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„Ja, wir schaffen das!“

Neujahrsempfang der Wirtschaftskammer Reutte. Bezirk Reutte ist für Herausforderungen gerüstet

Der Neujahrsempfang der Wirtschaftskammer zählt zu den gesellschaftlichen Highlights im Bezirk Reutte. Am Dienstag, dem 17. Jänner, nahmen mehr als 200 Außerferner Wirtschaftstreibende die Einladung an. Kulinarisches Highlight des Abends: Beuschl. Die Betreuung der Gäste oblag Schülern der HLW Reutte. Für die gelungene musikalische Umrahmung des Festaktes sorgte die Band „Sneak A Peek“. Markige Sprüche des Tiroler Wirtschaftskammder-Präsidenten gab es obendrein.
23. Jänner 2023 | von Sabine Schretter
WK-Bezirksstellenleiter Wolfgang Winkler, WK-Präsident Christoph Walser, WK-Bezirksobmann Christian Strigl und Direktor-Stv. Gregor Leitner (v.l.) analysierten, was die Außerferner Betriebe 2023 brauchen werden. RS-Fotos: Schretter
Von Sabine Schretter.
Vorab setzten sich Tirols Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser, Wirtschaftskammer-Bezirks-obmann Christian Strigl und Direktor-Stv. Gregor Leitner in einem Pressegespräch mit der Frage, was die Betriebe im Bezirk Reutte im Jahr 2023 brauchen werden, auseinander. Das Jahr 2022 habe mit einem satten Wirtschaftswachstum im ersten und zweiten Quartal sehr gut begonnen, eröffnete WK-Präsident Walser die Gesprächsrunde. Die Auswirkungen des seit Februar 2022 tobenden Ukraine-Krieges wurden im 2. Halbjahr spürbar, dennoch verzeichnete Tirol knapp sieben Prozent Wirtschaftswachstum.

Drei Hauptthemen beschäftigen die Tiroler Wirtschaft besonders:
• Die hohen Energiekosten stellen die Wirtschaft vor große Herausforderungen. „Unsere Topographie lässt es nicht zu, den steigenden Strombedarf mit Windrädern und Photovoltaikanlagen zu decken“, sagt Walser. Vielmehr sollen umsetzbare Vorschläge zur verstärkten Stromerzeugung aus Wasserkraft, erarbeitet werden. WK-Bezirkobmann Christian Strigl fordert von der Landesregierung eine Studie zur Erhebung des noch nutzbaren Potenzials der Außerferner Wasserkraft. Eine zweite Stromanbindung aus dem Inntal in den Bezirk Reutte sei zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes unumgänglich.

• Der Arbeitskräfte- bzw. Fachkräftemangel wird die Unternehmen auch 2023 beschäftigen. Lehre und duales Ausbildungssystem müssen gestärkt werden. Walser spricht sich für die qualifizierte Zuwanderung aus. Menschen, die um Asyl ansuchen, sollen arbeiten dürfen. Leistung muss wieder etwas wert sein, lautet ein weiterer Ansatz Christoph Walsers, wer viel arbeitet, soll dafür belohnt werden. Pensionisten sollen fürs Weiterarbeiten „Brutto für Netto erhalten“. Um Frauen verstärkt in den Arbeitsmarkt zu holen, muss der Ausbau der Kinderbetreuung weiter vorangetrieben werden. Für das Außerfern sieht Bezirksleiter Christian Strigl die Chance, eine Modellregion für Bildung zu werden. Das Schulsystem solle von einem Experten analysiert werden und – wo notwendig – nachgebessert werden. Dazu gehört auch, ein Schüler- und Lehrlingsheim mit angeschlossener Mensa im Bezirk zu installieren.

• Der Dauerbrenner Verkehr über den Fernpass liegt beiden im Magen. Christian Strigl fordert die Entpolitisierung des Fernpass-Themas und eine neutrale Expertise. Der Personennahverkehr sei bedarfsgerecht auszubauen. „Dafür braucht es eine Bestandsaufnahme des gesamten ÖPNV und eine Attraktivierung der Außerfernbahn. In zwei Stunden mit dem Zug von Reutte nach Innsbruck wäre eine wirkliche Alternative.“ Christoph Walser zum Verkehrsthema: „Wir brauchen den Scheiteltunnel. Und in der Folge auch den Tschirganttunnel.“ Von der Bemautung der Fernpassstrecke halten Walser und Strigl nichts. „Außer Geld bringt die nichts. Weder der Personennahverkehr noch der Lkw-Verkehr reduzieren sich durch die Maut.“ Walser plädiert dafür, Varianten zu versuchen z. B. ein Lkw-Fahrverbot während der Stoßzeiten und nicht während der Nacht. WK-Bezirksobmann Strigl wünscht sich für den Bezirk Reutte zudem eine bessere Kooperation mit dem Flughafen Memmingen.

Austausch.
Gregor Leitner sieht für den Bezirk Reutte großes Potenzial im internationalen Austausch. „Den Pro-Kopf-Warenexport betreffend, steht Tirol weltweit an 7. Stelle. Um Betriebe dafür zu sensibilisieren und zu informieren, findet im September eine Veranstaltung im Bezirk statt. Wirtschaftslandesrat Mario Gerber, „Innsbrucker mit Außerferner Migrationshintergrund“, sagte schließlich in seinen Grußworten: „Viele Weichen wurden bereits gestellt, weitere Weichenstellungen sollen folgen. Wir müssen zusehen, dass der Zug auf diesen Schienen jetzt auch in Bewegung kommt.“ Den Außerferner Unternehmern gab er das Versprechen, dass die Landesregierung alles daransetze, den Wirtschaftstandort Tirol zu stärken. Er wünscht sich „Optimismus und positive Energie“.

Witzig oder untergriffig?
Für Diskussionen im Nachgang des Neujahrsempfangs sorgten Sager von WK-Präsident Walser und LR Gerber. Frauenfeindlich, diskriminierend, abschätzig, unnötig – vor allem die Grünen auf Landes- und Bezirksebene echauffierten sich über Aussagen und orten eine Minderschätzung in Teilzeit beschäftigter Personen und eine Herabwürdigung derer, die sich für Flüchtlinge und Asylwerber einsetzen. Sich über das Binnen-I auszulassen, stieß auch sauer auf. Wo endet Wortwitz und wo fängt Beleidigung an? Mit dieser Frage werden sich die Reuttener Gemeinderätin Margit Dablander und Vize- Bgm. Klaus Schimana, auch ÖVP-Bezirksgeschäftsführer, wohl in einem Vier-Augen-Gespräch unterhalten. Von Dablander aufgefordert, dies bei der letzten Gemeinderatssitzung zu tun, lehnte Schimana ab.
„Ja, wir schaffen das!“
Das Foyer der Wirtschaftskammer Reutte war bereits beim Cocktail-Empfang sehr gut gefüllt.

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