Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Das Touristikgen wurde ihm bei der Geburt in die Wiege gelegt

Hermann „Hemmi“ Ruepp feierte vor drei Wochen seinen 70er. Beim allseits bekannten Mohrenwirt standen die Gratulanten Schlange

Mit großer Freude und sichtlichem Stolz zeigte mir Hemmi auf einigen Bildtafeln die nun fast 380 Jahre bewegte Geschichte des Bräuwirtshauses seit dem Jahre 1646, in dem noch der Dreißigjährige Krieg und die Pest im entvölkerten Reutte tobten bis hin zum 4****Hotel im Jahre 2024. Über ein halbes Jahrhundert davon tragen es seine Handschrift und die seiner Frau Maria (Popi).
11. März 2024 | von Bruno Dengg
Das Touristikgen wurde ihm bei der Geburt in die Wiege gelegt<br />
Der pfeifenrauchende Hemmi ist aus dem Untermarkt wohl nicht wegzudenken. RS-Foto: Bruno Dengg
Den Mohren gibt es in Reutte schon seit 1646. Ottmayr Wagner, damals einziger Brauer in Reutte, führte das Bräuwirtshaus, später sein Sohn Georg, der es im Jahre 1728 an die Familie Ammann verkaufte. Weitere Besitzer danach waren die Familien Strele, Wagner, Senner, Öfner, Fritz und Ruepp. Letztere musste durch die 1.000-Mark-Sperre und das Ausbleiben der deutschen Gäste Konkurs anmelden. Das Gasthaus wurde zur Versteigerung ausgeschrieben und von Josef Kustatscher im Jahre 1933 erworben. Schon sieben Jahre später pachtete Hans Ruepp den Mohren, den ihm sein Bruder Hermann Ruepp sen. und seine Frau Elisabeth 1946 abkauften.
Der Ehe entstammten zwei Töchter und zwei Söhne, von denen einer das „Touristikgen“ in sich hatte. Schon als kleiner Bub war Hermann (Hemmi) tagtäglich im Gasthaus, in dem seine Großmutter und Mutter arbeiteten und half nach Maßgabe seines Alters bereits tatkräftig mit. Die gemachten Erfahrungen weckten in ihm schnell das Interesse für die Gastronomie und den Tourismus. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule Reutte führte ihn seine schulische Laufbahn an die dreijährige Hotelfachschule Villa Blanka in Innsbruck. Nach Absolvierung des Bundesheeres war er als Saisonnier in Küche und Service von Tophotels in den Orten Seefeld, Igls, Berwang, Lermoos und Kitzbühel unterwegs.

MAN MUSS AUCH GLÜCK IM LEBEN HABEN. Damit meint Hemmi in erster Linie seine Familie – seine Frau Popi und seine Söhne Thomas, Roland und Stefan. Im Jänner 1977 übernahm er zusammen mit Popi, einer ebenso begeisterten Gastronomin, den Gasthof Mohren mit 13 Gästezimmern und ca. 100 Sitzplätzen. Voller Elan machten sich beide daran, den gut eingeführten familiären Gasthof zu vergrößern. Das geschah stufenweise und Hemmi berichtete: „Jedes Jahr eine Baustelle, teilweise im laufenden Betrieb, manchmal auch kurzzeitige Sperre des Mohren“. In dieser Zeit erfolgten die Adaptierung der Gästezimmer und der Ausbau des dritten Stockes, in dem acht weitere Nächtigungsmöglichkeiten entstanden. Im Hinterhof des Mohren gab es noch Stall und Stadel für die praktizierte Landwirtschaft. Hemmi und Popi entschlossen sich, diese aufzugeben, um ihre Vision, den Bau eines tollen und modernen Hotels umsetzen zu können. 1990/91 erfolgte der Abriss und es entstanden 21 neue Gästezimmer, ein Speisesaal mit 120 Sitzplätzen, eine Großküche sowie ein Wellnessbereich. Das alles war eine spannende, herausfordernde Zeit, die jedem alles abverlangte – weit weg von einer 40-Stunden-Woche und das sieben Tage in der Woche und 365 Tage im Jahr. Eltern sind sehr oft Vorbilder für ihre Kinder, insbesondere dann, wenn diese sehen, dass Vater und Mutter begeistert sind von dem, was sie machen. So kam es nicht von ungefähr, dass sich zwei Söhne – Thomas und Roland – als Touristiker und Gastronomen etablierten. Thomas wurde nach Absolvierung der dreijährigen Villa Blanka Küchenchef, Roland schloss den fünfjährigen Schultyp ab und ist im kaufmännischen Bereich des Hotels zu finden. Stefan, der jüngste Sohn, ist im Baunebengewerbe tätig und berät die Familie diesbezüglich. Mit vereinten Kräften erfolgten weitere Adaptierungen und Umbauten. 2006 wurden die Tiefgarage, das Schwimmbad und die Vinothek gebaut, 2015 das benachbarte „Deutschhaus“ erworben und abgerissen. Heute beherbergt dieses die Rezeption, den Wellnessbereich und sechs Suiten. 2015 wurde die Hotel Mohren GmbH gegründet, deren Geschäftsführer Thomas und Roland sind. Die Visionen von Hemmi und Popi sind in Erfüllung gegangen und der Mohren ist heute ein weit über die Grenzen von Tirol hinaus bekanntes familiengeführtes 4****Hotel.

