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Veterinärmediziner künftig in Kematen

Maßnahmenpaket zur Stärkung der tierärztlichen Ausbildung – unter anderem an der ehemaligen „HBLFA Kematen“

Nicht nur Humanmediziner, sondern auch Veterinärmediziner werden in Tirol dringend benötigt. Der tierärztliche Nachwuchs wird aktuell an der „Veterinärmedizinischen Universität Wien“ ausgebildet. Damit sich künftig mehr junge Ärzte in Tirol niederlassen bzw. damit auch weiterhin eine flächendeckende tierärztliche Versorgung in Tirol gewährleistet werden kann, wurde vom Bund und vom Land ein Maßnahmenpacket geschnürt, das entsprechende Anreize bietet. Unter anderem wird in Tirol künftig das Vertiefungsmodul „Der Wiederkäuer im Alpenraum“ für Studierende geboten. Im Sinne der Etablierung dieses Wiederkäuerzentrums soll die Liegenschaft der ehemaligen „HBLFA Kematen“ angekauft werden.
7. Feber 2022 | von Beatrice Hackl
Veterinärmediziner künftig in Kematen
In fünf Jahren gehören rund 40 Prozent der Tiroler Tierärzteschaft der Altersgruppe 56 bis 65 Jahre an. Mit dem dezentralen Ausbildungsangebot bereiten sich Land und Bund auf den bevorstehenden Generationenwechsel vor. Symbolfoto: Budimir Jevtic/AdobeStock
Von Beatrice Hackl

Die Regionalisierung des Ausbildungsangebots stellt einen Baustein zur Sicherstellung einer flächendeckenden tierärztlichen Versorgung in Tirol dar. Studenten der „Veterinärmedizinischen Universität Wien“ werden künftig auch in Tirol ausgebildet – zumindest teilweise: Konkret wird ein Vertiefungsmodul im Bereich Wiederkäuermedizin für die Studierenden in Tirol angeboten. „In der dreijährigen Leistungsvereinbarung haben wir als einen Eckpunkt die strategische Weiterentwicklung des Projekts ‚Der Wiederkäuer im Alpenraum‘, der auf der bereits bestehenden Außenstelle in Innsbruck aufbaut, verankert. Es freut mich, dass Bund und Land diesen Entwicklungsprozess nun gemeinsam gestalten“, erklärt Wissenschaftsminister Martin Polaschek.

Kematen soll Außenstelle der Uni Wien werden. „Tirol unterstützt diesen ersten wichtigen und richtigen Schritt der Regionalisierung in der veterinärmedizinischen Ausbildung und richtet dafür eine Stiftungsprofessur ein. Langfristig verfolgen wir das Ziel, gemeinsam mit dem Bund und der ‚Veterinärmedizinischen Universität Wien‘ eine Außenstelle in Tirol aufzubauen, die sich dem Schwerpunktthema Wiederkäuer widmet. In diesem Zusammenhang wurde der Auftrag erteilt, die Liegenschaft der ehemaligen ‚HBLFA Kematen‘ durch das Land zu erwerben. Damit bieten wir einen geeigneten Standort zur Weiterentwicklung an“, sieht LH Günther Platter in der nunmehrigen Kooperation den Auftakt für eine erfolgversprechende Zusammenarbeit. Das Land Tirol verfolge das Ziel, zum einen die flächendeckende veterinärmedizinische Versorgung zum Wohle der Nutz- und Heimtiere sowie der Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit zu gewährleisten und zum anderen den Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsstandort Tirol weiter zu stärken.

Generationenwechsel in Tierärzteschaft. In Tirol zeichnet sich – wie in vielen anderen Länder auch – ein wachsender Bedarf an Tierärzten ab. Bereits in fünf Jahren gehören rund 40 Prozent der Tiroler Tierärzteschaft der Altersgruppe 56 bis 65 Jahre an. „Auf diesen Generationenwechsel bereiten wir uns vor, indem wir Studierende über das dezentrale Ausbildungsangebot verstärkt nach Tirol bringen und an die Regionen binden wollen. Außerdem wollen wir, dass möglichst viele junge Tirolerinnen und Tiroler das Studium der Veterinärmedizin aufnehmen und dann diesen Beruf in ihrer Heimat ausüben. Deshalb bietet das Land Tirol in der ersten Sommerferienwoche gemeinsam mit der ‚Veterinärmedizinischen Universität Wien‘ unter dem Titel ‚VetINNSights‘ eine Summer School an“, kündigt LH-Stv. Josef Geisler eine weitere Initiative an. Die „Summer School“ gibt Einblicke in die veterinärmedizinische Ausbildung und in den tierärztlichen Beruf sowie in das Aufnahmeverfahren an der „Veterinärmedizinischen Universität Wien“. Derzeit stammen nur zehn Prozent der Studierenden aus den westlichen Bundesländern Tirol, Vorarlberg und Salzburg. Der Anteil der Studierenden aus Wien beträgt hingegen 20 Prozent.

Neu geplantes Vertiefungsmodul. Petra Winter, Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität: „Als einzige veterinärmedizinische, akademische Bildungs- und Forschungsstätte Österreichs tragen wir eine besondere Verantwortung für die Ausbildung der zukünftigen Tierärztinnen und Tierärzte unseres Landes. Auch wenn unser Campus in Wien liegt, ist uns natürlich die tiermedizinische Versorgung in ganz Österreich ein Anliegen. Bereits Anfang 2020 haben wir deshalb unsere Außenstelle in Innsbruck gegründet. Im Frühjahr 2022 starten wir mit einem Pilotprojekt und ab März 2023 wollen wir dann 20 Studierende für zwei Semester im neu geplanten Vertiefungsmodul ‚Der Wiederkäuer im Alpenraum‘ überwiegend in Tirol ausbilden. Ziel ist es, gemeinsam mit dem Land Tirol, dem Berufsstand und lokalen Partnern die Herausforderungen der alpinen Landwirtschaft zu stemmen und gute Bedingungen dafür zu schaffen, dass unsere Studierenden im Rahmen ihrer praktischen Ausbildung im Wiederkäuerbereich wichtige Kontakte für ihre zukünftige berufliche Verankerung in ihrer Tiroler Heimat bzw. in benachbarten ländlichen Regionen knüpfen können.“

Maßnahmenpaket für Tierarztpraxen im ländlichen Raum. „Damit Absolventinnen und Absolventen der Veterinärmedizin eine Tierarztpraxis im ländlichen Raum übernehmen oder eröffnen, müssen wir insbesondere in den peripheren Regionen die Rahmenbedingungen verbessern“, weiß Geisler. Das bestehende Sprengeltierarztsystem soll reformiert und gemeinsam mit der Tierärzteschaft ein Modell zur Attraktivierung der Tätigkeit im Nutztierbereich entwickelt und umgesetzt werden. Auch diesbezüglich hat die Tiroler Landesregierung in ihrer heutigen Sitzung einen Grundsatzbeschluss gefasst. Mit diesem Maßnahmenpaket sollen die tierärztliche Versorgung von Nutz- und Heimtieren, die Tiergesundheit, die effektive Bekämpfung von Tierseuchen und die Lebensmittelsicherheit nachhaltig gewährleistet und die alpine Landwirtschaft abgesichert und gestärkt werden.

 
Veterinärmediziner künftig in Kematen
Nachwuchsmangel bei Tierärzten verhindern: Studenten der „Veterinärmedizinischen Universität Wien“ werden künftig auch teilweise in Tirol ausgebildet, unter anderem an der ehemaligen „HBLFA Kematen“. RS-Foto Schnöll

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