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Im Dreigestirn der Europäischen Wallfahrt

Lourdes – Santiago de Compostela – Fatima: Auf Pilgerreise quer durch Europa

Es waren über 6200 Kilometer, aber einen plakativen „Marathon des Glaubens“ hatten die Telfer Hansjörg Hofer und Hubert Agerer nicht beabsichtigt. Ihnen ging es um erlebte Spiritualität an Plätzen der Kraft, die durchaus nicht nur von gläubigen Katholiken, sondern von Menschen aus aller Welt mit Respekt und großer Innerlichkeit aufgesucht werden.
18. Oktober 2021 | von Peter Bundschuh
Im Dreigestirn der Europäischen Wallfahrt<br />
Die Vortragenden Hansjörg Hofer und Hubert Agerer erzählen von ihrer Pilgerfahrt, die sie über 6000 Kilometer nach Lourdes, Santiago de Compostela und Fatima führte.Fotos: Bundschuh
Von Peter Bundschuh

Hansjörg Hofer und Hubert Agerer sind weltgereiste Multimedia-Vortragende, wissen aber auch besondere Plätze in Tirol, wie beispielsweise die Wallfahrtskirche von Locherboden, sehr zu schätzen. Dennoch der Wunsch zu erfahren, hier im wörtlichen Sinne, ist der Zündfunke des Fernwehs. Bei Hansjörg und Hubert die Sehnsucht nach der Begegnung mit den drei großen Zielen europäischer Pilgerreisender. Gefahren wurde die Strecke mit dem eigenen Auto, zu Pannen kam es nicht, und so kamen die Telfer nach ihrem Wallfahrtsabenteuer wohlbehalten Zuhause an und bereiteten ihren Vortrag für die Telfer Heilig-Geist-Kirche vor, einem Ort, der dieser sehr gut besuchten Multivision mit religiösem Inhalt besonders entgegen kam, wie die RUNDSCHAU feststellen durfte.

Lourdes – Santiago de Compostela – Fatima. Die Reiseeindrücke der beiden Telfer beschränkten sich ganz und gar nicht auf die „Highlights“, sondern brachten Begegnungen mit anderen Menschen, das Erleben beeindruckender Natur und vor allem den Besuch weniger bekannter Wallfahrtsorte mit ihren Besonderheiten mit sich, möglicherweise die „Sahnehäubchen“ der Reise, die den Umfang dieses Artikels allerdings sprengen würden. Selbstbeschränkung ist daher angesagt.

Lourdes. Bis zum Spätwinter 1858 war die damals vierzehnjährige Müllerstochter Bernadette Soubirous ein einfaches Kind. Sie lebte mit ihren Eltern ein unauffälliges Leben in Lourdes. Dann kam beim Wasserschöpfen die Erscheinung einer weißgekleideten Dame, ein Rosenkranz soll ihr durch die Finger geglitten sein. In der Folge gab sich die Erscheinung als Gottesmutter zu erkennen, die auf eine bestimmte Quelle hinwies, dort soll es zu zahlreichen Spontanheilungen gekommen sein.

Santiago de Compostela. Der ehemals nur von katholischen Pilgern begangene Jakobsweg, oder besser das Jakobs–Wegenetz wird heute auch von Menschen gesucht, die nach innerer Einkehr und Meditation abseits der amtskirchlichen Leitlinien suchen. Die für den Jakobskult entscheidende Legende um den Apostel Jakobus erzählt, dass dieser nach Jesu Himmelfahrt in Spanien lebte und das Christentum predigte. Nachdem er nach Palästina zurückgekehrt war, wurde er im Auftrag von Herodes Agrippa I. im Jahr 44 nach Christus enthauptet. Aus Furcht vor Übergriffen legten seine Jünger Athanasius und Theodorus den Leichnam in ein Boot, das angeblich in Spanien angespült wurde. Ob die Gebeine des Heiligen Jakobus jedoch wirklich in Santiago de Compostela liegen, ist bis heute nicht bewiesen. Gewisse Zweifel bleiben.

Fatima – Wallfahrtsort des Weltkatholizismus. Ein unbedeutender portugiesischer Ort nördlich von Lissabon ist heute einer der meistbesuchten Wallfahrtsorte der Welt. Der Grund dafür: Im Jahr 1917 soll hier in Fatima die Gottesmutter Maria drei Hirtenkindern erschienen sein. Die Heilige Jungfrau soll mehrmals erschienen sein und Geheimnisse und Prophezeiungen hinterlassen haben, die sich auf die Zukunft Europas und der Kirche bezogen. Im Jahr 1930 wurde das Phänomen kirchlich anerkannt. Den Medien ist zu entnehmen: „Jahre vor seinem Amtsantritt als Papst schrieb Kardinal Joseph Ratzinger in einem Kommentar, die Visionen seien „keine Frage einer normalen äußeren Sinneswahrnehmung“, aber auch nicht bloß fromme Einbildung: Die Seele der Seher werde „von etwas Realem berührt, auch wenn es jenseits der Sinne liegt‘.“

Die Weissagungen. Die drei Prophezeiungen der Mutter Gottes sind als „Geheimnisse von Fatima“ bekannt geworden. Beim ersten Mal sagt Maria einen weiteren Krieg nach dem Ende des ersten Weltkrieges voraus. In apokalyptischen Bildern sehen die Kinder eine Vision der Hölle. Die zweite Weissagung bezieht sich auf die Bekehrung des kommunistischen Russ-
lands. Das sagenumwobene dritte Geheimnis wird erst 83 Jahre später vom Vatikan veröffentlicht, es ist die Prophezeiung eines weißen Bischofs, der von Kugeln getroffen, zusammenbricht - eine Vorhersage des Attentats auf Papst Johannes Paul II. im Jahr 1981.

Örtlichkeit gut Gewählt. Eine Pilger–Multimediaschau in einer Kirche zu veranstalten zeigt, dass diese nicht ausschließlich zu Gottesdiensten als Räumlichkeit dient, sondern als ein Platz des Zusammenseins auch darüber hinausgeht. Die freiwilligen Spenden kamen der Restaurierung der Telfer Sebastiani-Figur zugute, und da hat sich erfreulicher Weise im Körberl schon einiges angesammelt. Das von den Pilgerfahrern gewählte Vortragskonzept wie die Zusammenstellung und Ausgewogenheit von Vortrag, Musik, Standbild und Videosequenz wurde vom Publikum anerkannt, wie der Applaus bestätigte. Ebenso waren freie Sicht auf die Leinwand und technische Aufbereitung in der Heilig-Geist-Kirche gegeben.

 
Im Dreigestirn der Europäischen Wallfahrt<br />
Der Pilgerreise–Multimediavortrag von Hansjörg Hofer und Hubert Agerer in der Telfer Heilig-Geist-Kirche traf auf das Interesse gläubiger Katholiken.

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