Von Christina Hötzel
„Ob es um die Förderung von Naturschutzprojekten geht, um Maßnahmen zur Biodiversität oder aber um naturschutzrechtliche Entscheidungen: Man braucht zuallererst immer das Wissen und die Daten darüber, welche Arten es in einem Gebiet überhaupt gibt. In Tirol haben wir dazu unter anderem die naturwissenschaftliche Sammlung der Tiroler Landesmuseen, die Informationen zu Tieren, Pflanzen und Pilzen sammelt. Projekte wie der jährliche Tag der Artenvielfalt tragen dazu bei, diesen Wissensschatz über unsere Natur stetig zu erweitern und aktuell zu halten“, freut sich Naturschutzlandesrat René Zumtobel, der sich vor Ort bei den ExpertInnen informierte und selbst tatkräftig im Einsatz war. Der ausführende Verein „Artenvielfalt“ wird dabei von Seiten des Landes mit 21.000 Euro unterstützt.
SCHMETTERLINGS- UND FLEDERMAUSEXPERTEN. Der Naturpark Karwendel wurde erst im Jahr 2021 um das Gebiet um den Ahrnkopf erweitert. Für die Veranstalter war das ein weiterer guter Grund, den diesjährigen Tag der Artenvielfalt in Leutasch stattfinden zu lassen und neueste Erkenntnisse zu sammeln. Freitagnacht rückten als erstes die Schmetterlings-und Fledermausexperten aus, um die Vielfalt im Gebiet zu erkunden. Für die Ornithologen hieß es im Gegensatz dazu, am Samstagmorgen bereits früh auf den Beinen zu sein: Ab 5 Uhr begannen sie ihre Zählungen der unterschiedlichen Vogelarten. Den restlichen Tag wurden weitere Erhebungen in Wald und Wiese durchgeführt – untersucht wurden im Konkreten die Wiesenflächen im Ortsteil Moos, die Nieder- und Hochmoorflächen im Ortsteil Aue, die Schotterflächen im Ortsteil Reindlau und der Bereich rund um den Ahrnkopf. „Mit den vier ausgewählten Räumen decken wir die biologisch wichtigsten Lebensräume in der Leutasch ab und können uns einen sehr guten ersten Überblick über die Flora und Fauna hier im Gebiet verschaffen“, ist Peter Huemer, Obmann des Vereins „Artenvielfalt“ und Leiter der Naturwissenschaftlichen Sammlung, überzeugt.
DATENBANK DOKUMENTIERT ARTENVIELFALT. Die Forscher dokumentierten alle Funde in einer Artenliste und fertigten Fotos an – diese umfangreiche Sammlung wird nun in die Datenbank eingearbeitet. Unter den erfassten Arten gab es auch Spektakuläres, wie etwa den Falter „Schwärzlicher Wurzelbohrer“, der seit 1911 das erste Mal in Tirol gesichtet wurde, oder den Wiesenknopf-Wickler, ebenfalls eine Falterart, die erst zum zweiten Mal in Tirol gesehen wurde, oder das Bläuchlich-Rispengras. „Als vorläufiges Ergebnis kann man wohl zusammenfassend sagen, dass uns ein guter Einblick in die Arten gelungen ist. Mein Dank gilt allen engagierten Helferinnen und Helfern, die mit ihrem Fachwissen enorm zum Erfolg der Aktion beigetragen haben“, so der stellvertretende Obmann des Vereins, Konrad Pagitz vom Institut für Botanik der Universtität Innsbruck. Eine vollständige Auswertung der Ergebnisse wird bis Ende August vorliegen.
Eine Sensation: Der „Schwärzliche Wurzelbohrer“ wurde seit 1911 zum ersten Mal wieder gesichtet. Foto: TLM/Bucher
Die gefährdete Art „Blutströpfchen“ (auch Widderchen genannt) wurde beim Tag der Artenvielfalt in Leutasch erfasst. Foto: Land Tirol/Knabl
Der „Rundblättrige Sonnentau“ ist in Mooren zu finden. Er wurde bei den Erhebungen in Wald- und Wiese entdeckt. Foto: Land Tirol/Knabl