Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Tausendsassa hoch zwei

Künstlerduo aus Grinzens bei den „Tagen der offenen Ateliers“ am 26. und 27. Juni

Ein ungewöhnliches Künstlerduo öffnet zu den „Tagen der offenen Ateliers“ seine Werkstatt-Türen in Grinzens. Nathanael und Olga Grübl könnten kaum unterschiedlichere Arbeiten zeigen, und doch sind Sohn und Mutter aus einer künstlerisch begabten Familie ein eingespieltes Team.
21. Juni 2021 | von Lia Buchner
Tausendsassa hoch zwei<br />
Ungewöhnliches Künstlerduo: Nathanael und Olga Grübl. RS-Fotos: Lia Buchner
Von Lia Buchner

Schon an der Einfahrt des Familienwohnsitzes der Grübls mitten in Grinzens grüßt ein Stahl-Steinbock vom First des Werkstattschuppens von Nathanael Grübl. Ein paar Schritte weiter blickt ein lebensgroßer Engel ins freie Land – doch die Stahlskulptur ist mit Plastikmüll gefüllt und erzählt damit eines der großen Anliegen des jungen Künstlers. Nathanael Grübl liebt die Tüftelei, „er hat schon als Kind unglaublich gerne gebastelt und gemalt“, erzählt seine Mutter Olga, „aber immer nur eigene Sachen“. Nach der Schule wollte Nathanael eigentlich Automechaniker werden, glücklicherweise kam sein Vater aber dann mit einer Lehrstelle als Schlosser daher. „Ich konnte mir gar nichts darunter vorstellen, macht man da den ganzen Tag Schlösser?“, lacht Nathanael Grübl. „Heute bin ich heilfroh darüber, ich arbeite sehr gerne mit Metall.“ Gleich nach der Lehre machte er sich selbständig, heute installiert er im Brotberuf Schwimmbäder. Was ihm allerdings wenig Zeit lässt für die kreativen Dinge, die ihm durch den Kopf gehen. 

Kreativität und Umweltbewusstsein. Er hat zum Beispiel einen E-Scooter-Ständer entworfen, vorne eine Sitzgelegenheit, hinten Platz für sechs Scooter, in der Mitte wächst ein Baum. Das Einkaufszentrum West in der Höttinger Au hat einen Prototyp bei ihm bestellt, „die nächste Ausbaustufe ist dann mit Solar-Ladeeinrichtung. Die Scooter stehen den ganzen Tag in der Sonne, da können sie auch gleich laden“. Dieser Klimagedanke zieht sich durch die meisten seiner Ideen. Auf seinem Auto hat er ein Solarpaneel befestigt und erzeugt so den Strom, den er für seine Akkuwerkzeuge benötigt. „Ich brauche auf der Baustelle keinen weiteren Strom, das ist mir wichtig.“ Auch die Plastikflut nervt ihn. „Ich kann eigentlich nichts einkaufen, ohne Plastik mitzukaufen. Ich habe das Gefühl, dass man sich dagegen nicht wehren kann.“ Als begeisterter Surfer verbringt er immer wieder einige Winterwochen in Südamerika, „dort ist es noch ärger mit dem Plastikmüll. Er ist im Meer, in den Bäumen, am Straßenrand“. Um sich nicht völlig machtlos zu fühlen, prangert er das Problem mit seinen Skulpturen an. Aus Stahlstäben schweißt er die Körper und füllt sie mit transparentem Plastikmüll. 

Drucke und Aquarelle. Völlig andere Arbeiten zeigt seine Mutter Olga Grübl, die bezaubernde Drucke und Aquarelle macht. Schon in den 90er Jahren hat sie bei einem Meisterkurs mit Radierungen begonnen, später kamen dann die weniger aufwändigen Holz- und Linolschnitte dazu. Als Mikrobiologin war sie immer von der perfekten Struktur der Zelle beeindruckt, von der klaren Schönheit eines Zellschnittes. Diese Klarheit ist auch in ihren anderen Motiven zu spüren. Am „Tag der offenen Ateliers“ stellt sie das erste Mal aus, „Nathanael war schon letztes Jahr dabei und ganz begeistert. Diesmal machen wir es gemeinsam“. Die „Tage der offenen Ateliers“ finden am kommenden Wochenende – 26. und 27. Juni – in ganz Tirol statt. 100 teilnehmende Künstlerinnen und Künstler öffnen ihre Werkstätten, davon mehr als 30 im Oberland, und ermöglichen den Besuchern einen Blick über die Schulter und in die Gedanken. Näheres unter www.facebook.com/KULTURVERNETZUNG.Tirol.
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Kunst gegen die Machtlosigkeit: Kein Plastikmüll mehr.
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Ein Stuhl blickt ins Leere. Stahlskulptur von Nathanael Grübl.
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Zarte Drucke von Olga Grübl.

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