Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Fischotter in Telfs und Völs nachgewiesen

Neue Studie zeigt Rückkehr der Fischotter nach Tirol – auch in Telfs und in der Region von Völs bis Wattens

Eine vom Amt der Tiroler Landesregierung beauftragte Studie zeigt eine erfreulich positive Entwicklung der heimischen Fischottern, die auf „57 bis 85 Individuen“ geschätzt werden. Auch in Telfs konnte ein männliches Jungtier nachgewiesen werden. Ebenso in der Region von Völs bis Wattens tummeln sich Fischottern. Die RUNDSCHAU hat bei Zacharias Schähle, Geschäftsstellenleiter des Tiroler Fischereiverbandes, und LA Cornelia Hagele nachgefragt.
22. Feber 2021 | von Beatrice Hackl
Fischotter in Telfs und Völs nachgewiesen<br />
Der Fischotter ist eine streng geschützte Säugetierart. Die Tiere sind Meisterschwimmer und haben eine wichtige Rolle in der Natur. Fotos: WWF/Christina Wolf-Petre
Von Beatrice Hackl

Selbst wenn der Fischotterbestand für ganz Tirol auf 57 bis 85 Tiere geschätzt wird bilanziert die aktuell veröffentlichte Untersuchung zugleich, dass „der Beitrag Tirols zur Verbreitung in der Alpinen Region Österreichs noch als ungünstig im Sinne der FFH-Richtlinie erachtet“ werde. Für ein Gebiet von gut 9.000 Quadratkilometern sei der Bestand „recht klein“, so der Befund. „Die Rückkehr der Fischotter ist eine echte Bereicherung für die Tiroler Natur. Aufgrund der immer noch sehr kleinen Zahl der Tiere gibt es aber auch noch sehr viel zu tun, damit sie langfristig in Tirol überleben können“, berichtet WWF-Artenschutzexpertin Christina Wolf-Petre. 

Fischotter in Telfs und Völs. Nachweise des im Inntal bei Telfs genutzten Lebensraums werden auf ein Tier zurückzuführen. Die nächsten Otternachweise finden sich erst bei Völs, also in einem Abstand von 15 Kilometern. Im Inntal zwischen Völs und Wattens werden ein Weibchen, ein Männchen und ein subadulter Otter angenommen. „Der Fischotter ist vielleicht auch deshalb nach Telfs zurückgekehrt, weil dort zwei große Umwelt-Projekte des Landes vor einigen Jahren umgesetzt wurden. ‚Die Renaturierung des Inns‘ im östlichen Bereich von Telfs Richtung Pettnau und im westlichen Teil Richtung Rietz. Damit wurde die Grundlage geschaffen, um Biber und Fischotter wieder in unseren heimischen Gewässern zu finden“, verdeutlicht LA Cornelia Hagele, Telfer Vize-Bgm. und Umweltausschuss-Obfrau, und führt weiter aus: „Aber die Kulturlandschaft und der Straßenverkehr werden es den einzelnen Individuen nicht leicht machen, sich hier ständig anzusiedeln. In den letzten drei Jahren wurden sechs Biber allein auf der Bundesstraße überfahren – von Erwachsenen- bis Jungtieren war alles dabei. Wir wollen es hoffen, dass sie es schaffen und wieder ein Schritt in die richtige Richtung, sprich der Vielfalt unserer Natur, getan wird.“ 
Grundproblem ist der Mensch und nicht der Otter. Auch der Fischereiverband begrüßt die Rückkehr des Otters. Man freue sich, wenn stark verdrängte Arten zurückkommen und der Otter sei ein wichtiger Teil des Arteninventars. Aber man müsse parallel dazu einfach reagieren. „Wären unsere Gewässer in einem besseren Zustand, gäbe es keine Bedenken, denn dann könnten Fische und Otter problemlos koexistieren. Hier sehen wir die Landespolitik in der Pflicht. Es muss dringend ein Maßnahmenbündel gesetzt werden, um den Lebensraum für die Fische zu verbessen. Nur so kann ihr Fortbestand gesichert werden. Der Artenschutz darf nicht an der Wasseroberfläche enden. Die Fische können sich vielerorts nicht mehr selber vermehren. Es gilt, die Fischbestände wieder zukunftsfit zu machen, damit der Bestand nicht durch den Otter überrannt wird. Salzburg, Kärnten und Niederösterreich weisen bereits seit längerem höhere Otterbestände auf und dort gibt es mittlerweile auch fischleere Flussabschnitte. Die Politik darf den Dingen jetzt nicht ihren Lauf lassen. Was es braucht sind Maßnahmen für einen ganzheitlichen Artenschutz“, verdeutlicht Zacharias Schähle, Geschäftsstellenleiter des Tiroler Fischereiverbandes und ergänzt hierzu, dass der Otter weder in Telfs noch in der Völser Gegend spürbar sei. In Osttiol und Kitzbühel gäbe es ein höheres und bereits leicht spürbares Otteraufkommen, weshalb es dringend renaturierende Maßnahmen bräuchte.

