Von Lia Buchner
Nach viel Begrüßungsgeplauder vor der Alten Feuerwehrhalle in Seefeld, als endlich jeder ein Sektglas in der Hand hat und das Blitzlichtgewitter um die Prominenz, die Elisabeth Gürtler von ihrer „Cultour“ im Astoria mitgebracht hat, verebbt, löst sich ein älterer Herr in hellem Anzug aus der Menge und die Stimmen verstummen. Rafael Jablonka, der Initiator und Leihgeber der neuen Galerie KIS, eröffnet mit schönem Akzent und wenigen Worten seine erste Ausstellung hier in Seefeld.
Der Galerist. Rafael Jablonka ist einer der großen Galeristen, Kunsthändler und Sammler Deutschlands. Der gebürtige Pole kam Mitte der 70er Jahre nach München, ließ schnell seinen Brotberuf als Bauingenieur sein und begann sich für Kunst zu interessieren. In einem späten Kunstgeschichtestudium holte er sich das nötige Handwerkszeug und eröffnetet seine erste Galerie in Köln. Von Anfang an faszinierte ihn die Gegenwartskunst, er zeigte als einer der Ersten junge US-Amerikanische Künstler wie Mike Kelley oder Sherrie Levine in Deutschland. Mit glücklicher Hand und viel Sachverstand baute er eine der profiliertesten Sammlungen deutscher und amerikanische Kunst der 80er Jahre auf.
Die Sammlung Jablonka. Als er 2018 seine Kölner Galerie endgültig geschlossen hatte und sich ins Privatleben zurückzog, suchte er nach einem Museum für seine Sammlung. Das Rennen machte letztendlich wieder einmal Klaus Albrecht Schröder mit der Albertina in Wien, der mehr als 400 Werke aus der „Teresa und Rafael Jablonka Stiftung“ als Dauerleihgabe erhielt. Erste Einblicke in die Sammlung gewährte die Albertina mit der Schau „My Generation“ im Frühjahr 2021. Mit dem stattlichen Rest der Sammlung, angeblich in den Tiroler Bergen sicher verwahrt, hatte der Sammler andere Pläne.
„Ferienhaus für Ter-roristen“. In Seefeld ist Rafael Jablonka kein Unbekannter. Bereits 2012 sorgte er mit seinem „Ferienhaus für Terroristen“ in Mösern für irritiertes Stirnrunzeln. Auf einem ruhigen Waldgrundstück zwischen Mösern und Seefeld hatte er die Thomas Schütte-Installation des Ferienhauses im Maßstab 1:1 als begehbares Kunstobjekt nachbauen lassen, das der Gerhard Richter Schüler als Nachdenk-Raum für 9/11 konzipiert hatte.
Galerie gesucht. Inzwischen hat sich Jablonka in Seefeld niedergelassen und machte sich auf die Suche nach einer kleinen zeitgenössischen Galerie, um ausgewählte Arbeiten aus seiner Sammlung öffentlich zu machen. Mit dieser Idee klopfte er an etliche Tiroler Türen, aber erst in Seefeld horchte man auf. „Ich war sehr erstaunt, dass ein Bürgermeister dem Vorschlag, Gegenwartskunst zu zeigen, zustimmt“, erzählt Jablonka bei der Eröffnung. Der scheidende Seelfelder Bürgermeister Werner Frießer fand an einer modernen kulturellen Nutzung der Alten Feuerwehrhalle Gefallen, übernahm die Sanierungskosten, holte den Tourismusverband finanziell ins Boot und verpachtete das Gebäude für sieben Jahre an Jablonka. Im Gegenzug garantiert der Galerist 14 hochkarätige Ausstellungen aus der Sammlung Jablonka. Ein Name für die Galerie war schnell gefunden: Kunst in Seefeld, KIS.
„We are not afraid“. Jetzt ist das KIS also eröffnet worden, mit den wunderbaren Arbeiten des US-Amerikaners Philip Taaffe, einem der interessantesten Künstler der Postmoderne. In seinen großformatigen Werken entlehnt er Abbildungen der Natur und ornamentale Motive, die er als Siebdrucke, Schablonen oder aufkaschierte Elemente mehrschichtig aufbaut, oft vor leuchtend monochrom gehaltenen Hintergründen.
Als Elisabeth Gürtler ihre Stargäste zum Eröffnungsempfang ins Astoria bittet, leert sich die Galerie schnell und es bleibt Zeit, die Taaffe Arbeiten in Ruhe wirken zu lassen. Die sehr empfehlenswerte Ausstellung „We are not afraid“ ist noch bis 26. September 2021 jeweils am Freitag, Samstag und Sonntag Nachmittag bei freiem Eintritt zu sehen.
Sammler und Galerist Rafael Jablonka eröffnet die Ausstellung „We are not afraid“ in der neuen Galerie KIS in Seefeld. Im Hintergrund: „Passage de Vénus Sur le Soleil“ von Philip Taaffe.
Gastgeber und Gäste: Rafael Jablonka, Agnes Husslein (ehemals Galerie Belvedere Wien), Elisabeth Gürtler (Astoria Seefeld) und Xenia Hausner, eine der wichtigsten zeitgenössischen Malerinnen Österreichs.RS-Fotos: Buchner