Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Das Dach der Welt am Reuttener Hahnenkamm

Neun Mal Hausberg = ein Mal Mount Everest

Der Hahnenkamm ist sein Hausberg, den er mit oder ohne Ski schon unzählige Male bezwungen hat. Einmal auf dem höchsten Gipfel der Welt stehen, ist für viele ein Traum. Joachim Weirather erfüllte sich den – im übertragenen Sinne.
29. März 2021 | von Sabine Schretter
Beim Basislager am Parkplatz warteten Freunde mit Sekt: Joachim Weirather und Carmen Wohlgenannt (1. und 2. v.l.) freuten sich.
Von Sabine Schretter.
Die Idee kam ihm, als 2020 eine Neuvermessung ergab, dass der höchste Berg der Erde um 86 Zentimeter gewachsen und offiziell 8.848,86 Meter hoch ist. Diese „neue Höhe“ in der Heimat, am Hausberg Hahnenkamm, einmal in einem durchzugehen und zu erreichen, reizte Joachim Weirather. „Ich war einfach neugierig, ob ich das schaffe. Früher war ich Modellflieger und immer schon aktiv und unternehmungslustig. Jetzt hat es mir der Sport angetan. Ich bereite mich gerade auf den heurigen Karwendellauf vor“, erzählt er im Gespräch mit der RUNDSCHAU. Den Hahnenkamm möge er deshalb so gerne, weil die Distanz von 1.000 Höhenmetern für ihn perfekt sei. Oft ist Weirather mit Freundin Carmen Wohlgenannt unterwegs, die auch bei der „Hausberg-Everest-Besteigung“ mit dabei war.
Am Samstag, dem 20. März, war es so weit: Um 3.30 Uhr startete Joachim Weirather – bei schwierigen Wetterverhältnissen viel zu schnell beim ersten Aufstieg. „Der Schneefall war stärker geworden und nach oben hin musst ich schon ganz schön spuren.“ Beim vierten Aufstieg sei es etwas leichter geworden, weil mehr Tourengeher unterwegs waren, die dann vorgespurt hätten. „Immer noch war mein Tempo zu hoch, darum ging beim fünften Aufstieg Carmen mit“, erzählt Weirather. „Ich ging vor und habe ihn ein bisschen gebremst“, fügt Carmen Wohlgenannt dazu. Beim sechsten Aufstieg war dann noch alles gut, aber „beim siebten hatte ich einen Hänger, rief Carmen an und sagte, dass ich es lasse“. Carmens Rat war, kurz im Auto, das unten am Parkplatz stand, zu rasten. Sie sollte Recht behalten, denn die Viertelstunde hat gut getan, beim achten Aufstieg lief es wieder super für Joachim Weirather und den letzten Aufstieg machte er wieder geminsam mit Carmen – bis zu Cilli-Hütte. „Die Höhenmeter hatten wir erreicht, machten die 9.000 voll und brachten es schließlich auf insgesamt 9.104 Höhenmeter“, schildert Joachim Weirather. Insgesamt war er 12 Stunden und 24 Minuten unterwegs, legte insgesamt eine Distanz von 61 Kilometern zurück und verbrannte dabei 7.000 Kalorien.

Basislager.
Das Auto am Parkplatz war das Basislager – an Bord ausreichend Riegel und isotonische Getränke. Eben bei diesem Basislager warteten nach 12 Stunden die besten Freunde mit einer Flasche Sekt und einem selbstgebastelten Pokal von Carmen. Wichtig im Hintergrund sind für Joachim sein Papa Willi und dessen Frau Maya. Die beiden „fleißigen Bienchen“ kochen für Joachim Weirather und tragen mit vollwertiger und gesunder Kost zu seiner guten körperlichen Verfassung bei. Etwas Sportliches macht er jeden Tag nach der Arbeit – einmal in der Woche geht er etwa auf die „Gaicht“. Ansonsten habe er keinen fixen Trainingsplan. „Ich bin freischaffend“, erklärt er. „Alles andere wäre mit Familie und Kindern schwer zu vereinbaren“, fügt Carmen hinzu.
Die Frage, wie es ihm am Tag nach dem Hahenkamm-Everest ging, beantwortet Carmen für Joachim schmunzelnd: „Da sind wir auf die Krinnenspitze gegangen – weil ich das wollte.“ Sobald es möglich ist, beginnt Joachim Weirather mit dem Laufen – der Karwendellauf wartet.
 
Das Dach der Welt am Reuttener Hahnenkamm
Insgesamt neun Mal nahm Joachim Weirather den Aufstieg auf den Hahnenkamm in Abgriff – dann hatte er den Everest erklommen. Fotos: Privat

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