Otter und Fische leiden unter verbauten Flüssen. „Wir arbeiten bereits gut mit dem WWF zusammen – in Bezug auf die Sanierung von Lebensräumen. Der Gesamtzustand der Gewässer muss deutlich besser werden, und hier ziehen wir gemeinsam an einem Strang. Die Renaturierung der Lebensräume ist wichtig, damit sich die Fischbestände generell wieder besser entwickeln und nur so können sie mit dem vermehrten Aufkommen der Fischotter zurechtkommen. Die momentanen Bestandszahlen sind vielerorts besorgniserregend. Aber das hat in Tirol nichts mit dem Fischotter zu tun, sondern ist vielmehr dem Menschen und seinem Handeln innerhalb der letzten 150 Jahre geschuldet. Die Gewässer wurden massiv verbaut und haben großen Schaden genommen. Jetzt müssen wir diese Entwicklungen mit Hochdruck wieder in die andere Richtung lenken. Ohne die Verbauung der Flüsse durch den Menschen zugunsten der Autobahn, Wasserkraft und Co gäbe es keinen Konflikt mit dem Otter, denn ein ‚normaler‘ Fischbestand kann die Rückkehr des Otters problemlos verkraften. Der Fischotter ist nicht das Problem, sondern er zeigt die vorhandenen Probleme auf“, ist Geschäftsstellenleiter Schähle überzeugt.
Ähnlich sieht das WWF-Biologin Christina Wolf-Petre: „Otter und Fische brauchen gesunde Flüsse, damit sich die Fischbestände erholen und der Otter dauerhaft in Tirol halten kann. Es wäre daher völlig falsch, einzelne Arten gegeneinander auszuspielen. Stattdessen müssen wir die Verbauung und Verschmutzung der Flüsse zurückdrängen.“ Fische leiden auch in Tirol unter hunderten Wasserkraftwerken, Querbauwerken, Flussbegradigungen und Uferverbauungen. Dazu kommt der vor allem in Tirol massive Wasserschwall durch den Kraftwerksbetrieb. Immer stärker wirkt sich auch die Klimakrise aus. Höhere Wassertemperaturen fördern Krankheiten, verursachen Sauerstoffmangel und beeinträchtigen den Bruterfolg. Auch der viel zu hohe Eintrag von Schad- und Nährstoffen – Hormone, Antibiotika, Pestizide, Straßenabwässer – leistet einen signifikanten Beitrag zum Rückgang der Fischbestände und anderer Gewässerorganismen. Fischotter halten Fischbestände fit, in dem sie kranke, nicht heimische und leicht zu erbeutende Individuen zuerst fangen. „Menschliche Eingriffe in naturnahe Ökosysteme haben weitreichende Konsequenzen. Hingegen hält die Behauptung, dass Fischotter Hauptverursacher für die Gefährdung von Fischbeständen und anderer Arten seien, keiner umfassenden wissenschaftlichen Prüfung stand“, betont WWF-Expertin Christina Wolf-Petre.

Flüsse vor Verbauung schützen und sanieren. „Wir müssen unsere Flüsse besser vor der Verbauung schützen und bereits beinträchtigte Gewässer stärker sanieren. Von intakten Flüssen profitieren sowohl die Otter -  als auch die Fischbestände“, betont Wolf-Petre. Sie schlägt dafür einen Schulterschluss des Landes mit dem Fischereiverband und dem Naturschutz vor. Laut der in der Studie vorgelegten Kartierung vom November 2020 haben sich Fischotter-Vorkommen trotz eines positiven Trends erst auf 17 Prozent der Tiroler Landesfläche etabliert. Ein Drittel der Fischottern lebt demnach im Bereich Kitzbühel-Kufstein, ein Viertel in Osttirol und rund elf Prozent leben am Inn zwischen der Schweizer Grenze und Landeck. Der Rest verteilt sich auf Einzeltiere und Kleinstvorkommen im Inntal sowie Zuflüsse der Isar im Norden Tirols.
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