Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Eine Radsaison wie ein Fleckerlteppich

Wenige Rennen, viele Absagen, gute Resultate – die „Corona-Saison“ lief gut für Christoph Gobber

Saisonstart war für Chrisoph Gobber in diesem Jahr der 12. Juli. Besondere Spannung war vorprogrammiert – aufgrund vieler coronabedingter Wettkampfabsagen und -verschiebungen wusste keiner so genau, wo die Konkurrenz steht und wo man sich selbst einordnen kann. Die RUNDSCHAU unterhielt sich mit dem Außerferner Radsportler über eine außergewöhnliche Saison.
16. November 2020 | von Sabine Schretter
Eine Radsaison wie ein Fleckerlteppich
Der Radsportler beim Kolsassberg Classic-Rennen. Foto: Fotograph Hotter
Von Sabine Schretter.
So richtig heiß auf das Rennen auf den Reither Kogel seien alle Athleten gewesen, erzählt Christoph Gobber. Nach der langen Durststrecke war das Rennen österreichweit groß ausgeschrieben worden. Die Startplätze mussten ob des großen Andrangs aufgestockt werden. „Es waren richtig gute Teams bei dem Rennen vertreten, mit Startern von überall her. Es ging beinahe zu wie bei einer kleinen österreichischen Meisterschaft“, gerät der Athlet auch jetzt noch ins Schwärmen. Das spannende Rennen, das als Einzelzeitfahren ausgetragen worden war, lief sehr gut für Christoph Gobber. „Ich wusste ja nicht, wo ich mich einordnen kann. Aber es war ein richtig cooles Rennen, bei dem auch mein Trainer Thomas Steurer sehr zufrieden mit meiner Leistung war.“ In Anbetracht der strengen Auflagen war das Rennen auf den Reither Kogel perfekt organisiert, die Starts gut getaktet, Abstands- und Maskendisziplin hoch. „Man fühlte sich sehr sicher, vor allem am Start. Während des Rennens denkt man sowieso nicht an Corona, da ist man mit was anderem beschäftigt. Nach dem Rennen im Ziel ist es dann nicht mehr ganz so einfach. Da werden die erlaubten zehn Minuten Aufenthaltszeit schon gerne einmal übersehen. Bei den Siegerehrungen wird es mit dem Abstandhalten auch eher kritisch. Die Athleten freuen sich über ihre Erfolge und auch darüber, alle wieder einmal zu sehen“, schildert er seine Eindrücke. Beim ersten Saisonrennen sei bei jedem Athleten die Körpertemperatur gemessen worden. Erst danach hat man dann die Starterlaubnis erhalten. Tests wurden für die Wettkämpfe keine vorgenommen.

Sechs Rennen.
2019 absolvierte Christoph Gobber 25 Rennen, sechs waren es 2020. „Ich bin ausschließlich in Tirol an den Start gegangen. Mit meinem Trainer habe ich alle meine Rennen so geplant, dass die Startorte für uns in zwei oder drei Stunden zu erreichen waren – meine Starts hingen auch von der Priorität der Rennen ab. Einen Start hätte ich in der Schweiz vorgehabt. Aber dann wurde Tirol zum Risikogebiet erklärt und ich durfte nicht einreisen“, blickt er zurück. Die Saison Revue passieren lassend, bezeichnet Christoph Gobber das Rennen auf das Kitzbüheler Horn als das prestigeträchtigste. „Mein persönliches Highlight war aber das Rennen auf die Aschinger Alm, das ich mit dem tollen achten Gesamtrang beenden konnte. Ich holte da alles aus mir raus, bot meine beste körperliche Leistung – das ist dann schon ein tolles Gefühl!“

Konstante.
Seit 2019 wird Chris-toph Gobber vom Außerferner Spitzen-Langläufer Thomas Steurer trainiert. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. „Ich sage immer, dass 2018 meine Top-Saison war. Aber 2020 würde ich als ebenbürtig bezeichnen, obwohl ich nur bei sechs Rennen am Start war. Corona hat alles durcheinander gebracht, mir aber auch neue Perspektiven eröffnet. Durch Homeschooling und den reduzierten Rennkalender hatte ich mehr Zeit, mich auf mein Training und meine Zusammenarbeit mit Thomas zu konzentrieren. Wir haben uns 2020 viel besser kennengelernt – auch auf privater Ebene, was uns beide weitergebracht und uns gut getan hat. Wir konnten flexibel arbeiten und haben die Zeit wirklich gut genutzt. Diese Möglichkeit bekomme ich so schnell nicht mehr. Wenn man nur sechs Rennen fährt, möchte man bei jedem Rennen gut sein. Bis auf ein Mal, wo ich einen technischen Defekt hatte, ist mir das gelungen“, so Gobber, der für den RSC Auto Brosch Kempten fährt. Auch daran wird sich übrigens nichts ändern.

„Das Feiern geht mir ab!“.
Dass gemeinsames Feiern und auf Erfolgeanstoßen während der Saison nicht möglich war, bedauert Christoph Gobber gar nicht so sehr. „Da ist man voll im Training, muss auf sich achten, sollte nichts trinken.“ Allerdings jetzt, so er gerade Trainingspause hat, geht es ihm schon ab, einmal Freunde zu treffen, auszugehen und Spaß zu haben. Auch der Empfehlung seines Trainers: „Jetzt lass dich einmal feiern“, kann er aufgrund der strengen Covid-Auflagen nicht nachkommen. „Das ist schon sehr schade und das fehlt mir jetzt auch. Im Dezember fange ich ja eh wieder mit dem Training an und dann geht es nicht mehr, mich mit Freunden auf ein Bier zu verabreden.“ Damit blickt der Radsportler voraus und erzählt. „Im Dezember beginne ich wieder mit meinem alternativen Training. Ich werden viel Lauftraining machen, Langlaufen und Skitouren gehen. Joggen geh ich sowieso immer viel. Damit starte ich, auf das Rad geht es erst später. Wir legen das Training so aus, als wäre 2021 wieder eine ganz normale Saison. Wie es dann im März wirklich aussieht, kann man nicht sagen, aber wir werden auf jeden Fall wieder flexibel auf die jeweilige Situation eingehen und die Zeit so gut wie möglich nutzen.“
Einen Stockerlplatz zu erreichen, ist Christoph Gobbers erklärtes Ziel. „Ich habe schon am Stockerl gekratzt, ich weiß, dass es möglich ist. Und das will ich unbedingt erreichen, darauf arbeite ich hin. Ich hoffe, dass die kommende Saison unfallfrei verläuft und ich ohne Verletzung durchkomme.“ 
Christoph Gobber absolviert in Kempten die Ausbildung zum Physiotherapeuten. „Die Schule läuft super. Ich kann die Ausbildung gut mit meinem Sport kombinieren und werde 2022 mein Staatsexamen machen.“ Die RUNDSCHAU wünscht alles Gute.
 
Eine Radsaison wie ein Fleckerlteppich
In der nächsten Saison möchte Christoph Gobber aufs Stockerl. Foto: Gobber

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