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Sintwag liegt hinter Schlosskopf

Keine Sorge: Es handelt sich weder um ein geographisches Missverständnis noch um eine Versetzung der Berge. Des Rätsels Lösung ist nicht nur einfach, sondern höchst erfreulich

Am vergangenen Mittwochnachmittag fand im Wohn- und Pflegeheim Haus Ehrenberg in Ehenbichl die offizielle Übergabe des neu errichteten zweiten Gebäudes „Sintwag“ durch die „Wohnungseigentum“, einem gemeinnützigen Bauträger, an Bgm. Wagner Hanspeter, Obmann des Gemeindeverbandes Bezirkspflegeheim Reutte statt. Ein unterirdischer Gang stellt ab sofort die Verbindung zwischen dem bereits bestehenden Wohnhaus „Schlosskopf“ und „Sintwag“ her.
11. März 2024 | von Bruno Dengg
Sintwag liegt hinter Schlosskopf
Beidseitige Zufriedenheit bedeutet Arbeits- und Lebensqualität. Pflegeschwester Barbara Schweißgut und Bewohnerin Klara Koch.
RS-Fotos Bruno Dengg
HAUS EHRENBERG – EIN REGIONALES VORZEIGEPROJEKT. Das im Bezirk Reutte und über dessen Grenzen hinaus bekannte „Haus Ehrenberg“ ist in mehrerlei Hinsicht ein wahres Vorzeigeprojekt. Die politisch Verantwortlichen haben es schon seit einiger Zeit geschafft, alle 37 Gemeinden zum brisanten und immer wichtiger werdenden Thema Pflege im Bezirk Reutte ins Boot zu holen, das heißt, den Gemeindeverband Bezirkspflegeheim Reutte zu gründen, der auch Träger des öffentlichen Wohn- und Pflegeheimes „Haus Ehrenberg“ mit Standort in Ehenbichl ist. Dieses Haus bietet eine altersgerechte Daseinsvorsorge für die Außerferner Bevölkerung durch moderne, stationäre Altenpflege, hohe Lebensqualität und bestmögliche Selbstständigkeit der Bewohnerinnen und Bewohner. Pflegeplätze waren, sind und werden auch in Zukunft im Bezirk Reutte Mangelware sein. Deshalb mussten hier frühzeitig Weichen für neue Heimplätze gestellt werden. Der Gemeindeverband Bezirkspflegeheim Reutte nahm sich dieser Aufgabe an und beschloss im Dezember 2018 in seiner Verbandsversammlung, das Wohn- und Pflegeheim „Haus Ehrenberg“ zu erweitern.

CHRONOLOGIE DER ERWEITERUNG. Im Dezember 2018 legte sich die Verbandsversammlung auf die Planung einer „großen Lösung“, d. h. zusätzliche 62 Betten fest. Eineinhalb Jahre später, im Mai 2020, wurde die Erweiterung des Standorts Ehenbichl beschlossen und ein Architektenwettbewerb eingeleitet. Schon nach neun Monaten ermittelte die Jury das Siegerprojekt unter mehr als 20 Vorschlägen, eingereicht vom Architekturbüro Gsottbauer. In weiterer Folge ging es Schlag auf Schlag. Im September 2021 erfolgte die Präsentation der Einreichplanung und schon einen Monat später die Bauverhandlung. Im Februar 2022 wurde der gemeinnützige Wohnbauträger Wohnungseigentum mit der Durchführung des Projekts beauftragt. Im Juli 2022 starteten die Bauarbeiten durch die Firma Porr, im Mai 2023 war Firstfeier und jetzt, Mittwoch, 06. März 2024, erfolgte die Schlüsselübergabe für den Erweiterungsbau „Sintwag“; die geplante Eröffnungsfeier mit einem Tag der offenen Tür ist für 20. April geplant. Parallel zur Errichtung des neuen Gebäudes „Sintwag“ wurden auch im Bestandsgebäude umfangreiche Umbau- und Renovierungsarbeiten durchgeführt, wie z. B. die Erneuerung aller Küchen in den Wohngemeinschaften und die Implementierung eines umfassenden Leit- und Orientierungssystems inklusive Farb- und Motivkonzept für alle Wohngemeinschaften.  Die Baukosten des neuen Gebäudes belaufen sich auf ca. 14 Mio. Euro, davon sind ca. 7,2 Mio. wohnbaugefördert. Weitere 6,5 Mio. an Kosten fielen für die Gestaltung der Außenanlagen und die Herstellung der unterirdischen Verbindung der beiden Wohnhäuser an.

