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Verlorene Form

Der Kemater Künstler Peter Demartin zeigt in der Galerie am Claudiaplatz aufwändige Linolschnitte

Das Prinzip des Linolschnitts hat Peter Demartin auf die Spitze getrieben. Mit bis zu 27 Druckvorgängen auf immer dem selben Papier zaubert er überraschende Farbeffekte und Strukturen. Der vollständig manuelle Prozess ohne Druckerpresse ermöglicht ein sehr nuanciertes Vorgehen. In der Innsbrucker Galerie am Claudiaplatz sind die spannendsten Mehrfarbendrucke nun bis 28. Januar zu sehen.
16. Jänner 2023 | von Lia Buchner
Verlorene Form
Wesentlich mehr Exemplare eines Druckes sind mit der manuellen Technik der „verlorenen Form“ nicht möglich. Der Druckstock ist in der Ausstellung ebenfalls zu sehen. RS-Foto: Buchner
Von Lia Buchner

Die technisch komplexe Arbeit des händischen Mehrfarbendrucks erfordert planvolles Vorgehen und Geduld. Planvoll insofern, als jede Veränderung am Druckstock zwischen zwei Druckvorgängen endgültig ist. „Was weggeschnitten ist, ist weg“, lächelt Peter Demartin. Daher arbeitet er mit sehr konkreten Skizzen. Mit dieser Technik der „verlorenen Form“, die angeblich Pablo Picasso erfunden hat, sind drei bis maximal zehn Exemplare eines Druckes möglich.

Aufwändige Handarbeit. Für jede neue Farbe wird der Druckstock gereinigt, neu eingewalzt und mit dem Papier wieder präzise ausgerichtet. Dann reibt Demartin mit gefühlvollem Druck das Papier an den Druckstock, um eine weitere Farbschicht zu übertragen. „300 Gramm Papier bewährt sich bei so vielen Druckvorgängen am besten. Dünneres Papier würde beschädigt.“ Dann ist Geduld gefragt, denn die Farbe muss trocknen, bevor die nächste Schicht aufgedruckt werden kann. „Je nach Trocknungszeit – ein Tag, drei Tage, eine Woche – erreiche ich unterschiedliche Wirkungen“, erzählt Demartin bei der Vernissage. Trotz des handwerklichen, sehr überlegten Arbeitsprozesses entstehen doch immer wieder Überraschungen. „Scheu vor Experimenten sollte man nicht haben.“

Zwei Serien. In der Galerie am Claudiaplatz zeigt Peter Demartin zwei großformatige Druckserien, die das Motiv farblich variieren. Die sechsteilige Serie zeigt ein Hortensienblatt, „das mir mein Enkel im Herbst aus dem Garten gebracht hat. Die perfekte Struktur dieses fast vertrockneten Blattes hat mich fasziniert“. Diese Serie zeigt besonders schön, wie dramatisch die Farbgebung ein-und dasselbe Motiv verändert. Die zweite Serie, ebenfalls 70 x 100 cm groß, ist dreiteilig und zeigt nichtgegeständliche Strukturen. An beiden Serien hat der Künstler fünf bis sechs Monate gearbeitet.

Der Künstler ist anwesend. Die Arbeiten von Peter Demartin waren mehrfach in Gemeinschaftsausstellungen, darunter 2022 auf der Globo Print in Portugal, zu sehen. Mit Einzelausstellungen war er mehrfach im kooio und im Kunstwerkraum Mesnerhaus in Untermieming vertreten. Die aktuelle Ausstellung ist bis 28. Januar, werktags von 9 bis 16 Uhr, geöffnet. Der Künstler ist jeweils von Donnerstag bis Samstag, von 16 bis 19 Uhr anwesend. Galerie am Claudiaplatz, Claudiaplatz 1, Innsbruck.
Verlorene Form
Der Künstler Peter Demartin aus Kematen. RS-Foto: Buchner
Verlorene Form
Die Druckserie mit dem Motiv des Hortensienblattes zeigt in ihrer üppigen Farbgebung, was der abgeriebene Mehrfarbendruck leisten kann. RS-Foto: Buchner
Verlorene Form
Gleiches Motiv, gleicher Druckstock, völlig veränderte Wirkung: Hier wurde der Druckstock einmal um 180 Grad gedreht. RS-Foto: Buchner

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