Von Beatrice Hackl
Für gewöhnlich brütet der Flussregenpfeifer nur einmal im Jahr. Bei einem Verlust des Geleges kommt es aber durchaus vor, dass die seltenen Tiere ein zweites Mal zu brüten beginnen. Vergangenen Sommer hat das Pärchen in Rietz sein Gelege durch Hochwasser verloren, doch in diesem Jahr ist die Sensation perfekt: „Trotz der geglückten Aufzucht von drei Küken hat das Paar noch einmal zu brüten begonnen. Flussregenpfeifer sind partnertreue Vögel und wechseln sich beim Ausbrüten ab – in dieser Beziehung herrscht Gleichberechtigung“, berichtet Bistan schmunzelnd. In der Regel legen Flussregenpfeifer vier Eier, wobei sie keine Zeit auf den Nestbau verschwenden. Die kieselsteinähnlichen Eier werden einfach in eine flache Mulde gelegt. Sie sind grau bis sandfarben und mit vielen grauen und schwarzbraunen Punkten und Flecken übersät, weshalb sie kaum sichtbar und somit gut vor Fressfeinden geschützt sind. Aber was einerseits dazu beträgt sie zu schützen, wird ihnen andererseits schnell zum Verhängnis und zwar dann, wenn Menschen die Kiesbänke betreten. Die Eier werden sehr leicht übersehen und zertrampelt“, verdeutlicht die Vogelliebhaberin.
Drei große Gefahren. Das Aufkommen der Brut wird nicht selten von einem der drei großen Feinde der seltenen Vögel vereitelt: Fressfeinde, Hochwasser und der Mensch. „Heuer ist ein gutes Jahr für die Flussregenpfeifer. Durch den schneearmen Winter gibt es auch nur eine geringe Menge an Schmelzwasser, weshalb die Schotterbänke nicht überschwemmt wurden. Allerdings ist der Wasserstand aktuell so gering, dass man den Brutplatz sogar zu Fuß erreichen kann. Das ist sehr problematisch, denn was die Vögel dringend brauchen, ist Ruhe. Es gibt zwar Hinweisschilder, aber sie werden sowohl übersehen als auch ignoriert. Schon klar, Sonnenanbeter, Kajakfahrer bzw. Freizeitsportler, Hunde, Kinder haben die selbe Vorliebe für Flussinseln und große Sandbänke wie die Vögel, aber ich darf alle darum bitten Rücksicht zu nehmen. Ich verstehe, dass Menschen gerne ihre Zeit dort verbringen, aber die Natur muss respektiert werden und somit sollten alle, die sich dort die Zeit vertreiben die Sandbänke den Tieren zuliebe meiden und ihren Müll wieder mitnehmen“,“, bittet Bistan und ergänzt: „Durch das Einzwängen der großen, reich verzweigten Wildflüsse in ein geradliniges Korsett wurde der Lebensraum der auf Schotterbänke angewiesenen Vögel weitestgehend zerstört. Lassen wir ihnen doch diesen kleinen Lebensraum in Rietz, einen der wenigen, den sie noch haben. Meines Wissens ist die Rietzer Innau der letzte natürliche Innabschnitt, ohne dass jemals dort ‚eingegriffen‘ wurde. Diese Schönheit und Einzigartigkeit müssen wir schätzen und schützen.“ Die Brutzeit erstreckt sich meist von April bis Juli, wobei die Jungen nach 22 bis 28 Tagen schlüpfen und nach drei bis vier Wochen bereits fliegen können.
Mit großer Begeisterung berichtet die Telfer Vogelbeobachterin Ingrid Bistan von „ihren“ Flussregenpfeifern in Rietz. Darüber hinaus wurde kürzlich erstmals ein weiteres Pärchen mit zwei Küken beim Ausgleichsbecken in Stams gesichtet. RS-Foto: Hackl
Nach 24 Bruttagen sind die ersten Küken am Mittwoch, dem 18. Mai geschlüpft.
Sensation: Am vergangenen Sonntag ist die zweite Brut geschlüpft.