Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Fast wie früher – nur das kostbare Weiß fehlt

Der Waldrastlift in Reutte wurde des Öfteren schon für tot erklärt, lebt aber immer noch

Generationen von Reuttenerinnen und Reuttenern sowie die Bevölkerung der Nachbargemeinden lernten am legendären Waldrastlift Skifahren, konnten dort schöne Winternachmittage verbringen und an so manchem Skirennen erfolgreich teilnehmen. Optimismus, Weitblick und freiwillige Helfer erhalten diesen „Dorflift“ im Talkessel am Leben.
5. Feber 2024 | von Bruno Dengg
Fast wie früher – nur das kostbare Weiß fehlt
Gruppenfoto der begeisterten Reuttener Skifahrerinnen und Skifahrer beim Waldrastlift im Eröffnungsjahr. Foto: Foto Reiter, 1951
Eine wechselhafte Geschichte begann im Jahre 1951, dem Geburtsjahr des Waldrastliftes. Der Reuttener Kaufmann Josef Thummer galt als Hauptinitiator dieses Liftes unter der Burgruine. Die Außerferner Nachrichten, 4. Jg. Nr. 9 vom Samstag, 3. März 1951, berichteten über die Eröffnung auf Seite 4 unter anderem:
„Ein kleiner Ruck, man sitzt im Sessel und schon beginnt die Luftfahrt, die ihre eigenen Reize hat, über Busch und Stadel. Dreißig Sessel machen ständig die Runde. Kleine Mädchen mit sieben und acht Jahren gehören neben den Männern im besten Alter zu den unverwüstlichen Fahrgästen der ersten Tage. In einer Stunde befördert der Lift 120 Personen an die 1.000-Meter-Höhenmarke unterhalb der alten Burgruine. Die Liftfahrt geht über 123 Meter ...“.
Leider gerät Josef Thummer schon zwei Jahre später in finanzielle Schwierigkeiten. Deshalb wurden Beitrittsscheine unter Heranziehung der Gemeinden Reutte und Ehenbichl ausgegeben, um den Skilift zu retten. Dieser war über Jahrzehnte hinweg Treffpunkt für Jung und Alt sowie für viele sportliche Familien, die sich über die Wintersportausübung am Dorflift freuten.

SCHNEEMANGEL gibt es nicht nur heute, sondern war schon in den 90er Jahren ein aktuelles Thema. Um Schneesicherheit damals zu garantieren wurde beschlossen, einige Schneekanonen anzuschaffen. Dem nie enden wollenden „Lift in Betrieb lassen oder zusperren“ folgte nach dem Ausstieg der Reuttener Bergbahnen die Übernahme durch den Tourismusverband. 2014 flammte erneut die Diskussion über das „Aus für den Waldrastlift“ auf, da sich der Tourismusverband aus dem Projekt zurückzog. Standortbürgermeister Wolfgang Winkler aus Ehenbichl kämpfte um die Fortführung des Dorfliftes und erhielt sowohl finanzielle Unterstützung des Landes Tirol als auch Beistand von den umliegenden Gemeinden Reutte, Breitenwang und Pflach.

DORFLIFTE DÜRFEN NICHT AUSSTERBEN. Leider haben im Talkessel von Reutte in den letzten zwei Jahrzehnten einige Dorflifte geschlossen, die früher begehrte Sportstätten mit hohem Zulauf – aufgrund der kurzen Anreise, der erschwinglichen Preise und der „privaten Sphäre“ waren. Die politisch Verantwortlichen im Talkessel sind höchst gewillt und äußerst darin interessiert, dass es solche Dorflifte, wie den Waldrastlift in Ehenbichl, den Schollenwiesenlift in Höfen, den Karlift in Heiterwang, den Moosberglift in Weißenbach und den Konradshüttlelift in Vils noch immer gibt. Laut Bürgermeister Wolfgang Winkler, und der muss es ja als Geschäftsführer und Betriebsleiter-Stv. des Waldrastliftes am besten wissen, schreiben diese Dorflifte generell rote Zahlen und können nur in ganz besonders schneereichen Wintern und mit viel Freiwilligenarbeit ein positives Ergebnis „einfahren“. Die Dorflifte gehören seiner Meinung nach eben zur sportlichen Infrastruktur einer Gemeinde, wie der Fußballplatz, die Tennisanlage, das Freibad, die Wanderwege, die Mountainbikestrecken usw., die auch alle öffentliche Förderungen und sons-tige Unterstützungen benötigen und erhalten.