HEMMI ALS TEAMPLAYER – „KARRIERE“ IM TVB. Ihm war von Anfang an klar, dass touristische Erfolge nur dann erreicht werden können, wenn zusammengearbeitet wird und Synergien genutzt werden. Seit 1979 engagierte er sich deshalb neben der Führung des Mohren im Tourismusverband Naturparkregion Reutte, dessen Obmann er ununterbrochen seit 2002 ist. Wenn Hemmi über die vielen erfolgreichen Projekte beim TVB in seiner Ära spricht, spürt man seine Empathie und Begeisterung. Besonders erwähnenswert ist zu Beginn der Obmannschaft die Fusionierung mit Lechaschau, Höfen, Weißenbach und Wängle und drei Jahre später mit Vils. Derzeit gehören 11 Gemeinden dem TVB an. Weniger schön war, dass er 2002 nur „Baustellen“ hatte – Hahnenkamm, Frei- und Hallenbad, Start Burgenensemble Ehrenberg – und von allen wurde erwartet, dass der Verband sich finanziell beteiligt. „Bei der dadurch notwendigen Promillesatzerhöhung der Tourismusabgabe musste ich mir viel anhorchen“, sagte Hemmi, ist gleichzeitig aber der Meinung, dass alle Projekte ohne diese nicht möglich gewesen wären. Angesprochen auf andere Projekte seiner Obmannschaft meinte er: „Schade, dass der SchneeExpress scheiterte. Die Zusammenarbeit mit der Naturparkregion Tiroler Lech (Lechradweg, Lechwanderweg), die Durchführung internationaler Veranstaltungen (Eisschnelllaufmarathon am Plansee) und 18mal Ritterspiele bereiten ihm große Freude. Stolz ist Hemmi auch darüber, dass der TVB schuldenfrei ist, dass der Hahnenkamm, das Schwimmbad und die Burg auf eigenen Füßen stehen und dass mit neuen Attraktionen wie „Reutte on Ice“ und „Lumagica“ ein großer Wurf gelungen ist, der Gäste in die Region bringt und eine Bereicherung für Einheimische darstellt. Ebenso erfreulich ist die Gründung der Marketing GmbH mit der Gemeinde Reutte, da dadurch eingereichte Projekte besser finanziert werden können. Natürlich gab es auch immer wieder Höhen und Tiefen, wie z. B. bei der Wahl 2017, bei der eine Berichterstattung lautete: „Zweimal Ruepp ist einmal zu viel.“ Im Nachhinein sieht Hemmi das gelassen und meinte: „Wenn ich z. B. vor eineinhalb Jahren nicht aktiv geworden wäre, hätte es keine Liste gegeben. Ich mache noch bis 2027 weiter, aber dann ist endgültig Schluss.“ Das nächste Projekt, die neue Seespitzbrücke, steht schon in den Startlöchern. Angesprochen auf das neue Hotel meint der TVB-Obmann, dass dies nur zu begrüßen sei, denn die Region benötige dringend Betten, die in den letzten zwei Jahrzehnten verloren gegangen sind … allein ihm fehle der Glaube für eine schnelle Umsetzung.

WAS WÜNSCHT SICH DER PASSIONIERTE PFEIFENRAUCHER? Persönlich Gesundheit für sich und seine Familie, einen florierenden Mohren und weiterhin interessante Kontakte und Gespräche mit Freunden und Gäs-ten. Sein abschließender Wunsch nach einer besseren Personalsituation und Vollzeitarbeit in der Gastronomie soll nicht ungehört bleiben.
Die RUNDSCHAU wünscht Hemmi Ruepp weiterhin viel Schaffenskraft und alles Gute zum runden Geburtstag.
Das Touristikgen wurde ihm bei der Geburt in die Wiege gelegt<br />
Die Außerferner – Hermann Ruepp, Peter und Helis Knirsch, Helmut Wiesenegg (v.l.) – eroberten Wien: Die Naturparkregion Reutte richtete 2009 den Tirolerball im Wiener Rathaus aus. Foto: Tirolerin/März 2009

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