Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Das Leben ist ein Ponyhof

Raffael Jablonka kuratiert im KIS Seefeld die Ausstellung mit Arbeiten der jungen Künstlerin Sarah Bogner

Wenn Raffael Jablonka, der große Sammler und Galerist, die Ausstellung eines Künstlers kuratiert, ist das wie ein Ritterschlag. In der aktuellen Werkschau des KIS in Seefeld ist Sarah Bogner die Geadelte. Sie schuf eigens für die Galerie in der ehemaligen Seefelder Feuerwehrhalle einen Zyklus – und überrascht mit Bildern wie aus dem sprichwörtlichen Ponyhof: rosafarbene Pferdewesen kuscheln sich aneinander, blicken verträumt und rauchen lässig Zigaretten. Das nötigt dann doch zu einem zweiten Blick.
23. Jänner 2023 | von Lia Buchner
Das Leben ist ein Ponyhof
Nach drei künstlerischen Schwergewichten wurde für die vierte Ausstellung von KIS eine junge Künstlerin eingeladen. Ihre Arbeiten zeigen schräge rosa Pferdewesen. RS-Foto: Buchner
Von Lia Buchner

Sarah Bogner hat einen Faible für rosa Pferde. Doch was auf den ersten Blick nach simplem Kitschalarm aussieht, ist bei näherem Hinsehen zusätzlich ziemlich schräg. Keines dieser biegsamen Wesen hat vier Beine, auch die Körper sind eher menschlich, von der allgegenwärtigen Raucherei und den, sagen wir, Frisuren ganz zu schweigen. Der Mund sitzt oft ein bisschen schief und die Augen sind irgendwie überall. Diese Augen ohne Pupillen, „Leeraugen“, wie Sarah Bogner sie in einem ihrer Gedichte nennt, verstärken den flächigen Eindruck ihrer pinkfarbenen Wesen, die im Prinzip nur aus Konturen bestehen. Die schichtweise lasierten Körper blieben zart leer. Umso intensiver spielt der Hintergrund mit der dritten Dimension. Kräftige Pinselstriche, Farbbalken oder geometrische Strukturen lassen die zärtlichen Mischwesen fast schweben.

Zärtlichkeit als Programm. Auf den sehr großformatigen Arbeiten tänzeln die Pferdchen in anschmiegsamen Posen miteinander. Sie schmelzen dahin, berühren einander, manchmal auch nur mit einem Blick. In einem Interview sagte Sarah Bogner: „Sie sind nur Malerei und Beziehung.“ Also alles nur verspielte Leichtfüßigkeit? Die Künstlerin entzieht sich jedenfalls allen Interpretationsversuchen und setzt das Vage in den Titeln ihrer Arbeiten fort. „Baby Face Madonna“ hängt neben „Langer Raucher“ und „Liebe und Blamage“. Das ist dann auch der Titel der Werkschau in Seefeld. Nach der nicht völlig überraschenden Gleichung: Wer liebt, exponiert sich und riskiert damit auch mal eine Blamage.

Ponyhof. Nach den künstlerischen Schwergewichten Philip Taaffe, Miquel Barceló und Andy Warhol hat sich der Verein „Kunst in Seefeld“ unter Obfrau Elisabeth Gürtler für die vierte Ausstellung in der ehemaligen Feuerwehrhalle nun also eine junge Künstlerin ausgesucht, was grundsätzlich lobenswert ist. Wer selbst herausfinden möchte, ob er die rosa Pferdchen von Sarah Bogner mag, hat dazu bis 12. März Gelegenheit. Öffnungszeiten immer Freitag, Samstag und Sonntag von 15 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt. Im KIS, Münchnerstraße 271, Seefeld.
 
Das Leben ist ein Ponyhof
„Leeraugen“ kennzeichnen die Wesen von Sarah Bogner. RS-Foto: Buchner
Das Leben ist ein Ponyhof
Biegsame rosa Pferdchen kuscheln: Die großformatigen Arbeiten der Künstlerin Sarah Bogner im KIS. RS-Foto: Buchner
Das Leben ist ein Ponyhof
Kräftiger Pinselstrich im Hintergrund, die Pferdewesen selbst bleiben nur konturiert und flach. RS-Foto: Buchner

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