Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Wie es begann

Hildebert Knittel, Gründer des Außferner Boten – ein Portrait. Ein Blick in die Vergangenheit der RUNDSCHAU Reutte

Nicht nur die Mitarbeiterinnen der RUNDSCHAU sind am neuen Standort im Innovationszentrum in Pflach eingezogen, auch der „Gründervater“ der Regionalzeitung, Hildebert Knittel, hat dort eine würdige Bleibe gefunden. Das großformatige Portrait von ihm, das sich im Besitz des Museums im Grünen Haus befindet und nun als Leihgabe in den neuen Räumlichkeiten der RUNDSCHAU zu bewundern ist, erzählt eine faszinierende Geschichte. Durch die Hand des Malers Hans Olschowski im Jahre 1926 entstanden, präsentiert das Bild einen markanten Ausschnitt aus der Lebensgeschichte einer bedeutenden Persönlichkeit der Region.
15. April 2024 | von Mag. Birgit Maier-Ihrenberger/Sonja Kofelenz
Wie es begann
Hildebert Knittel gründete 1922 den Außferner Boten, den Vorläufer der Außerferner Nachrichten. RS-Foto: Kofelenz
Das runde Gemälde ist kunstvoll in einen achteckigen Rahmen eingefasst und zieht sofort die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Im Zentrum des Bildes sitzt Hildebert Knittel, eine charismatische Figur, die den Betrachter mit einem intensiven Blick ansieht. Seine Haltung ist entspannt, die Füße lässig übereinandergeschlagen, während er eine Zeitung in den Händen hält. Sein schwarzer Anzug und die Krawatte verleihen ihm eine elegante Erscheinung, die von seinem selbstbewussten Auftreten unterstrichen wird. Der Titel der Zeitung ist eindeutig zu lesen. Es ist der „Außferner Bote“.  Im Hintergrund erstreckt sich eine imposante Balustrade, die dem Bild eine gewisse Majestät verleiht. Ein schwerer grüner Vorhang dominiert die rechte Bildhälfte und vermittelt  etwas Intimität für den Raum. Durch das Fenster bietet sich dem Betrachter ein Ausblick auf Reutte von Norden aus. Die Rochuskapelle im Vordergrund und die Silhouette des Thanellers im Hintergrund vervollständigen die Szenerie und verleihen dem Gemälde eine eindrucksvolle Atmosphäre.

DIE ZENTRALE FIGUR HILDEBERT KNITTEL. Hildebert Knittel, geboren am 31. Oktober 1893 in Holzgau und verstorben am 10. Juni 1974 in Wien, war eine herausragende Persönlichkeit seiner Zeit, sein Leben geprägt von Vielseitigkeit, Unternehmergeist und politischem Engagement. Knittel entschied sich für den Beruf des Uhrmachers und eröffnete eine eigene Uhrenwerkstätte und einen Laden. Sein Geschäftssinn und seine Entschlossenheit führten dazu, dass er im Jahr 1918 sein Geschäft in das Grüne Haus im Untermarkt verlegte und sich so einen festen Platz im Geschäftsleben  Reuttes sicherte. Doch Knittels unternehmerische Ambitionen beschränkten sich nicht nur auf den Uhrenhandel. Im Jahr 1921 erwarb er die Außferner Druckerei mit dem Ziel, eine eigene Zeitung für das Außerfern herauszugeben. Die erste Ausgabe des „Außferner Boten“ erschien am 15. Mai 1922 und markierte den Beginn einer neuen Ära in der regionalen Medienlandschaft. Der „Außferner Bote“ war der Vorläufer der „Außerferner Nachrichten“, die von der Oberländer RUNDSCHAU übernommen wurden. Zusätzlich zu seinen geschäftlichen Unternehmungen betrieb Knittel kurzzeitig auch einen Geldwechsel und gründete 1925 gemeinsam mit seinem Schwager Rechtsanwalt Dr. Hermann Stern und seinem Bruder Othmar die Außferner Auto GesmbH. Diese Unternehmung war wegweisend für die Region, da sie die erste direkte kursmäßige Autoverbindung zwischen Reutte und Innsbruck etablierte. Hildebert Knittel betätigte sich auch politisch. Bei der Gemeinderatswahl für die Periode 1922–1927 trat er für die Parteilose Bürgerpartei an und wurde erfolgreich in den Gemeinderat gewählt.

 
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1925 gründete Knittel die Außferner Autogesellschaft und etablierte mit dieser eine erste direkte, kursähnliche Autoverbindung zwischen Reutte und Innsbruck. Foto: Birgit Maier-Ihrenberger
DER MALER. Das Gemälde ist das Werk des Malers Hans Olschowski, der das Porträt im Jahr 1926 geschaffen hat. Die Signatur des Künstlers, „Hans Olschowski/ 1926“, ist deutlich auf dem Bild zu erkennen. Leider sind über den Maler selbst und die Umstände der Entstehung des Porträts nur spärliche Informationen vorhanden. Eine Ausgabe des „Außferner Boten“ erwähnt lediglich einen Maler namens Hans Orschorski, der einige Bilder in Reuttener Gaststuben schuf.

DIE GESCHICHTE HINTER DEM BILD. Das Gemälde befand sich bis vor Kurzem in der „Knittelvilla“ und wurde von den Besitzern dem Museum im Grünen Haus als Geschenk überlassen. Nun wird es als Leihgabe in den Räumlichkeiten der RUNDSCHAU Reutte präsentiert, als Erinnerung an eine bedeutende Ära der regionalen Zeitung. Die RUNDSCHAU bedankt sich beim Leihgeber, dem Museumsverein des Bezirkes Reutte.

(Quelle: Dr. Richard Lipp: Reutte von 1918 bis 1938 – Schicksalsjahre zwischen den Weltkriegen, Reutte, 2013. Sammlung Dr. Norbert Syrow, Studienbibliothek Reutte.)
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Ab 1918 betrieb Hildebert Knittel im Grünen Haus in Reutte eine Uhrmacherwerkstatt mit Geschäft. Foto: Birgit Maier-Ihrenberger

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