In einem vollen, aber äußerst kalten RathausSaal in Telfs (viele Besucher trugen Daunenjacke und Mantel) wurden nur zwei von den drei Staatskünstlern, nämlich Florian Scheuba und Robert Palfrader, mit einem tosenden Applaus auf der Bühne begrüßt. Der 56-jährige Kabarettist und Schauspieler Thomas Maurer könne aufgrund eines akuten Krankheitsfalls nicht auftreten, hieß es nach dem verspäteten Programmstart. Sein Staatskünstler-Kollege Florian Scheuba entschuldigte sich und schilderte, dass dies in seiner gesamten langjährigen Bühnenerfahrung noch nicht einmal geschehen sei und dass sie – Scheuba und Palfrader – nun versuchen werden, das Programm, das als Theater-Terzett konzipiert sei, in einem verkürztem Duett wiederzugeben. Und in dem spontan abgeänderten und verkürzten Staatskünstler-Programm bewiesen die beiden österreichischen Kabarettisten einmal mehr, dass sie eben Vollprofis auf ihrem Gebiet sind. Da auf Tiroler Boden musste sogleich der Tiroler FPÖ-Abgeordnete Markus Abwerzger mit seinem Namen als Pointe herhalten, „Abzwerger oder wie heißt der nochmal?“ Und auch Signa-Unternehmer René Benko blieb nicht unerwähnt, wurde er von den beiden doch persönlich nach Telfs eingeladen. Mit Freikarten versteht sich, da Benko sich keinen Kabarettabend mehr leisten könne. Politisch-satirisch blieb es, als Scheuba erzählte, dass der oberösterreichische FPÖ-Politiker Landbauer ein Tempo von 150 Kilometer pro Stunde auf Autobahnen fordert und damit die Inflation bekämpfen will. Wie die FPÖ das bewerkstelligen will, fragten die österreichischen Kabarettisten das Telfer Publikum, das die Antwort nicht parat hatte. „Zeit ist Geld“ lautet nämlich die FPÖ-Antwort. Außerdem wurde via Beamer die Online-Broschüre „Russland – Los geht’s!“ der Wirtschaftskammer Österreich gezeigt, die passenderweise viele praktische, aktuelle Hinweise enthält. Etwa, immer genug Bargeld nach Russland mitzunehmen, am besten einen ganzen Koffer voll, empfehlen Scheuba und Palfrader.
ZUM ERSTEN MAL SOLO UND ALLEIN. Nach etwa dreißig Minuten „Wir Staatskünstler: Alte Hunde – neue Tricks“ als improvisierte Duo-Variante verabschiedete sich Florian Scheuba von der Bühne und überließ diese Kollegen Palfrader mit seinem ersten Solo-Programm „Allein“. Darin erzählt der Kaiser kritisch, aber in seinen Witzen immer über der Gürtellinie bleibend, was ihn vom katholischen Klosterschüler zum Atheisten gemacht hat – „it's funny because it's true“, dass man einem Kabarettisten nie Witze erzählen sollte (er schaue ja auch nicht seinem Zahnarzt in den Mund) und ihn auf der Straße nicht mit Kaiser oder Hochwürden, sondern nur mit Majestät ansprechen sollte. Allgemein geht Palfrader in dem Programm der existenzialen Grundfrage des Daseinsgrundes nach, und erörtert dies in Gesprächen mit einem Krankenhauskeim, einem polnischen Anthropologen, einem Bettler und Gott.
FRENETISCHER APPLAUS ZUR PAUSE. Als Palfrader um 22 Uhr die Bühne verlässt und das Licht im Saal angeht, muss der Publikumsliebling den leidenschaftlichen Beifall der Telfer unterbrechen und sie in die Pause schicken: „Es ist noch nicht vorbei, ich spiel ja nochmal 40 Minuten, geht's was trinken.“ Und nach der Unterbrechung kommen Atheisten, Agnostiker und Skeptiker erneut auf ihre Kosten, wenn Palfrader ein Gespräch zwischen einem Wissenschafter und einem „Globuli“-Gläubiger wiedergibt oder wenn der mit mehreren Romys ausgezeichnete Schauspieler von einer Joint-rauchenden, aber deswegen kriegsfreien Welt träumt, in der Adolf Hitler in der Mariahilfer-Straße als Straßenmaler Portraits von Touristen zeichnet. Oida, an diesem Abend wurden die Lachmuskeln des Publikums bis zum Äußersten ausgereizt.
Der Kaiser alias Robert Palfrader: Er weiß, wie er sein Publikum zum Lachen bringt. RS-Foto: Zacke
Das Lied „Bodenlose Gemeinheit“, das von Bodenversiegelung, Zersiedelung und aussterbenden Ortskernen handelt, sangen Scheuba und Palfrader kurzerhand einfach nur zu zweit. RS-Foto: Zacke