehr großer Teil der Pflanzenwelt, die auf die Bestäubung durch Bienen, Fliegen oder Wespen angewiesen sind. Und mit Bienen sind neben den Honigbienen auch  die unzähligen Wildbienen mit gemeint, die häufig als Einzeltiere in Hohlräumen und im Boden leben. Insekten räumen auch unsere Welt auf. Sie leben im Mist oder auf bzw. mit abgestorbenen Pflanzen und Tiere. Und verbessern so die Qualität unserer Böden.

ES GIBT AUCH HOFFNUNG. Weil die Politik zu langsam reagiert, haben sich vielerorts Bürgerinitiativen und Naturschutzorganisationen zusammengetan, um auf das Insektensterben aufmerksam zu machen und etwas dagegen zu unternehmen. Zum Beispiel in Oberösterreich mit einer Petition unter dem Motto „Oberösterreich blüht auf“, oder im benachbarten Bayern, wo  1,75 Millionen Menschen das Referendum für mehr Naturschutz unterstützt haben.

 
Klimageschichte – Es summt und brummt im Garten
Heuschrecken lieben es, sich auf Blüten oder Disteln zu sonnen.
WAS KANN DER EINZELNE TUN? Was können wir tun, und wie können wir den knapp 700 Wildbienenarten in Österreich wieder eine Heimat geben? Es ist hilfreich, sich über die Bedürfnisse dieser fleißigen Tierchen zu informieren und sie kennenzulernen. Wildbienen, Schmetterlinge, Wespen, Käfer oder Hummeln brauchen Futter für ihre Nachkommen, und das sind die Blühwiesen. Doch sie müssen ja auch noch ein Nest bauen, um dort ihre Eier abzulegen und die Larven großzuziehen. Manche von ihnen wählen abgestorbene Bäume und nützen die von Wespen vorgebohrten Gänge: Die Wespe ist vielleicht inzwischen ausgezogen oder verstorben und nun mieten sich die Bienen ein. Bienen sind nicht dumm, sie wählen eine sonnige Lage für ihre Nestpflege. Andere Arten wieder suchen sich hohle Pflanzenstengel von Disteln oder anderen Sträuchern, wieder andere wählen sandig-steinige Abhänge, Lehm- und Steinmauern. Hat man im Garten nur wenig Platz, dann tut es ein selbst gebautes Bienenhaus, bei dem man aber ein paar Regeln beachten muss, damit sich die Tiere nicht verletzen oder überhaupt einziehen wollen. Wichtig ist auch ein trockener, sonniger Standort. Aber am besten ist es, man lässt alte Pflanzenstengel vom Vorjahr stehen und überlässt einen Teil des Gartens einfach sich selbst. Viele Tiere freuen sich über eine kleine Naturwiese und viele Disteln. Auch Distelfinken würden wieder vorbeischauen – sie  fressen  im Spätherbst gern die übriggebliebenen Distelsamen. Im Handel werden oft Blühmischungen angeboten, die aber keine einheimische Blütenpflanzen enthalten. Darum besser nachfragen, wo man heimische Blütenpflanzensamen bekommt. Dann können die Biene Maja, ihr Freund Willi, der Grashüpfer Flip,  und die alte hinterhältige Spinne Thekla im Garten einziehen.
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Heuschrecken lieben naturbelassene Blühwiesen.

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