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Absichtslos

Gonn Mosny Retrospektive in der Villa Schindler eröffnet

Zwölf Jahre lang hatte er in Telfs gelebt, weitgehend unerkannt und unbekannt, und doch war Gonn Mosny einer der herausragenden Maler seiner Zeit. Arbeiten aus seinem Nachlass sind nun in der Villa Schindler zu sehen.
6. September 2021 | von Lia Buchner
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Birte Mosny und Karin Pernegger (v.l.) vor einigen der großformatigen Arbeiten des Künstlers. RS-Foto: Buchner
Von Lia Buchner

2005 kam Gonn Mosney nach Telfs, „weil durch Zufall das Haus gegenüber zum Verkauf stand“, erzählt seine Tochter, die Fotografin Kerstin Mosny, die seit langem in Telfs lebt und hier ihre Familie gegründet hat. Er blieb bis zu seinem Tod 2017, lebte völlig zurückgezogen – und malte. Nur eine Handvoll Ausstellungen mit seinen Werken gab es bisher, in New York, in Mexico, und jetzt in Telfs. Gonn Mosny war nie am Galeriebetrieb interessiert oder an der Kommerzialisierung seiner Kunst. „Er sagte immer ‚Die Bilder finden ihren eigenen Weg‘, gelegentlich hat er etwas verschenkt“, erzählt Birte Mosny, die in Hamburg lebt und sich eigens für die Ausstellung ihres Vaters in Telfs eingemietet hat.

Kunst als Medium, als Urkraft des Menschen. In ihrer Laudatio erzählt Karin Pernegger, die die Ausstellung kuratiert, wie sie Gonn Mosny 2017 kennengelernt hat. „Mark Gisbourne, einer der ganz großen Kuratoren, erzählte bei einem Telefonat in einem Nebensatz, dass der beste Maler, den er kenne, ganz in der Nähe von Innsbruck, in Telfs wohnt.“ Sofort war Pernegger hellhörig, stieß auf Mosny und nahm wenige Monate vor seinem Tod Kontakt zu ihm auf. Gonn Mosny habe die Kunst als Medium verstanden, als natürliche Urkraft des Menschen, als Ausdruck einer Grundhaltung des absichtslosen Gestaltens. Für den Willi Baumann Schüler stand die Kunst in enger Verbindung zur Haltung des Zen Buddhismus. „Daher haben wir die Ausstellung ‚Loslassen‘ genannt.“

Zentrierte Aufmerksamkeit. Die großformatigen Arbeiten in der Villa Schindler beeindrucken sofort, kräftige Farbelemente sind mit filigran schwebenden, eben absichtslosen Strukturen und Schraffuren verwoben, viel Weißraum zentriert die Aufmerksamkeit. Auch Schriftelemente tauchen auf, seine Formensprache lässt Arbeiten von Cy Twombly assoziieren. Die Ausstellung zeigt sowohl das erste Werk aus dem Jahr 1985 als auch sein Letztes vom Juli 2017 und umreißt damit Anfang und Ende seiner Schaffensperiode. 85 beendete Mosny seine Lehrtätigkeit an der Staatlichen Fachhochschule für Gestaltung Pforzheim, deren Gründungsrektor er war, löst sich in einem radikalen Schnitt aus seinem bisherigen Leben und widmet sich ganz der Malerei in Gordes in Südfrankreich. Die erste im Süden entstandene Arbeit zeigt eine intensive Aufwühlung, die in den späten Werken einer großen Ruhe und Klarheit Platz macht.

Ensemble Chromosom – Wandelkonzert. Die Retrospektive, die die Reihe hochqualitativer Ausstellungen in der Telfer Villa Schindler nach Walter Pichler und Anton Christian fortsetzt, wird von einem reichen Rahmenprogramm begleitet. „Sehr spannend ist der musikalische Abend mit dem ‚ensemble chromosom‘, das in einem Wandelkonzert Musik von John Cage und Morton Feldman, einem Freund des Künstlers, zu den einzelnen Werken improvisieren wird“, erzählt Karin Pernegger (22. September). Auch ein Kinderworkshop wird sich musikalisch mit den Arbeiten Mosnys auseinandersetzen (16. Oktober). Jeweils Samstags um 16 Uhr bis Ende September führt Birte Mosny durch die Ausstellung, eine Kuratorinnenführung (6. Oktober) und ein Gespräch mit Peter Assmann, Direktor der Tiroler Landesmuseen (21. September) sind geplant. Die Ausstellung ist bis 30. Oktober (Finissage 16 Uhr) zu sehen, jeweils Donnerstag 18 bis 21 Uhr und Samstag 13 bis 17 Uhr. Unbedingte Empfehlung.

 
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Gonn Mosny bei der Arbeit, fotografiert von seiner Tochter Kerstin Mosny.
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Kuratorin Karin Pernegger gab eine einfühlsame Einführung in die Ausstellung, die alle wichtigen Schaffensperioden Mosnys umfasst.
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Die eindrucksvollen großformatigen Werke Gonn Mosnys lockten zahlreiche interessierte Besucher zur Vernissage. Fotos: MG Telfs/Dietrich

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