Von Beatrice Hackl
Die Leutasch und ihr Müll – wie viel? woher? wohin? Mit diesen Fragestellungen beschäftigte sich die Plateau-Gemeinde in der jüngsten Vergangenheit. Der Auftackt zu dem Projekt „Mull all over Luitasch“ war handwerklicher Natur. In Eigenregie wurde eine „MULLstation“ zusammengezimmert und mit Materialien von der Mülldeponie „Ochsentanne“ versehen. Die bei der Weidacher Brücke aufgestellte „MULLstation“ veranschaulicht, wieviel Müll jeder einzelne jährlich entsorgt – 891,1 kg. In weiterer Folge wurde ein Informationsabend im Ganghofermuseum rund um den Tiroler Upcycling-Künstler Johannes Münsch auf die Beine gestellt. Er präsentierte konkrete Daten und Fakten hinsichtlich der Müll-Situation der Gemeinde und stellte einige seiner „Müll–Kunstwerke“ vor, die er in den letzten Jahren gemeinsam mit seinem Team verwirklicht hat. „Wir leben in einer Zeit verschwenderischer Fülle, eines Überschusses an Material, Energie, Emotionen, Zeit, Bewegung. Wie können wir diese nicht nachhaltige Lebensweise hinter uns lassen und die Überreste dieses Jahrhunderts des ‚zu viel‘ für eine Zukunft mit Vernunft nutzen,“ gibt der Künstler Münsch zu bedenken.
Musik in einer ungewöhnlichen Location. Bei der Mülldeponie „Ochsentanne“ ging es für die Veranstaltungsreihe auf musikalische Art und Weise in die nächste Runde. Inmitten der Deponie und folglich umgeben von Müll gab die Band „Analphabeten“ ein Konzert, das die Zuhörer begeisterte. Auch der Müll-Künstler Johannes Münsch war wieder mit an Bord und bot Kindern einen Workshop unter dem Motto „Vom Abfall zum Glücksfall“. Darüber hinaus sorgte die Leutascher Jungbauernschaft mit Köstlichkeiten aus der Region für das leibliche Wohl der Besucher. Lebensmittel und deren Verschwendung standen bei der Abschlussveranstaltung im Stall vom „Wirtseppelerhof“ in Obern im Fokus.
Lebensmittel, die aus der Reihe tanzen. Claudia Sacher vom Verein „feld:schafft“ thematisierte im Rahmen der Abschlussveranstaltung den Wert ungenutzter Lebensmittel, deren Geschichte und Hintergründe sowie Möglichkeiten diese zu nutzen. Der Verein „feld:schafft“ ist eine „Genossenschaft zur Nutzung von Ungenutztem“. In einem interaktiven Vortrag brachte sie den Besuchern den Wert ungenutzter Lebensmittel näher. Sacher gab Einblicke in den Weg eines Lebensmittels – von der Ernte bis zum Konsumenten und erarbeitete mit den Besuchern darüber hinaus auch den ein oder anderen Lösungsansatz. Unter anderem brachte sie hierfür Kostproben von Lebensmitteln mit, die sie gemeinsam mit ihren Kollegen noch verarbeitet hat, weil sie zu „gut“ zum Wegschmeißen, aber zu „schlecht“ für den Vertrieb waren. Die Rede war mitunter von Lebensmitteln, die aufgrund ihrer Größe oder Form aus der Reihe tanzen. Mit der gesamten Veranstaltungsreihe wollte der Verein „ars cultus“ mehr Bewusstsein schaffen. Bewusstsein für das eigene Konsumverhalten, mit dem Ziel ungenutzte Ressourcen sinnvoll zu nutzen, regionale Versorgung zu stärken, Saisonalität zu beachten, mehr Lebensmittel zu nutzen als zu verschwenden und unnötige Verpackung zu vermeiden.
Die Band „Analphabeten“ spielte inmitten der Mülldeponie „Ochsentanne“.
Die „MULLstation“ bei der Weidacher Brücke verdeutlicht, wieviel Müll jährlich pro Person anfällt.