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Reutte | So war es früher | 7. August 2023 | Peter Linser

So war es früher - Ausgabe Reutte (KW32_33/23)

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Wo heute die verwitterten Bauten des menschenleeren Weilers Bürstegg stehen, hausten früher einige Familien. Da musste man sich im Herbst mit allem versehen, was den harten Winter über not tat, denn bei den großen Schneemassen konnte oft lange niemand den weiten Weg ins Tal wagen. Die zufriedenen Bergbauern bedachten alles und vergaßen nichts, um Mensch und Vieh durch den Winter zu bringen. Sie dachten auch daran, dass eines von ihnen in der Zeit vom Tod erreicht werden könne. Also zimmerte der „Seppelbauer”, sobald die ärgste Holzarbeit vorbei war, zwei Totenbäume und stellte sie in den Dachboden. Die Bäuerin aber dachte: Den einen Baum nehme ich in Beschlag. Und bald war der neue Behälter voll mit gedörrten Apfel- und Birnenschnitten. Mitten im Winter starb im Seppelbauerhaus das Hansele, ein steinaltes Männlein, das schon als Hüterbub auf den Hof gekommen war und zuletzt noch die Kleinkinder beaufsichtigte. Die Hausleute beteten für den Verstorbenen, legten ihn in den Totenbaum und trugen ihn dann auf den vor Kälte starrenden Dachboden. Sobald es das Wetter zuließ, dass man wieder nach Steeg hinuntergehen konnte, meinte der Bauer: „Jetzt können wir es wagen mit dem Hansele. Und am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe holten sie den Sarg und banden mit eiem Strick eine lange Stange darüber. Der Bauer trug vorn, der Melker hinten. So wanderten sie ins Tal. Die Bäuerin wollte den beiden Trägern nach der Heimkehr von ihrem mühevollen Friedhofsgang ein gutes Mahl bereiten. „Ich mache ihnen Küchle und Birnenschnitz dazu”, sagte sie bei sich und ging unters Dach, um vom Vorrat zu holen. Doch der Totenbaum ließ sich nicht öffnen. Erst als sie eine Hacke zu Hilfe nahm, sprang der Deckel auf. Da stieß die entsetzte Frau einen Schreckensschrei aus, dass Jung und Alt herbeistürzte und fragte, was für ein Unglück geschehen sei: Da waren doch die Mannsleute statt mit dem toten Hansele mit den Birnenschnitz nach Steeg gegangen! (P. Linser: Sagenhaftes Außerfern)

Peter Linser
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