Von Bernhard Rangger
Um wirklich Licht in die Sache zu bringen, ist es nötig, weit nach hinten zu blicken: Als Seefeld 2014 in Barcelona überraschend den Zuschlag für die „Nordische WM 2019“ erhielt, ging man noch davon aus, keine WM-Bauten, sondern nur temporäre Zelte und Container zu errichten. Die errechneten Gesamtkosten betrugen damals 16,5 Millionen Euro. Doch bereits bei den ersten Verhandlungen über die Finanzierung ließen Land und Bund durchblicken, dass man nicht gewillt sei, in Wettkämpfe zu investieren, bei denen kein nachhaltiger Impuls für die Sportinfrastruktur geschaffen werde. Die Kosten stiegen daher auf 28 Millionen Euro. Bereits zu diesem Zeitpunkt legte der Gemeinderat eine Kostenobergrenze von 4,5 Mio. Euro für die WM fest. Der TVB fixierte, seinen Anteil großteils mittels Kredit zu bezahlen. Sportminister war damals Burgenlands LH Hans-Peter Doskozil, dessen schriftliche WM-Förderzusage jedoch ausblieb. Bis zur WM 2019 waren weitere vier Minister zuständig. Ob es mit einem von ihnen Gespräche über die Erhaltung und Nachnutzung der WM-Bauten gegeben hat, ist unklar. Vizekanzler Werner Kogler war jedenfalls erst ab 2020 – also nach der WM– für die Abrechnung zuständig. Die schriftliche Bestätigung des Bundes, dass man sich mit 8,9 Millionen Euro an den WM-Bauten beteilige, kam vom damaligen FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache wenige Monate vor der WM, als die Kosten bereits auf 30,7 Millionen Euro angewachsen waren. LH Günther Platter und LH-Stv. Josef Geisler hatten dem damaligen Bürgermeister und OK-Chef Werner Frießer geholfen, einen Kontokorrentkredit für die Mehrkosten aufzunehmen, für den es keinen Gemeinderatsbeschluss gab, und Geisler hatte einem Seefelder Verhandlungsteam um OK-Chef Frießer zugesagt, dass das Land die Restfinanzierung übernehme, sollte der Bund seine Subvention nicht auf ein Drittel der Gesamtkosten aufstocken. Obwohl Sportsektionschef Philipp Trattner, der heute noch im Sportministerium seine Arbeit verrichtet, eine persönliche Aussprache mit dem Seefelder Ortschef verlangte, weigerte sich dieser nach Wien zu fahren. Die Finanzierungsabwicklung liege nunmehr ausschließlich bei LH-Stv. Geisler, argumentierte Frießer.
Drei WM-Bilanzen. Nach der WM erfolgte jedenfalls die WM-Endabrechnung nur mit dem Land Tirol, das auch die zugesagten Förderungen anstandslos auszahlte. Wie Bgm. Markus Wackerle erfuhr, wurden mehrfach Abrechnungen ans Bundesministerium geschickt: „Da aber dreimal unterschiedliche Zahlen eintrafen, wurden die Beamten in Wien hellhörig.“ Er habe allerdings von diesen unterschiedlichen Abrechnungen erst erfahren, als er die Nachfolge Frießers angetreten hatte. „Ich bemühe mich seither um einen Termin im Sportministierium, um alle offenen Fragen zu klären. Während ich bisher nur vertröstet wurde, hätten LH-Stv. Georg Dornauer und ich am 30. Jänner einen Termin bei Vizekanzler Kogler gehabt. Doch kurz davor tauchten die Vorwürfe auf.“
Wieviel bezahlte der TVB? Worum geht es? Die Bundesfinanzprokuratur übermittelte einen Fragenkatalog, den die Gemeinde bis 23. Feber beantworten muss. Dieser beinhaltet sieben Fragen, unter anderem zur Beteiligung des TVB, der seinen Finanzierungsanteil zum Teil mit einem Kredit gedeckt hat und nach der WM Eigentümer des „Technical Centers“ wurde. Die Juristen möchten jetzt wissen, auf Grund welcher Verträge das vom Bund geförderte WM-Bauwerk veräußert wurde. In der Gemeinde müssen daher alle Verträge, Gesprächsprotokolle und Akten durchforstet werden. Wackerle: „Da wir bisher in den Unterlagen nicht fündig wurden, hoffen wir jetzt schon fast, dass die hohe Politik eine Lösung findet.“ Während die offiziellen Stellen des Landes vorerst zur Causa „WM-Seefeld“ schweigen, meint LH-Stv. Georg Dornauer: „Ich will Seite an Seite mit Seefeld diese Situation lösen und gemeinsam mit der Gemeindeführung alle offenen Fragen rechtzeitig beantworten.“ Tirols Oppositionsparteien wittern hingegen bereits ein riesiges „Finanz-Fiasko“. „Liste Fritz“-Klubobmann Markus Sint in einer Presseaussendung: „Die Party ist vorbei, der Kater ist gewaltig!“ Dominik Oberhofer von den Neos meint: „Sollten sich die Vorwürfe des Bundesministeriums bewahrheiten, ist das nicht nur ein Finanzkrimi, sondern der Gipfel an Intransparenz und Förderungsmissbrauch!“