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Hart aber herzlich: LKA-Chefin Katja Tersch

Wahl-Telferin leitet seit einem Jahr mit großem Erfolg das Landeskriminalamt Tirol mit rund 140 Mitarbeitern

Katja Tersch übernahm mit 1. Feber 2020 von Walter Pupp die Leitung des Landeskriminalamtes (LKA) Tirol. Sie ist damit die erste Frau, die in Österreich ein solches Amt bekleidet. Rund 140 Kriminalbeamte sind der Wahl-Telferin derzeit unterstellt. In ihrem Büro in der Landespolizeidirektion in Innsbruck sprach sie mit RUNDSCHAU-Redakteur Gebi G. Schnöll über ihren zielstrebigen Werdegang bei der Polizei, über ihren Job und ihre Liebe zu Tirol.
25. Jänner 2021 | von Gebi G. Schnöll
Hart aber herzlich: LKA-Chefin Katja Tersch<br />
Powerfrau Katja Tersch löste am 1. Feber 2020 Walter Pupp als Kripo-Chef ab.  RS-Foto: Schnöll
Von Gebi G. Schnöll

RUNDSCHAU: Zuerst vielen Dank, dass Sie sich für das Gespräch Zeit genommen haben. Ihr Dialekt verrät mir, dass sie keine waschechte Tirolerin sind.
Katja Tersch:
Nein, das bin ich nicht. Ich bin in Krems in Nieder-österreich aufgewachsen, der Liebe wegen bin ich dann vor zwanzig Jahren nach Tirol gezogen. In meiner Brust schlagen seither zwei Herzen. Eines für Krems, wo meine Eltern leben, und eines für Tirol, wo ich mich einfach sehr wohl fühle.

RS: Sie wohnen in Telfs. Was schätzen Sie an der Marktgemeinde?
Tersch:
Die Mischung aus Stadt und Land schätze ich sehr. Alles, was man für den Alltag braucht, ist in der Nähe, es ist sozusagen alles überschaubar. Natürlich ist auch die Nähe zu
Innsbruck von Vorteil.  

RS: Wann haben Sie sich entschlossen, Polizistin zu werden?
Tersch:
Als Kind habe ich einen ORF-Bericht gesehen, bei dem es um das Thema Frauen bei der Wiener Polizei ging. Da habe ich mich spontan entschlossen, Polizistin zu werden. Nach dem Schulabschluss 1992 trat ich dann in die Polizeischule ein, die damals zwei Jahre dauerte. Danach war ich im Wachzimmer Krottenbachstraße im Bezirk Döbling und anschließend im Kommissariat Hohe Warte tätig. So hat meine uniformierte Laufbahn begonnen.   

RS: Wann wechselten Sie in den Kriminalbereich?
Tersch:
Das war noch während  meiner Zeit in Wien. Nach der Kriminalbeamtenausbildung war ich dort ein halbes Jahr lang bei der Wirtschaftspolizei. 2001 ließ ich mich dann zur Bundespolizeidirektion Innsbruck versetzen, wo ich in der kriminalpolizeilichen Abteilung im Referat Einbruchsdiebstahl tätig war. 2005 wurden die Bundespolizei und die Bundesgendarmerie zusammengelegt, da wechselte ich dann zum Landeskriminalamt Tirol, wo ich mich im Bereich der Kriminalprävention engagierte. Von 2006 bis 2009 absolvierte ich berufsbegleitend die Offiziersausbildung an der FH Wiener Neustadt, 2010 wurde ich im damaligen Landespolizeikommando Tirol stellvertretende Leiterin der Personalabteilung, drei Jahre später wechselte ich dann ins Landeskriminalamt Tirol.

RS: Mit 1. Feber 2020 haben Sie Walter Pupp abgelöst. Seither sind sie in Österreich die erste Frau an der Spitze eines Landeskriminalamtes. Wie wurde das damals von der breiten Öffentlichkeit aufgenommen?
Tersch:
Das Interesse an meiner Bestellung zur Leiterin des LKA Tirol war in der Öffentlichkeit ziemlich groß. Dass sie Aufmerksamkeit erregen wird, war mir klar, das Ausmaß jedoch schon überraschend. 

RS: Gleich nach ihrem Amtsantritt kam Corona. Wie wirkte sich das Virus im Kriminalbereich aus?
Tersch:
Die Kriminalstatistik zeigt, dass die Kriminalität im Corona-Jahr 2020 in vielen Bereichen rückläufig war. Angestiegen ist hingegen die Cyberkriminalität. Die Menschen verbrachten bisher während der Lockdowns viel Zeit vor dem Computer, da nimmt die Palette von Internetdelikten natürlich zu. Die Gestaltung des täglichen Dienstbetriebes ist eine große Herausforderung. Wir müssen sowohl Opfer als auch Beschuldigte vor dem Virus schützen. Wichtig ist es natürlich, dass wir Kriminalbeamte uns auch selbst schützen, um dienstfähig zu bleiben.

RS: Ist die Gewaltbereitschaft  in den Familien während der Lockdowns angestiegen?
Tersch:
Wenn man die Liste der ausgesprochenen Betretungsverbote betrachtet, gibt es aktuell keine großen Unterschiede zu den Vorjahren. Es dürfte aber ein Dunkelfeld geben, von dem wir im LKA nichts wissen. Glücklicherweise gibt es in Tirol Opferschutzeinrichtungen, an welche sich Opfer von häuslicher Gewalt in vielen Fällen wenden.    

RS: Im Oberland gab es im vergangenen Jahr zwei schlimme Gewaltverbrechen. Im Juni wurde in Imst eine Frau von ihrem Mann getötet und danach von ihm in den Inn geworfen. Ein kleiner Bub verlor durch die schlimme Tat seine Mutter, sein Vater sitzt im Gefängnis. Und im Ötztal mussten im Dezember bei einer Verzweiflungstat zwei kleine Mädchen ihr Leben lassen. Wie gehen Sie als Frau mit solchen Fällen um?
Tersch:
Es ist Teil unseres Berufes, sich mit Dingen zu beschäftigen, die glücklicherweise nicht alltäglich sind. Natürlich berührt das einen, man kann solche schlimmen Begebenheiten nicht einfach wegstecken. Aber Arbeit ist eben Arbeit. Wichtig ist es, dass man sich nach schweren Gewalttaten auch mit den Angehörigen sowohl von Opfer- als auch von Täterseite beschäftigt. Es braucht dabei viel Professionalität, eine solche müssen aber auch Ärzte und Krankenschwestern aufbringen, wenn sie für einen Patienten nichts mehr tun können. Tragisch ist natürlich, wenn Kinder  direkt oder indirekt von einer Gewalttat betroffen sind. Da braucht es gewisse Mechanismen, um das verarbeiten zu können.

RS: Für Hinterbliebene gibt es nach Gewaltverbrechen psychologische Hilfe vom Kriseninterventionsdienst, gibt es auch für LKA-Beamte psychische Hilfe?
Tersch:
Ja! Für die Polizei gibt es einen Peer-Support. Das sind eigens geschulte Mitarbeiter, die nach belastenden Erlebnissen kollegiale Ansprechpartner sind.

RS: Wird sich die Bekämpfung der Kriminalität in den nächsten Jahren verändern?
Tersch:
Ich glaube schon! Man wird sich bei der Bekämpfung der Kriminalität den Phänomenen anpassen müssen. Die Kriminalität verändert sich international und global. Es wird einige Reformen brauchen. Wichtig sind Ausbildung und Weiterbildung. Der kriminalistische Spürsinn muss wach und das Interesse an ihm erhalten bleiben. Da sind wir im LKA Tirol auf einem guten Weg. 

RS: Sie sind Chefin von 140 Mitarbeitern. Was ist beim Umgang mit dem LKA-Team wichtig?
Tersch:
Das Gespräch auf Augenhöhe, da gehört natürlich auch das Zuhören dazu. Und ich weiß, dass ich Verantwortung trage. Da ist es mir wichtig, dass die Mitarbeiter wissen, dass ich auch hinter Entscheidungen stehe, die eventuell nicht so wie geplant verlaufen.   

RS: Wie würden Sie Frauen den Beruf Polizei schmackhaft machen?
Tersch:
Es ist ein schöner Beruf, bei dem einem bestimmt nicht fad wird. Er ist abwechslungsreich und breitgefächert. Die Palette, die im Bereich des Polizeidienstes angeboten wird, reicht vom Verkehr bis hin zur Kriminalbekämpfung. Im Dienst muss man allerdings mit den vielen Facetten des Lebens umgehen können - man sieht und lernt dabei viel. Bei der Exekutive in Tirol sind ca. zwanzig Prozent Frauen, vielleicht werden es ja noch mehr. 

Vielen Dank für das Gespräch!

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