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Sommergespräche zur Tiroler Landtagswahl, Teil 3 – Liste Fritz

Entscheiden für die Liste Fritz: Bauland mobilisieren und Bürokratie abbauen

Sie ist unabhängig und steht für eine ehrliche Politik, nahe am Bürger. Sie steht für Veränderung. Die Liste Fritz tritt zur Landtagswahl an, um für Tirol diese Veränderung herbeizuführen – als starke Oppositionspartei. Die RUNDSCHAU sprach mit dem Außerferner Spitzenkandidaten der Liste Fritz, Josef Lutz.
29. August 2022 | von Von Johannes Prichner
Sommergespräche zur Tiroler Landtagswahl, Teil 3 – Liste Fritz
Josef Lutz führt die Liste Fritz im Bezirk Reutte an. Foto: RS-Archiv
Von Johannes Pirchner

RUNDSCHAU: Tirol soll 2050 klimaneutral sein. Photovoltaik und Wasserkraft sind häufig zitierte Schlagworte. Welche Lösungsansätze bringt die Liste Fritz bezüglich Klimaneutralität im Bezirk Reutte und im Land Tirol?
Liste Fritz: Zunächst müssen die Bewilligungsverfahren in diesen Bereichen massiv beschleunigt  und die Kriterien bei der Förderung seitens des Landes vereinfacht werden. Weiters muss massiv in die Strom-speicherung, zum Beispiel durch Pumpspeicherkraftwerke, investiert werden. Der Ausbau der Photovoltaik und der Trinkwasserkraftwerke gehört massiv unterstützt. Windkraftwerke sind leider ein schwieriges Thema in Tirol. Windkraft in Tirol rechnet sich nur auf den Bergen. Dies hat aber den Vorteil, dass man keine großen Windräder wie im Flachland mit Nabenhöhen von über 100 Metern braucht. Meiner Meinung nach ist es möglich, kleinere Windräder in Tirol zu genehmigen und diese sind auch gut in die Landschaft zu integrieren.

RS: Welche Konzepte verfolgt die Liste Fritz für leistbares Wohnen im Außerfern und was bedeutet in diesem Bezug Baureserven mobilisieren?
Liste Fritz: Zunächst braucht es im Bezirk und im Land eine richtige Bedarfserhebung. In Reutte entsteht ein Wohnblock nach dem anderen. Ob diese Wohnungen alle für die Außerferner Bevölkerung und Arbeitskräfte sind, das bezweifle ich. Weiters müssen wir weg von der Projektförderung hin zu einer Personenförderung. Die Personen, wie junge Familien, Alleinerziehende, einkommensschwache Mieter und Pensionisten gehören besser unterstützt. Ein großes Problem ist auch der „Ausverkauf der Heimat“. So bräuchte es für die vielen illegalen Zweitwohnsitze endlich einmal wirksame Sanktionen. Diese Leute unterschreiben, dass sie einen Hauptwohnsitz in Tirol gründen, wissen aber genau, dass sie das nicht machen werden. Brauchen wir solche Zuzügler? Ich meine nein! Es braucht endlich eine Taskforce im Land Tirol, die sich um solche Verdachtsfälle kümmert. Seitens der Gemeinden, Bezirke und selbst des  Landes nimmt man dieses Problem zu wenig ernst. Dank der immensen Zunahme an Zweitwohnsitzen,  gerade im Tann-heimer Tal, sind die Bauplatzpreise massiv gestiegen. Ein weiteres Beispiel:  Ein Deutscher hat in Schattwald einen Baugrund erworben, nach fünf Jahren hätte er diesen bebauen müssen. Nach den fünf Jahren gab es eine Nachfrist von fünf Jahren – und wieder wurde nichts bebaut. Und nun könnte dieser Mann den Baugrund auf seine Frau übertragen, dann beginnt wieder eine Frist von fünf Jahren. So etwas ist eine Frechheit. Anscheinend funktionieren die vielen Gesetze zu den Zweitwohnsitzen nicht! Zur Mobilisierung von unbebauten, aber gewidmeten und erschlossenen Baugründen wäre es wichtig, eine erhöhte Grundsteuer zu verlangen. Wenn nach mehreren Jahren immer noch nicht bebaut wird, braucht es eine Rückwidmung des Bauplatzes. Dasselbe sollte man auch bei langjährig leerstehenden Bauruinen in den Gemeinden machen. Abrissbescheid oder Rückwidmung, um diese Fläche wieder zu mobilisieren. In Schattwald hat eine Wohnbaugesellschaft einen Wohnblock errichtet, doch die Wohnungen waren für Einheimische unerschwinglich. Daher weg von der Projektförderung und hin zur Personenförderung. Ebenso sollte man  darüber nachdenken, ob man älteren Menschen, die in einem großen Haus oder einer großen Wohnung überfordert sind, den Umzug in eine kleinere, überschaubare Wohnung – eventuell sogar mit betreutem Wohnen – finanziell interessant machen könnte!

