Keine Chance den Grapschern – direkte und niederschwellige Hilfe bei Übergriffen in Bars und Clubs
„Ist Luisa hier?“ Mit diesem Code können sich Mädchen und Frauen, die in Lokalen sexuell belästigt werden, an der Bar Hilfe holen. Die im deutschen Münster gestartete Kampagne ist auch in Innsbruck als einziger österreichischen Stadt vertreten und soll auf das gesamte Bundesland bzw. bundesweit ausgedehnt werden.
Barbara Neßler, Spitzenkandidatin zum Nationalrat der Tiroler Grünen, initierte das Projekt „Luisa ist hier!“ bereits in Innsbruck und setzt sich dafür ein, dieses auch bundeslandweit durchzusetzen. Auch Wien und Graz wollen nachziehen.
„Es geht darum, Frauen und Mädchen vor Übergriffen vor allem in Bars und Clubs zu schützen. Keine Frau soll mehr ein Lokal verlassen müssen, weil sie sich bedroht bzw. nicht sicher fühlt“, erklärte Barbara Neßler bei einem Pressegespräch im Reuttener Lokal „Pianokeller“.
Code.
Frauen, die in einem Lokal in eine unangenehme Situation geraten, wenden sich mit der Code-Frage: „Ist Luisa hier?“ an Mitarbeiter an der Bar.
In „Luisa-Lokalen“ gibt es geschultes Personal, das weiß, wie eine Konfliktsituation reibungsfrei gelöst werden kann. Das geschulte Personal folgt einem Ablaufplan, bringt betroffene Frauen in einen sogenannten Space-room. Die Frau entscheidet dann, welche Form der Hilfe sie braucht und möchte. „Es ist ja etwas anderes, ob einer Frau K.-o.-Tropfen ins Getränk gemischt wurden oder ob sie einen Konflikt mit einem männlichen Gast hatte“, so Barbara Neßler.
„Luisa“ ist eine geschützte Marke. Lokale, in denen es die Initiative gibt, erhalten ein Zertifikat und können sich kennzeichnen.
In Innsbruck zeigt sich mittlerweile, dass Frauen sehr gerne eines der 16 teilnehmenden Lokale besuchen. „Das Wissen um die Hilfe macht es Frauen und Mädchen einfacher, diese auch zu beanspruchen. Das Codewort „Luisa“ erleichtert es, um Hilfe zu fragen“, ist die Tiroler Grüne überzeugt. Ihr ist es ein besonderes Anliegen, dass sich vor allem auch die Après-Ski-Lokale der Kampagne anschließen.
Es seien aber weniger die Hotspots, die sich „Luisa“ anschließen, sondern vielmehr Lokale, die damit eine Vorbildrolle einnehmen möchten.
Kostenfrei.
Die Schulungen sind für Lokale kostenfrei. Das Gastronomiepersonal erhält dabei das nötige psychologische Rüstzeug, um schnell und effizient auf eine Konfliktsituation eingehen zu können. Das reicht vom Rufen eines Taxis über richtiges Reagieren auf den Konsum bestimmter Substanzen bis zur Vermittlung Betroffener an die richtigen Stellen.
Eine zweite Schulungswelle startet im November. Details zur Kampagne sind unter www.Luisa-ist-hier.at zu erfahren.
Wenn es gelingt, „Luisa“ auf das gesamte Bundesland auszudehnen, soll das Land eine finanzielle Unterstützung leisten, damit die Gemeinden ihr Budget nicht zu stark belasten müssen, so Barbara Neßler.
Politik gefordert.
Bei jeder Form von Gewalt muss die Politik Verantwortung übernehmen, fordert die Grüne Tiroler Spitzenkandidatin.
Gewalt gegen Frauen ist überall präsent. Ein großes Thema ist auch Gewalt im Netz, die sich oft gegen Mädchen und Frauen richtet. Es braucht rechtliche Grundlagen, um dagegen vorzugehen. 35 Prozent aller Frauen in Österreich erleben mindestens einmal sexuelle Gewalt. 25 Prozent sind schon in der Kindheit davon betroffen. Nur acht Prozent aller Fälle werden zur Anzeige gebracht.
Das soll sich ändern. Dafür macht sich auch Regina Karlen, Grüne Bezirkssprecherin in Reutte, stark: „Mir ist es wichtig, dass es „Luisa“ auch in Reutte gibt“.
Mit „Hier ist Luisa“ soll nicht nur geschützt, sondern auch ein Bewusstsein geschaffen werden.