STIMMEN BEI DER SCHLÜSSELÜBERGABE. Verbandsobmann Bgm. Wagner Hanspeter zeigte sich begeistert vom neuen Gebäude „Sintwag“, skizzierte chronologisch die Phasen der Erweiterung und dankte den zahlreichen Beteiligten für die konstruktive Zusammenarbeit und die hervorragende Umsetzung. Die Nähe zum Campus Gesundheit und das offene Café als Treffpunkt für Alt und Jung bieten eine tolle Grundlage zum Wohlfühlen. DI Soier vom Wohnungseigentum ist sehr glücklich darüber, Wohnraum im Bezirk Reutte geschaffen zu haben, „sind doch Wohnen, Gesundheit und Frieden hohe Güter für die Menschen“. Für DI Architekt Gsottbauer stellte das Projekt eine große Herausforderung dar, da ein offenes, übersichtliches und zweckmäßiges Haus für die Bewohnerinnen und Bewohner, die Pflegerinnen und Pfleger sowie für die Angehörigen entstehen sollte. Standortbürgermeister Wolfgang Winkler zitierte aus dem Neuen Testament „Baue dein Haus auf Felsen“ und betonte, dass es ihm wichtig sei, ein Fels in der Brandung für die Bewohnerinnen und Bewohner zu sein und zu bleiben. Dem ganzen Projekt liegt ein Masterplan zugrunde, der als letzten Schritt den Umbau und die Vergrößerung des Bezirkskrankenhauses aufgrund einer notwendigen organisatorischen Neuausrichtung vorsieht. Heimleiter Mag. Stephan Mayr erwähnte den Kraftakt der vielen Beteiligten und die positive Kommunikation aller, die letztendlich zur erfolgreichen Umsetzung beigetragen haben. Wichtig war ihm auch, dass das gesamte Team von Anfang an in alle Entscheidungen eingebunden war. Pflegedienstleiterin Katharina Storf hob zum einen den schönen und lebenswerten Wohnraum inmitten der Natur und zum anderen die neuen, modernen Arbeitsplätze hervor. Vorerst wird im Haus „Sintwag“ mit einer Wohngemeinschaft (16 Betten) gestartet, da für eine sofortige Besetzung aller 62 Betten das Personal noch fehle.

LAST, but  NOT LEAST ZU DEN WICHTIGSTEN. Die Wichtigsten für mich im „Haus Ehrenberg“ sind die Bewohnerinnen und Bewohner und das Pflegeteam. So führte mich mein Weg am nächsten Tag nochmals dorthin. Dadurch hatte ich die Gelegenheit, mich mit der diplomierten Gesundheits- und Krankenschwester Barbara Schweißgut, die seit Beginn, d. h. schon seit 21 Jahren im „Haus Ehrenberg“ tätig ist, auszutauschen. Ihr „Job“ ist ihre Berufung und sie ist begeisterte Langzeitpflegeschwester. „Die Pflege hat sich gegenüber früher sehr verändert und Aktivierungsprogramme (z. B. Kochen), Mobilitätsprogramme und Gedächtnistraining gehören – natürlich alle freiwillig – inzwischen zur Standardpflege. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden ein tolles Arbeitsumfeld und sind hochmotiviert. Schön ist es auch, Menschen auf ihrem letzten Abschnitt begleiten zu können“, erklärte sie mir.
Besonders beeindruckt hat mich mein persönliches Gespräch mit Frau Klara Koch aus Lermoos, die seit vier Jahren im Haus Ehrenberg wohnt. Da zuhause eine 24-Stunden-Betreuung nicht möglich war, entschloss sie sich zu einem Umzug ins „Haus Ehrenberg“, den sie nicht bereut hat. „Ich bin in meiner neuen Heimat wunschlos glücklich“, berichtet sie mir. „Ich habe ein südseitiges Einzelzimmer mit Balkon individuell eingerichtet, es kommt keine Langeweile auf, da wir gemeinsam – auch mit den Pflegeschülerinnen und -schülern – singen, Gesellschaftsspiele machen und in unserer Großfamilie gemeinsam Feste feiern wie zuhause. Sogar 20 Tage „Urlaub“ könnte ich beantragen. Zudem habe ich noch das Glück, dass meine Kinder (arbeiten teilweise in Reutte) sehr oft zu Besuch kommen, was mich besonders freut.“
Beeindruckend ehrliche Zufriedenheit im „Haus Ehrenberg“ – was will man noch mehr?
Sintwag liegt hinter Schlosskopf
Schlüsselübergabe von DI Soier (Wohnungseigentum) an Verbandsobmann Bgm. Hanspeter Wagner (r.) und Standortbürgermeister Winkler (l.). RS-Foto: Bruno Dengg

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