RS: Der Facharbeitermangel in Gastronomie, Industrie und Handel wird immer gravierender. Welche Lösungsvorschläge haben die Liste Fritz hier?
Liste Fritz: Dienstleister, wie Handel und Gastronomie sind durch schwankende Auslastung gekennzeichnet, das heißt dann extreme Arbeitsbelastung in Spitzenzeiten. Genauso wird die Arbeit in der Alten- und Krankenpflege zu wenig wertgeschätzt. Es gibt noch andere systemrelevante Berufe. Während Corona hat zwar jeder für diese Berufe geklatscht, aber geändert hat sich für die Beschäftigten nichts. Diese müssen jetzt endlich mal mehr verdienen, es braucht bessere Arbeitsbedingungen – eine Person kann nicht die Arbeit von Zweien  machen.  Es braucht auch Teilzeit-Modelle, die nicht in eine Altersarmut führen! Viele ältere Menschen wollen noch weiterarbeiten, werden aber nicht mehr eingestellt oder weiterbeschäftigt. Und am wichtigsten ist: In den letzten Jahrzehnten bleibt der arbeitenden Bevölkerung immer weniger „Netto“ vom „Brutto“. Der Staat, die Gemeinden und die Sozialversicherungen zwicken immer mehr von Lohn oder Gehalt ab. Leider längst fällige Reformen, alle schon durchdiskutiert, werden nicht umgesetzt. Wo bleibt da die Leistung der Politik?

RS: Welches Thema ist der Liste Fritz in diesem Wahlkampf besonders wichtig?
Liste Fritz: Wohnen, Öffiausbau, Gesundheit, Ausverkauf der Heimat stoppen, Verkehrslawine aufhalten, die Korruption stoppen. Auch der Umweltschutz. Die Liste Fritz hat über 50 Anträge zu Umwelt und Naturschutz im Landtag eingebracht.

RS: Wie sieht die Liste Fritz die zweite Röhre auf der B179 und klimaneutralen Verkehr?
Liste Fritz: Zunächst muss im Außerfern, speziell in Reutte, das Fahrradnetz massiv ausgebaut werden. Entlang der Fernpass-Strecke gehört ein asphaltierter Radweg. Radfahrer auf der B179 sind eine immense Gefahr und wenn ein Lkw minutenlang hinter einem Radfahrer herfahren muss, dann verur-sacht das auch Stau. Weiters muss endlich die Außerfernbahn wieder ihren Betrieb aufnehmen. Es kann nicht sein, dass die Bahn regelmäßig für Monate ausfällt. So können wir den Menschen die Bahn nicht schmackhaft machen. Ebenso muss es eine durchgängige Verbindung nach Innsbruck geben und kein mühsames Umsteigen in Garmisch.Die Fahrpläne gehören optimiert. Betreffend die B179 bin ich für eine Tunnelvariante mit drei Röhren: Nach dem Lermooser Tunnel in einen mautpflichtigen Tunnel, der zwischen Silz und Haiming endet. Zwei Röhren für die Autos und eine Röhre für den Zug. Es braucht eine Maut, welche wir hier in Tirol ähnlich dem Modell „Felbertauern“ steuern können.

RS: 3.653 Wahlberechtigte wählen das erste Mal in Tirol. Wo kann man Liste Fritz einordnen und welches Versprechen gibt es für diese Menschen?
Liste Fritz: Die Liste Fritz ist nicht im klassischen Links-Rechts-Spektrum einordenbar. Wir sind eine Bürgerliste, die aktuelle Themen mit Fachkompetenz lösen will und sich keiner Ideologie nahe fühlt. Für Jungwähler bieten wir gerade für leistbares Wohnen und Umweltschutz spannende Kerntehmen an.

RS: Wie sieht die Liste Fritz die Bildungspolitik in Tirol und im Außerfern und was würden Sie hier ändern bzw. beibehalten?
Liste Fritz: Die einzelnen Schultypen müssen sich stärker nach der Wirtschaft ausrichten. Allerdings bräuchte es da mal ein Treffen der Außerferner Schulen mit der Außerferner Wirtschaft.

RS: Vielen Dank für das Gespräch.

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