Kabarettsolo von und mit Gery Seidl im „B4“ in Zirl

Von Friederike Hirsch

„Das Kabarett mit Gery Seidl ist ausverkauft“, hieß es am Wochenende im Veranstaltungszentrum B4 in Zirl, als Gery Seidl sein neues Soloprogramm „Hochtief“ auf die Bühne brachte. Von der ersten bis zur letzten Minute hatte der Wiener Kabarettist das Publikum auf seiner Seite. Nur mit Sprache über mehr als 90 Minuten das Publikum bei Laune zu halten, ist Kunst. Diese Kunst beherrscht der Kabarettist, Moderator, Musiker und Buchautor definitiv. Fast möchte man behaupten, dass Gery Seidl die Welt erklärt. Mit scharfem Blick, aber immer ohne erhobenen Zeigefinger eilte Seidl temporeich von Pointe zu Pointe. Gery Seidl, 1975 in Wien geboren, nahm Schauspielunterricht bei Herwig Seeböck. Seine ersten Kabarettprogramme gemeinsam mit Gerhard Walter waren „Warum Richard III.?“ (2003) und „Taxameta rennt“ (2005). 2008 startete Gery Seidl seine Solokarriere mit dem Kabarettprogramm „Wegen Renovierung offen“. Mehrfach ausgezeichnet und vielen bekannt durch seine Auftritte und Sendungen im TV, zog Gerry Seidl 500 Besucher nach Zirl, die einen höchst amüsanten Abend erlebten.

HOCHTIEF. Wie beschreibt man ein Programm, das von Gag zu Gag rauscht? Ein Programm, das alles, aber alles, was uns heute bewegt oder nicht bewegt durch die satirische Brille sieht? Am besten mit den Worten des Kabarettisten selbst: „Bleibt auch die Suppe dünn, wir löffeln sie brav. Tagein. Tagaus. Steckt doch in jedem von uns ein tapferer kleiner Don Quijote, der mit dem Rasierbecken am Kopf mutig die Alltagsarena betritt. Nur sind unsere Windmühlen längst digitalisiert, sprechen mit uns in null und eins. Und abends, wenn wir erschöpft in die Federn sinken, kauen wir nach dem Gutenachtgebet noch die Top-Do-Do-Liste für den nächsten Tag durch. Nie ist nix. Doch Hoch und Tief ist immer nur der Blickwinkel, denn bei allem Laufen zählen am Ende des Lebens nur die Momente, in denen wir glücklich sind.“

AUFTRITT IN ZIRL. Gery Seidl war in Bestform. Viel hat er mit seinem Körper, seiner Mimik und Gestik gearbeitet und kann daher auf ein großes Bühnenbild verzichten. Mehr als einen Tisch, einen Stuhl und sich selbst braucht Gery Seidl nicht, um sein Publikum von der erste Sekunde an in sein amüsant-kritisches Programm zu involvieren und darin „gefangen“ zu halten. Mit seinem typischen Wortwitz und hervorragend gespielten Alltagssituationen hatte er die Lacher von Anfang an auf seiner Seite. Mit scharfem Blick für die Gegenwart zeigte Gery Seidl Widersprüchliches, Kurioses und Lustiges aus der heutigen Gesellschaft auf und das mit Humor und Augenzwinkern und ohne zu beleidigen oder gar mit dem Zeigefinger auf die anderen zu zeigen. Er schlüpft dabei in verschiedene Rollen und unterstreicht diese durch den passenden Dialekt. Er versucht, wie er selbst in einem Interview sagt, „den Blickwinkel um drei Grad zu ändern“. Das gelingt ihm, wie kaum einem anderen. Ein erfrischend kritisch-optimistisches Kabarettprogramm gespickt mit Alltagssituationen, die so oder so ähnlich, jeder von uns schon erlebt hat. Ein Kabarettprogramm, das den Zuschauer mit der Gewissheit entlässt, dass alles nicht so schlimm ist und dass wir mit Optimismus gemeinsam in die Zukunft blicken können. Oder um es mit Gery Seidls Worten zu sagen: „So danke ich für mein halbvolles Glas. Prost!“