Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Axamer zeigen sich mit Flüchtlingen solidarisch

Zwei Kleinkinder, zwölf Kinder, 29 Erwachsene sowie ein Hund, eine Katze und ein Vogel wurden herzlich aufgenommen

43 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine – Kiew und Odessa – sowie drei mitgebrachte Haustiere wurden im CMB Hotel bzw. im ehemaligen „Neuwirt“ am Axamer Dorfplatz untergebracht. Bei den Flüchtlingen handelt es sich größtenteils um gehörlose Menschen, weshalb sich neben vielen Dorfbewohnern und Vereinen auch der Tiroler Gehörlosenverband um die Neuankömmlinge kümmert.
28. März 2022 | von Beatrice Hackl
Axamer zeigen sich mit Flüchtlingen solidarisch
Quartiergeberin Christine Bucher (Mitte – ganz in Schwarz) und Bürgermeister Thomas Suitner sind von dem Zusammenhalt im Mittelgebirge begeistert: Dank der Hilfsbereitschaft der Dorfbewohner stehen den Flüchtlingskindern bereits Fahrräder zum Austoben zur Verfügung. RS-Foto: Schnöll
Von Beatrice Hackl

„Die Kriegsflüchtlinge wurden bei uns sehr positiv aufgenommen. Es freut mich, dass die Solidarität von allen Seiten so groß ist“, zeigt sich Bgm. Thomas Suitner begeistert. Das „Alten- und Pflegeheim Haus Sebastian“ erklärte sich rasch dazu bereit, dreimal täglich die Essensversorgung zu übernehmen. Der Vinzenzverein, die Pfarre sowie der Verein Mim (Miteinander im Mittelgebirge) haben ebenso ihre Unterstützung zugesagt. „Rollerskates und ein Tischtennis wurden den Kindern bereits zur Verfügung gestellt. Der Skiclub turnt mit den Kindern, die Naturfreunde gehen mit ihnen bouldern, und auch das ‚Freizeitzentrum Axams‘ können sie nutzen – damit die Kinder eine Ablenkung und Bewegung haben“, informiert Suitner. Eine Friseurin hat sich gemeldet, um den Flüchtlingen die Haare zu schneiden und Frau Dr. Pegger kümmert sich um die medizinische Versorgung der Menschen.

Hilfsbereitschaft und Gehörlosensprache. Auch Heimleiter Rudolf Gratl von den Tiroler Sozialen Diensten (TSD) betont die gute Stimmung in Axams sowie das breite Freiwilligennetzwerk: „Die Stimmung hier in der Gemeinde ist überdurchschnittlich gut. Viele Menschen gehen proaktiv auf uns und die Flüchtlinge zu, sie wollen unbedingt helfen. Auch das Hotel von Christine Bucher ist überaus schön und die Kinder haben ausreichend Platz zum Spielen. Die hiesige Schule können die gehörlosen Kinder nicht besuchen, und somit werden sie künftig in die Landessonderschule für Gehörlose in Mils bei Hall gehen. Aktuell sind die Damen vom Gehörlosenverband oft vor Ort und sind eine große Hilfe. Gebärdensprachen sind nämlich international so unterschiedlich wie andere Sprachen. Folglich muss von der internationalen Gehörlosensprache in die nationale und dann noch einmal in unsere Sprache übersetzt werden.“ Die Quartiergeberin Bucher hat sich bereits vor längerer Zeit auf eine Liste für mögliche Flüchtlingsunterkünfte setzen lassen. „Die Frage, die ich mir gestellt habe war – was, wenn uns das passiert. Jetzt ist man auf mich zugekommen, und dann ging alles sehr schnell. Es sollten 25 Personen anreisen. Tatsächlich waren es dann aber 37, und jetzt sind es 43. Vieles in meinem Leben handhabe ich situationselastisch, und auch hier hat glücklicherweise alles geklappt. Viele Komponenten haben zusammengespielt, und es wirkt wie eine Fügung von Oben, als hätte es genauso sein sollen. Ein Lob an alle, die geholfen haben und auch unser neuer Bürgermeister Thomas Suitner hat hammermäßig regiert.“

Harmonisches Miteinander. Die Schicksale der Menschen bewegen: „Eines der Kinder hat in einem Nebensatz gegenüber einer Helferin erwähnt, dass es heute Geburtstag hat. Sie wollte daraufhin eine Freude machen und fragte ihn, was er sich denn wünsche. Seine Antwort war: Ich will nach Hause“, berichtet der Bürgermeister. „Die Menschen sind sehr sympathisch und zwischenmenschlich könnte es nicht besser laufen. Wir kommunizieren viel auf nonverbaler Ebene – mit Händen und Füßen, aber auch die Mimik verrät einem einiges. Natürlich nehmen wir auch Übersetzungsprogramme zu Hilfe. Beides habe ich schon jahrelang mit meinen internationalen Gästen praktiziert. Außerdem finde ich die Gebärdensprache sehr interessant, und ich habe bereits einzelne Wörter gelernt“, zeigt sich die Quartiergeberin Christine Bucher vom Miteinander begeistert. „Die Anteilnahme an den Schicksalen der Menschen ist enorm, was mich sehr berührt. Jedem ist es wichtig, dass es den Menschen gut geht. Die Bewohner des Mittelgebirges beweisen gerade sehr viel Herz. Sie suchen das Gemeinsame.“ Das sei laut Bucher die schönste Basis, und daraus könne etwas Wunderbares wachsen.

43 Flüchtlinge und drei Haustiere. Bucher ist selbst in einer Großfamilie aufgewachsen und hat vier eigene Kinder. Teilen sei für sie deswegen schon immer normal gewesen. Nun teile sie eben ihr Zuhause mit 43 Menschen und drei Haustieren – ein Hund, eine Katze und ein Vogel – aus der Ukraine. „Ich kann die Menschen gut verstehen. Ich habe selbst einen Hund und könnte ihn auch nie zurücklassen, sie sind Teil der Familie. Es läuft alles sehr familiär ab. Ich integriere die Menschen in meinen Alltag, ich versuche zweimal täglich mit ihnen gemeinsam zu essen, und wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe, begleitet mich eines der Kinder.“

Spendenkonto – Axams hilft Ukraine. Der Vinzenzverein Axams hat ein Spendenkonto für die geflüchteten Menschen in Axams eingerichtet. Das Geld wird ausschließlich für die Flüchtlingsopfer in Axams verwendet und zwar für Dinge des täglichen Bedarfs, die nicht über Sachspenden organisiert werden können. IBAN: AT88 3620 9000 0007 6976.
 

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben