Von Gebi G. Schnöll
Das heuer bei den Grabungen entdeckte ehemalige Gebäude konnte ursprünglich durch einen aus gro-ßen Steinen in Trockenbauweise errichteten gewinkelten Korridor betreten werden. Der Gang war mit schweren Steinplatten abgedeckt gewesen, die jetzt verstürzt auf dem ursprünglichen Lehmfußboden lagen. Über den Gang gelangte man in den eigentlichen Innenraum, in welchem die mehrlagigen Steinfundamente der Wände freigelegt wurden. Diese waren ursprünglich aus Holz gebaut, welches sich nach über 2.000 Jahren aber nicht mehr erhalten hatte. „Schlitze in den Mauern für die Balken und Auflagesteine für die senkrechten Steher lassen aber gute Rückschlüsse auf Aussehen und Bauweise in Blockbautechnik zu“, berichtet Grabungsleiter Florian Müller vom Institut für Archäologie.
Neue Technik und Naturwissenschaftliche Untersuchungen. Dieses Jahr wurden sowohl bei der Grabung als auch bei der Auswertung neue Wege beschritten. So wurde ein Großteil der fotografischen Dokumentation und Vermessung mittels einer Drohne vorgenommen. Von den freigelegten Gebäuden können so am Computer realistische 3D-Modelle erstellt werden. Erstmalig kommen auf der „Hohen Birga“ auch zahlreiche naturwissenschaftliche Methoden zum Einsatz: Bei einem im letzten Jahr freigelegten Gebäude, das unmittelbar östlich an das heuer entdeckte angrenzt, konnten noch Reste der Holzbalken freigelegt werden, da dieses Haus abgebrannt war und sich die Hölzer so in verkohltem Zustand erhalten hatten. Die geborgenen verkohlten Balken werden derzeit dendrochronologisch untersucht. Die noch sichtbaren Jahresringe der Bäume können anhand ihrer unterschiedlichen Breite einer bestimmten Wachstumszeit zugeordnet werden, und so ist es möglich, diese auf das Jahr genau zu datieren. „Da von allen Wänden verbaute Hölzer geborgen werden konnten, hoffen wir so die Erbauungszeit des Gebäudes genauer ermitteln zu können“, berichtet Müller.
Hunderte Bodenproben. Sowohl in den Gängen als auch in den Innenräumen der beiden Häuser fand sich zudem noch der originale Lehmfußboden. Von diesem wurden hunderte Bodenproben genommen, um sie im neuen Mikroarchäologischen Labor des Instituts zu untersuchen. Ziel ist es durch Schlämmung Mikroabfälle zu finden, die mit freiem Auge nicht wahrnehmbar sind. Verkohlte Pflanzenreste und Pollen, Fischknochen oder kleine Werkabfälle können so Erkenntnisse zu Leben und Ernährung der Bewohner der „Hohen Birga“ ermöglichen. Zudem sollen erstmalig in einem Haus der jüngeren Eisenzeit in Tirol Phosphatuntersuchungen gemacht werden. Überall wo menschliches Leben stattfindet, verändert sich der Boden z.B. durch Nahrungsmittelreste, Fäkalien und den Dung der Tiere. Von diesen bleiben im Laufe der Zeit nur noch anorganische Salze u.a. Phosphat übrig, und dieses hält sich über die Jahrtausende. „So können im Idealfall Rückschlüsse auf die Nutzung von Räumen, also zum Beispiel als Stall- oder Wohnbereich gezogen werden“, hofft der Grabungsleiter.
Audioguide und Rekonstruktionen im archäologischen Freigelände. Neben dem Rätermuseum, in welchem in Birgitz die zahlreichen Funde ausgestellt sind, wird auch das Ausgrabungsgelände laufend durch Rekonstruktionen und den Wiederaufbau freigelegter Gebäude erschlossen. Auch hier wird in der Vermittlung auf neueste Technik gesetzt: Neben neuen Informationstafeln im Gelände wurde in Zusammenarbeit mit dem lokalen Verein Archäotop Hohe Birga ein neuer Audioguide in deutscher und englischer Sprache entwickelt, der online kostenlos auf das eigene Smartphone heruntergeladen werden kann. „So werden die durch die Ausgrabungen gewonnenen spannenden Erkenntnisse über die Eisenzeit auf der Hohen Birga für alle Interessierten zugänglich“, freut sich Dr. Annegret Waldner, die Leiterin des Rätermuseums Birgitz.
Die Grabungen und die freigelegten Gebäude werden von der Luft aus vermessen und dokumentiert.
Fragment eines verzierten eisenzeitlichen Keramiktopfes.
Freilegung des gewinkelten Korridors, der in das Gebäudeinnere führt.