Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Chaos vor der Haustür

Musau hat nichts vom Fahrverbot für den Ausweichverkehr

Tirol ist ein Transitland – das ist hinlänglich bekannt. Der Bezirk Reutte mit seiner grenznahen Lage zu Deutschland bekommt dies an beinahe allen Wochenenden besonders deutlich zu spüren. Es staut auf der B179 – die Folge: Ausweichverkehr, der die anrainenden Ortschaften blockiert.
1. September 2020 | von von Sabine Schretter
Chaos vor der Haustür
Die Bewohner des Musauer Ortsteils Roßschläg haben nichts von den Wochenendfahrverboten. An der Zählstelle in Musau werden an den Wochenenden zwischen 3.000 und 3.500 Autos gezählt. RS-Foto: Schretter
von Sabine Schretter

Um diesem regelmäßig wiederkehrenden Verkehrschaos entgegenzusteuern wurde vom Land Tirol ein Fahrverbot auf niederrangigem Straßennetz (Ziel-, Quell- und Anrainerverkehr ausgenommen) erlassen. Diese Fahrverbote gelten seit 1. August jeweils am Samstag,  von 7 Uhr bis Sonntag 19 Uhr – und noch bis 13. September (die RUNDSCHAU berichtete). Drei Kontrollpunkte halten die Gemeinden Reutte, Pinswang und Pflach seitdem an den Wochenenden staufrei. Eine Gemeinde fällt durch den Rost: Musau – das Fahrverbot bleibt hier ohne Wirkung, es gibt nämlich keine Kontrolle. „Wenn ich lese, dass die Fahrverbote Wirkung zeigen, kann ich nur den Kopf schütteln“, erzählt ein betroffener Musauer Anrainer im Gespräch mit der RUNDSCHAU. Er wohnt an der L69, jener Straße, auf die ausgewichen wird, weil eben hier das Fahrverbot nicht kontrolliert wird. „Es sei aus baulichen Gründen nicht möglich. Damit ist für uns Musauer dieses hochgelobte Fahrverbot ad absurdum geführt. Musau hat davon gar nichts“, macht der lärm- und staugeplagte Musauer seinem Ärger Luft.
Kontrolliert wird beim Kreisverkehr in Pflach, der Rückstau reicht dann bis Roßschläg, einem Musauer Ortsteil. „An den Wochenenden werden beim Zählwerk in Musau zwischen 3.000 und 3.500 Autos gelistet. An Wochentagen sind es ca. 2.000 Autos. Bei uns vergeht keine halbe Minute, ohne dass ein Auto durchfährt“, führt er weiter aus. In Musau gibt es keinen Nahversorger, die Bewohner müssen zum Einkaufen nach Pinswang oder Reutte fahren. An Stauwochenenden ist das schier unmöglich. Beim Baubezirks-amt habe man das Problem schon öfter angesprochen. Die Verkehrsexperten, die sich das Fahrverbot ausgedacht haben, sollen sich doch einmal ein Bild vor Ort machen, so der Vorschlag des betroffenen Anrainers.
Die Zahl der an den Wochenenden zurückgewiesenen Fahrzeuge belegt, dass das Fahrverbot Wirkung zeigt – allerdings nicht für alle. Wenn ein Fahrverbot erlassen wird, sollte Sorge getragen werden, dass die Erleichterungen nicht vor einer betroffenen Gemeinde haltmachen. Verständlich ist, dass sich die Musauer aufregen. Zu hoffen ist, dass sie Gehör finden und auch das Ausweichen durch ihre Wohngemeinde nicht nur verboten, sondern auch konsequent kontrolliert wird.

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