WINTERSPORT FÜR EINHEIMISCHE KINDER UND JUGENDLICHE. Keine Frage, der Wintertourismus ist für unser Bundesland von großer Bedeutung und Skifahren und Snowboarden spielen dabei eine wichtige Rolle. Die Ausübung ist jedoch inzwischen für so manche einheimische Familie nicht mehr leistbar, insbesondere dann, wenn z. B. zwei Erwachsene und zwei Kinder für einen Skitag mit Anreise, Liftkarte, Mittagessen zwischen 200 und 250 Euro „berappen“ müssen. Kein Wunder, wenn das Interesse notgedrungenerweise abnimmt und das schon seit Jahren. Ein zaghaftes Umdenken diesbezüglich war erfreulicherweise in den letzten Jahren schon erkennbar: Die WKO und das Bildungsministerium haben zusammen mit Sport Austria neue Angebote für Familien und kostengüns-tige Wintersportwochen erarbeitet, die zunehmend Anklang finden. Die Schulkinder nehmen solche Veranstaltungen gerne an, sind hochmotiviert und lernen dadurch ihre nähere Heimat genauer kennen. So haben z.B. die Schüler der NMS Tannheim im Rahmen der Skiwoche jeden Tag ein anderes Skigebiet im Tal erkundet und die Bergretter gestalteten interessante Nachmittage mit Informationen zu Lawinenkunde zu Erster-Hilfe.
… und da war doch noch etwas: „Wintersport macht schlau!“ Wissenschaftliche Studien belegen, dass den Schülern durch die Bewegung an der frischen Luft das Denken leichter fällt, dass sie die Natur kennenlernen und nur durch diese selbstgemacht Erfahrung im weiteren Leben umweltbewusst, ressourcenschonend und nachhaltig handeln werden.

ZURÜCK ZUR WALDRAST IN DER WINTERSAISON 2023/24. Der Waldrastlift gehört dem Tourismusverband Naturpark Reutte, der den Lift samt Pistengerät der Betreiberin Gemeinde Ehenbichl unentgeltlich zur Verfügung stellt. Geschäftsführer Bgm. Wolfgang Winkler bezeichnet die heurige Wintersaison als ein Wechselbad der Gefühle – große Freude über viel Naturschnee, dann Kunstschnee auf Lager produziert, jedoch bereitete dann das einsetzende Tauwetter dem Betrieb ein jähes Ende. Trotzdem kann die „Waldrastcrew“ auf erstaunliche Zahlen innerhalb von sieben Betriebstagen verweisen. Die stolze Bilanz zeigt über 2.500 Fahrten und die Austragung von drei Skirennen – dem Lechtalcup, der VM Weißenbach und dem Ehrenbergcup. Möglich ist so etwas nur mit einem hoch motivierten Team, das aus Geschäftsführer und Bürgermeister Wolfgang Winkler, Betriebsleiter Peter Lorenz, Klaus Wechselberger (zuständig für die Beschneiung), Martin Klotz und Markus Rid (zuständig für die Pistenpräparierung), Fritz Kaufmann, Karl Salvenmoser und Walter Tiefenbrunn besteht. Fast alle von ihnen sind ehrenamtlich tätig.  Der Waldrastlift wird weiterhin zum Wohle der einheimischen Bevölkerung eine tolle Wintersportstätte sein und bleiben. Erfreulicherweise tragen die Gemeinden Reutte, Breitenwang und Pflach einen eventuellen finanziellen Abgang mit und auch Lechaschau und Wängle haben Unterstützung signalisiert.
Somit könnte abschließend, frei nach Liedermacher Wolfgang Ambros, gesagt werden: „A jeder is glücklich, a jeder fühlt sich wohl und wü nur Schifoan, Schifoan, Schifoan, weil Schifoan is des leiwaundste wos ma si nur vurstelln kann.“
Fast wie früher – nur das kostbare Weiß fehlt
Das Waldrast-Team mit vielen freiwilligen Helfern bemüht sich um Anlagenerhaltung und einen funktionierenden Liftbetrieb, was in den letzten Jahren leider immer schwieriger wurde. Foto: Wolfgang Winkler

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