Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Telfer „Windschutzscheiben-Rambo“ verurteilt

Ex-Telfer fasste unbedingte Geldstrafe, bedingte Haftstrafe aus, und er muss sich einer Antigewalttherapie unterziehen

Vom Feber dieses Jahres bis Juni fahndete die Polizei Telfs nach einem Unbekannten, der es auf die Windschutzscheiben von Pkw, Lastwagen und Linienbussen abgesehen hatte. Nach einer Anschlagsserie im Juni, bei der bei zwölf Fahrzeugen die Frontscheiben zertrümmert wurden, ging den Ermittlern ein Telfer ins Netz, dem durch Spurenauswertungen der Großteil der Anschläge nachgewiesen werden konnte. Montag vergangener Woche musste sich der 28-Jährige am Landesgericht Innsbruck für die schweren Sachbeschädigungen verantworten. Er fasste – rechtskräftig – eine unbedingte Geldstrafe in Höhe von 2.160 Euro und eine auf drei Jahre bedingte Haftstrafe von vier Monaten aus.
20. September 2022 | von Gebi G. Schnöll
Telfer „Windschutzscheiben-Rambo“ verurteilt<br />
Bis zu drei Jahren unbedingter Haft sieht das Gesetz vor. Der 28-Jährige kam am Landesgericht Innsbruck mit einer relativ milden Strafe davon. Foto: zeitungsfoto.at
Von Gebi G. Schnöll

Man konnte im Gerichtssaal gleich  nach den ersten Aussagen des Angeklagten erkennen, dass hier ein Mann auf der Anklagebank sitzt, der  von Feber bis Juni nicht aus reiner  Langeweile in Telfs, Pfaffenhofen, Mieming und Nassereith bei mindestens 20 Pkw, Lastwagen und Linienbussen die Windschutzscheiben eingeschlagen hat, sondern, dass da mehr dahintersteckte. Der Verteidiger einer Innsbrucker Anwaltskanzlei, der bei der Verhandlung den Angeklagten im Auftrag einer niederösterreichischen Rechtsanwältin vertrat, erklärte vor Gericht, dass der Angeklagte in einem massiven Ausnahmezustand gewesen sei, als er im Feber zum ersten Mal nach Steinen griff und wahllos Frontscheiben zertrümmerte. Eine persönliche Krise im privaten Bereich und der daraus resultierende Konsum von Alkohol  und Amphetaminen hätten zu Depressionen geführt, die in Gewaltausbrüchen gipfelten, denen der Angeklagte nicht mehr mächtig war.

Aggressiver Frust. „Die Anschläge waren keine persönlichen Angriffe und ich weiß, dass es für die Geschädigten ein erschreckender Anblick gewesen sein muss, wenn sie vor ihrem zerstörten Fahrzeug standen. Es war einfach der aggressive Frust, der mich getrieben hat. Aktiv wusste ich nicht, was ich da anstelle, als ich im Nahbereich der Fahrzeuge Steine suchte und fand, mit denen ich danach die Sachbeschädigungen durchführte. Es war ein unnötiges Verhalten von mir, das durch nichts zu rechtfertigen ist“, schilderte der Angeklagte vor Gericht, und er versprach, dass er den Schaden gutmachen werde. Und in Haft wolle er sowieso niemals kommen: Die Stunden, die  er nach seiner Verhaftung im Juni an der PI Telfs in einer Aufbewahrungszelle verbringen musste, hätten ihn geläutert.

Abgeltung. Der 28-Jährige ist inzwischen von Telfs nach Niederösterreich gezogen, wo er in einem Hotel einen Job gefunden hat. Insgesamt 18 Geschädigte haben bei Gericht Schadenersatzansprüche angemeldet, einige von ihnen waren bei der Verhandlung auch anwesend. Die Gesamtforderungssumme lag zuerst im mittleren fünfstelligen Bereich, wurde aber im Laufe der Verhandlung auf 13.962 Euro reduziert, weil der Angeklagte. bzw. der Anwalt nicht alle Forderungen in voller Höhe annahmen, sondern lediglich eine Abgeltung in Höhe von 500 Euro akzeptierten. Einigen Geschädigten steht allerdings die Möglichkeit offen, den Differenzbetrag auf dem Zivilweg einzufordern.

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben