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Plansee Group stieg sehr gut ins neue Geschäftsjahr ein

Größte Krise in der Firmengeschichte eröffnete größte Chance: Plansee Group übernahm die Mehrheit an der Ceratizit

Am 24. Juni 1921 schlug die Geburtsstunde der Plansee Gruppe. Was mit 15 Mitarbeitern und einer überschaubaren Anzahl von Produkten begann, hat sich zu einem der weltweit führenden pulvermetallurgischen Industrieunternehmen entwickelt. Die Übernahme der Mehrheit der Ceratizit kann wohl als zukunftsweisendstes Geschenk zum 100er bewertet werden.
12. Juli 2021 | von Sabine Schretter
Plansee Group stieg sehr gut ins neue Geschäftsjahr ein
Karlheinz Wex, Sprecher des Vorstands der Plansee Holding AG, und Wolfgang Köck, Mitglied des Vorstands der Plansee Holding AG, (v.l.) berichteten über Krisen, Chancen, Investitionen und Pläne der Plansee Group. RS-Fotos: Schretter
Von Sabine Schretter.
Mit 15 Mitarbeitern und einer Handvoll Produkte hat 1921 alles begonnen, heute zählt die Plansee Group 13.500 Mitarbeiter weltweit, 2.356 davon sind am Standort Reutte beschäftigt. Das Portfolio umfasst gegenwärtig 75.000 Produkte und Werkzeuge. Die Plansee Group ist nicht nur weltweit, sondern in gewissem Sinne auch auf einem anderen Planeten tätig: Ein Produkt, das für die Sauerstofferzeugung auf dem Mars entwickelt wurde, funktioniert – Plansee produziert Sauerstoff auf dem roten Planeten.

Krise und Chance.
Die bislang größte Krise in der Firmengeschichte sei gut bewältigt worden, so der Sprecher des Vorstands der Plansee Holding AG, Karlheinz Wex. Hat sich doch gerade in dieser Phase eine große Chance für die Weiterentwicklung der Gruppe aufgetan: Die Übernahme der Mehrheit an der Ceratizit durch die Plansee Group, die auch zu einer Neuorganisation der gesamten Gruppe geführt hat – so wird etwa das Unternehmen Plansee Group Service GmbH hat per 01.07.2021 in die Plansee Group Functions Austria GmbH umfirmiert.  „Doppelte Strukturen werden bereinigt, die Entscheidungswege werden jetzt noch klarer. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen den Weg mit großem Engagement mit. Daraus erwarten wir uns eine höhere Durchschlagskraft auf den Märkten und steigende Marktanteile“, erklärte Wex. Die Übernahme der Ceratizit ist mittlerweile kartellrechtlich genehmigt. Der Umsatz von Ceratizit kann damit in der Bilanz der Plansee Group konsolidiert werden. Die Plansee Group erzielte im Geschäftsjahr 2020/21 mit 7.535 Mitarbeitern einen konsolidierten Umsatz von 1,29 Milliarden Euro.

Steigender Neuproduktanteil.
Auch wenn das letzte Geschäftsjahr (das Geschäftsjahr endet mit dem letzten Februartag) schwierig war, stimmt die seit Jahresbeginn anziehende Konjunktur  optimistisch, führte Wolfgang Köck, Mitglied des Vorstands der Plansee Holding AG beim Pressegespräch am Donnerstag, dem 8. Juli, aus. Anfang des Jahres habe sich der rückläufige Trend in manchen Industrien – Automobil, Maschinenbau und Luftfahrt –  verstärkt. Demgegenüber stieg und steigt aber die Nachfrage aus der Halbleiterindustrie, der Unterhaltungselektronik und der Medizintechnik. Die Absatzmenge ging zwar um neun Prozent zurück, doch aufgrund des höherwertigen Produktmixes stiegen die durchschnittlichen Verkaufspreise im Vergleich zum Vorjahr. Dies führte insgesamt zu einem Umsatzrückgang um sechs Prozent – von 1,38 Milliarden Euro auf 1,29 Milliarden Euro. Besonders erfreulich: Auch der Neuproduktanteil stieg auf 36 Prozent, nahm damit um fünf Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr zu. „Im schwierigen Marktumfeld sind etablierte Produkte durch schwache Nachfrage unter Preisdruck geraten. Dagegen haben neue und innovative Produkte mit Alleinstellungsmerkmalen und steigender Nachfrage geholfen“, so Vorstandsmitglied Dr. Wolfgang Köck. Wie sehr man an einer Steigerung des Neuproduktanteils dran ist, zeigt, dass die Plansee Group im vergangenen Jahr 61 Millionen Euro in Forschung & Entwicklung investierte. Man möchte einen Neuproduktanteil am Gesamtumsatz von mindestens 30 Prozent langfris-tig erreichen. Der Neuproduktanteil definiert denjenigen Umsatz, der an Produkten gemessen wird, die jünger als fünf Jahre sind.

Es wird investiert.
Die Plansee Group konnte alle Investitionsvorhaben für Anlagen, Gebäude und Infrastruktur umsetzen und gab dafür insgesamt 153 Millionen Euro aus. Derzeit entsteht ein neues Logistikzentrum in Kempten, in dem 1000 Pakete/Stunde zusammengestellt und innerhalb von 24 Stunden an vorwiegend europäische Kunden versandt werden. Im Breitenwanger Ortsteil Kreckemoos wird gerade an der größten Hochbaustelle Tirols gearbeitet. Dort entsteht eine neue Fertigung für Hartmetalle, eine neue Sinterei für Refraktärmetalle wird ebenfalls am Standort Breitenwang/Reutte gebaut. Der Anlagen- und Maschinenpark in Shanghai für Produkte der Unterhaltungselektronik wurde kräftig erweitert. Die Eigenkapitalquote beträgt 63 Prozent, hat damit um zwei Prozent zugenommen und ist solide. „Wir haben keine Nettoverschuldung“, so Köck.
Der Umsatz im Industrie-Portfolio – alle Beteiligungen mit mehr als 20 Prozent – ging im vergangenen Jahr zurück und betrug im Geschäftsjahr 2020/21 2,55 Milliarden Euro. Der Personalstand blieb annähernd konstant. Weltweit beschäftigte die Plansee Group 13.436 Mitarbeiter zum Stichtag 28. Februar, davon in Österreich 2.356 Mitarbeiter. Um den erfolgreichen Weg weiter beschreiten zu können, brauche es ein klares Verständnis der Kundenanforderungen. „Wir müssen wissen, wo wir wettbewerbsfähig produzieren können“, erklärte Karlheinz Wex dazu. Dies sei mit gut ausgebildeten Mitarbeitern möglich. Dafür werde verstärkt Augenmerk auf die Lehrlingsausbildung (Ziel: 40 bis 50 Lehrlinge aufnehmen), den Ausbau der HTL Reutte und die Qualifikation der Mitarbeiter und Führungskräfte gelegt.
Info zum 100. Geburtstag. Die Geschichte der Plansee Group mit all ihren Höhen und Tiefen wird in einer Festschrift erzählt, die unter www.plansee.com/100 abrufbar ist. Dort ist auch ein 20-minütiger Film zu sehen, der die Geschichte der Gruppe in einem Mix aus Historien- und Spielfilm nacherzählt.
Plansee Group stieg sehr gut ins neue Geschäftsjahr ein
Zum 100. Geburtstag wurde im Anschluss an das Pressegespräch eine Geburtstagstorte angeschnitten.

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