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„NHT“ stellt Mieterinitiative Rute ins Fenster

Kemater Südtiroler Siedlung muss dringend saniert werden - Mieterinitiative stemmt sich aber vehement dagegen

In der Südtiroler Siedlung in Kematen herrscht zwischen einigen Wohnungsmietern und der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft „Neue Heimat Tirol“, die Eigentümerin der Wohnsiedlung ist, seit einigen Monaten Eiszeit. Die während des Zweiten Weltkriegs erbauten Wohnhäuser müssen nämlich dringend generalsaniert und mit zeitgemäßer Heizungs- und Elektrotechnik ausgestattet werden. Eine Mieterinitiative weigert sich allerdings standhaft während der Sanierungsphase in ein Zwischenquartier umzuziehen.
30. November 2020 | von Gebi G. Schnöll
„NHT“ stellt Mieterinitiative Rute ins Fenster
Die Südtiroler Siedlung steht seit 2016 unter Denkmalschutz. Wegen der Sanierungsmaßnahmen, die etappenweise erfolgen, sollen die Mieter in Ersatzwohnungen wechseln. Eine Mieterinitiative stemmt sich allerdings dagegen. RS-Fotos: Schnöll
Von Gebi G. Schnöll

„Keiner vertreibt uns aus diesem Paradies“, ließ die Mieterinitiative der „NHT“ kürzlich medial ausrichten. Einige Mieter weigern sich nämlich vehement, ihre Wohnungen für die äußerst wichtigen Sanierungsmaßnahmen zu verlassen und während der Sanierungsphase in Ersatzwohnungen umzuziehen, die in unmittelbarer Nähe zur Südtiroler Siedlung, am „Rodelhügel“, errichtet werden. „Jeder Mieter kann nach Abschluss der Wohnungssanierung selbst entscheiden, ob er in der Ersatzwohnung bleiben oder in die Mietwohnung zurückkehren will“, versprach NHT-Geschäftsführer Hannes Gschwentner am Dienstag vergangener Woche bei einem Pressegespräch im Kemater Gemeindeamt. Bürgermeister Rudolf Häusler betonte, dass man die Sorgen der Siedlungsbewohner, die teils viel Geld und Einsatz in ihre Mietwohnung investiert haben, respektiere, und dass man vor allem mit älteren Mietern, die seit Jahrzehnten in der Südtiroler Siedlung leben, behutsam umgehen werde.

„Niemand wird vertrieben!“ Der Dorfchef weist aber auch darauf hin, dass die Bausubstanz der während des Zweiten Weltkriegs gebauten Südtiroler Siedlung mit ihren derzeit 129 Wohnungen und vier Geschäftslokalen aus baulicher sowie sanitäts- und feuerpolizeilicher Sicht in einem äußerst bedenklichen Zustand sei. Das geht auch aus einem Gutachten des TÜV München aus dem Jahr 2005 eindeutig hervor. „Fundamente, Tragwerke, Elektroinstallationen etc. weisen schwere Mängel auf, sogar eine Abstützung von Kellerdecken wurde empfohlen. Unübersehbar ist auch der Schimmelbefall in einigen Wohnungen. Einige Mieter müssen heute noch das Heizmaterial in den ersten Stock hinauf schleppen. So etwas gäbe es nach der Sanierung nicht mehr, weil alle Wohnungen mit einer zeitgemäßen Zentralheizung ausgestattet würden. Ein wichtiger Aspekt wäre natürlich auch die Barrierefreiheit“, zeigt Gschwentner auf. Die Südtiroler Siedlung steht seit 2016 unter Denkmalschutz. Ein Abriss und Neubau kommen daher nicht in Frage. Eine oberflächliche Sanierung des Bestandes würde rund 6,7 Millionen Euro kosten. Dazu müsste ein Darlehen aufgenommen werden, was je nach Wohnfläche eine Mieterhöhung von derzeit 4,50 bis 6,80 Euro auf 8,50 bis 10,80 Euro nach sich ziehen würde. Bei einer Neubausanierung würden die kalkulierten Mietkosten inklusive Heizung und Betriebskosten bei 7,38 Euro pro Quadratmeter Mietfläche liegen.  „Die Südtiroler Siedlung ist unser Paradies und wir vertreiben niemanden daraus“, sagt „NHT“-Geschäftsführer Hannes Gschwentner, „es ist einfach so, dass wir zum Handeln gezwungen sind!“ Rudolf Häusler sagt den Siedlungsbewohnern Hilfe zu: „Wir wollen mit einem hohen Maß an Ehrlichkeit und Fairness an die Sanierung der Südtiroler Siedlung herangehen, und die Gemeinde bietet allen Mietern bei der Übersiedlung Hilfe an!“ Als nächste Schritte werden nun Einzelgespräche mit den Mietern folgen. Sollte keine Einigkeit erzielt werden, werden Detailgutachten in Auftrag gegeben. „Könnte sein, dass die eine oder andere Wohnung gesperrt bzw. geräumt werden muss. Eigentümerin ist die Neue Heimat Tirol und die steht in der Haftung“, so Gschwentner. Die Sanierung der Siedlung würde etappenweise bis 2024 erfolgen und insgesamt 20 Millionen Euro kosten. Weitere zehn Millionen Euro fließen in das Ausweichquartier. 
 
„NHT“ stellt Mieterinitiative Rute ins Fenster
„NHT“-GF Hannes Gschwentner (l.) setzt nun auf Einzelgespräche, Bürgermeister Rudolf Häusler verspricht den Mietern Hilfe beim Umzug.

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