Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Mutige Piloten werden nicht alt“

Sicherheitsempfinden der Bevölkerung zentral. Mitglieder des Flugsportvereins Reutte-Höfen solidarisch mit Geschädigtem

Nach dem Absturz eines Motorflugzeuges auf das Dach eines Einfamilienhauses in Höfen (die RUNDSCHAU berichtete), liegt nun der Sachverständigenbescheid vor. Wolfgang Falch, Obmann des Flugsportvereins Reutte-Höfen und Dr. Christian Pichler, Obmann der Haltergemeinschaft, nahmen bei einem gemeinsamen Pressetermin Stellung.
8. August 2022 | von Von Sabine Schreier
„Mutige Piloten werden nicht alt“
Am 31. Juli krachte ein Kleinflugzeug kurz nach dem Start in ein Hausdach in Höfen. RS-Foto: Reiter
Von Sabine Schretter

Wolfgang Falch, Inhaber der Firma Sandy Air und Betreiber des Museumshangars in Höfen, ist selbst leidenschaftlicher Pilot und besitzt seinen Flugschein seit vielen Jahren. Mit Flugzeugbergungen kennt er sich aus. Am Tag des Flugzeugunfalls (31. Juli), war er Flugbetriebsleiter und setzte die Rettungskette in Gang. „Der Pilot besitzt seinen Flugschein noch nicht sehr lange“, erzählt Wolfgang Falch bei einem Pressegespräch vor Ort. Außerdem habe dieser die Flugvorbereitung, das sogenannte „Run-up“, nicht auf dem dafür ausgewiesenen Areal, sondern auf der Piste gemacht. „Darauf haben ihn Segelflugpiloten, die auf dem Platz waren, auch aufmerksam gemacht“, so Falch. Die Flugvorbereitung liegt in der Eigenverantwortung des Piloten. „In Zukunft wird kontrolliert werden, ob das auch korrekt gemacht wurde“, erklärt Dr. Christian Pichler, Rechtsanwalt und Obmann der Haltergemeinschaft beim gemeinsamen Termin.

DER BESCHEID. „Das Run-up hat außerhalb der Piste zu erfolgen. Indem der Pilot dies missachtete, gefährdete er auch die anwesenden Segelflugpiloten.“ Auch die An- und Abflugmuster am Flugplatz Höfen seien klar vorgegeben. „Der Platz ist wunderbar für jede normale Maschine. Man dreht nach dem Start nach rechts über den Lech und steigt dann den Lech entlang. Da kann nichts passieren“, bestätigt Wolfgang Falch.
Großes Lob sprechen beide den lokalen Einsatzkräften aus. „Sie machten einen ausgezeichneten Job!“ Das große Glück für die beiden Flugzeuginsassen sei gewesen, dass sich im Haus, in das das Flugzeug krachte, niemand befunden hat und dass die Maschine nach dem Aufprall nicht in Flammen aufging. „Der Pilot und seine Frau hätten keinen Chance gehabt, sie wären verbrannt“, sind sich Wolfgang Falch und Dr. Pichler einig. Zudem habe das Flugzeug wenig Sprit im Tank gehabt. „Dadurch war die Maschine leichter und die Gefahr eines Treibstoffaustritts reduziert.“ Zum Verhängnis wurde dem Piloten ein sogenannter Strömungsabriss: Dabei verliert der Flügel den Auftrieb. Die Maschine kippt nach vorn und fällt. „Das kommt gerade bei Flugzeugen mit schnellen Profilen häufiger vor“, weiß Wolfgang Falch.

MEHR SICHERHEIT Den Bescheid der Bezirkshauptmannschaft, der am 4. August eingetroffen war, akzeptiere man, ließ Dr. Pichler in einem Pressestatement wissen, der – wie auch Wolfgang Falch – den Behörden ein „extrem korrektes Vorgehen – attestierte. „Deren Bemühen ist groß, Schäden für den Flugsportverein gering zu halten.“ Die Sicherheit ist den Verantwortlichen ein zentrales Anliegen, wie ein guter Kontakt zur Bevölkerung auch. „Die Bevölkerung soll wissen, dass alles unternommen wird, die Sicherheit zu gewähren“, so Pichler. Dafür werden Maßnahmen getroffen. Dass der Flugbetrieb derzeit eingestellt ist, halten Wolfgang Falch und Christian Pichler für angemessen. Richtung Norden darf derzeit, laut BH-Anordnung, kein Flugzeug in Höfen starten. Eine „Phase der Beruhigung“ sei jetzt wichtig. Als Zeichen der Solidarität habe man sich im Vereinsvorstand geeinigt, bis Sonntag, 7. August, nicht zu fliegen, erklärte Dr. Pichler im Pressegespräch vergangenen Freitag. Großen Respekt zollten Wolfgang Falch und Christian Pichler dem Hausbesitzer. „Von ihm kam kein anklagendes Wort. Er ist absolut kein Flugplatzgegner.“ Dr. Pichler wird den Geschädigten kostenfrei vertreten. Ein Bauunternehmer aus der Region, auch Mitglied im Flugsportverein, wird bei den Aufbauarbeiten am Haus unterstützen. Als 2016 eine Piste am Flugplatz Höfen asphaltiert wurde, erhielt die Anlage nach eingehender Prüfung die Bewilligung. Sich auf einen Flug ausreichend vorzubereiten, liegt beim Piloten. In Zukunft wird hier streng kontrolliert. Zudem wird bei auswärtigen Piloten überprüft, ob sie An- und Abflug korrekt berechnet und sich über die Gegebenheiten ausreichen informiert haben. „Mutige Piloten werden nicht alt“, sagt Wolfgang Falch, „ein Pilot darf keine Angst haben und den Respekt nicht verlieren.“  Mit einem Abschluss der laufenden Untersuchungen – zum Unfallhergang und zur Gefährdungslage auf der Piste 4 – rechnen Falch und Pichler in den kommenden Wochen.
 

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