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Konträres Bevölkerungswachstum

Pfaffenhofen und Pettnau zählen zu jenen Gemeinden Tirols, die in den vergangenen 20 Jahren kaum gewachsen sind

Schrumpfende, stagnierende und wachsende Gemeinden: In den unterschiedlichen Teilen Tirols lässt sich jedes dieser Szenarien irgendwo finden. Manche Dörfer kämpfen um ihre Existenz, denn sie verwaisen und vergreisen. Abwanderung ist meist ein Problem entlegener Ortschaften bzw. Regionen. Im Gegensatz dazu scheinen die Gemeinden in der Inntalfurche kontinuierlich zu wachsen. Aber auch das trifft nicht auf alle zu, so hat sich die Einwohnerzahl beispielsweise in Pfaffenhofen und Pettnau in den vergangenen 20 Jahren kaum verändert. Interessanterweise trifft auf Polling und Hatting genau das Gegenteil zu. Die RUNDSCHAU hat sich mit dem Pfaffenhofer Bürgermeister Andreas Schmid über dieses Phänomen, Arbeitsplätze und den Gewerbepark unterhalten.
18. Jänner 2021 | von Beatrice Hackl
Konträres Bevölkerungswachstum<br />
In Pfaffenhofen sind die meisten Gründe in Privatbesitz. Deshalb und aufgrund der Raumordnung ist es laut Bürgermeister Schmid kein Leichtes, Gründe zu erwerben bzw. äußerst schwierig zu Eigentum zu kommen. RS-Foto: Hackl
Von Beatrice Hackl

In der Region nehmen Pfaffenhofen und Pettnau regelrecht eine Sonderstellung ein, zumal Pfaffenhofen in den vergangenen zwei Jahrzehnten kaum merklich wuchs und Pettnau zwischenzeitlich sogar einen Bevölkerungsrückgang verzeichnen musste. Vor 20 Jahren verzeichnete die Gemeinde Pfaffenhofen 1.100 Einwohner. Aktuell leben rund 1.150 Menschen in dem Dorf. Auch das zwei Ortschaften weiter gelegene Flaurling zählte um die Jahrtausendwende rund 1.100 Einwohner, dennoch ist das Dorf in den Folgejahren etwas schneller gewachsen und beheimatet somit im Moment 1.400 Menschen. „Ich begrüße Wachstum, aber wenn dies zu schnell vonstatten geht, finde ich es durchaus problematisch. In unserer Gemeinde hat sich in der jüngsten Vergangenheit einiges getan und in absehbarer Zeit verzeichne wir rund 100 weitere Bürger. Das ist völlig in Ordnung. Pfaffenhofen darf wachsen, zumal über Jahrzehnte in dieser Hinsicht nichts passiert ist. Ein Wachstum sei des Weiteren zulässig, da die notwenige Infrastruktur seitens der Gemeinde bereitgestellt ist“, verdeutlicht Dorfchef Andreas Schmid. Mitunter trage der rasant gewachsene Gewerbepark einen großen Teil dazu bei. „Das traditionelle Gewerbegebiet lag lange Zeit brach, und ich wage mit Fug und Recht zu behaupten, dass uns dieser Aufschwung guttut. Durch den Gewerbepark haben wir viele neue Arbeitsplätze gewonnen“, betont Schmid. 

Goldene Zeit Mitte der 70er. Die letzte Blütezeit erlebte das Gewerbegebiet der Gemeinde in den 70er Jahren. Damals waren dort mit der Schuhfabrik Neuner, dem Eurospan Werk Kranebitter, der Gerberei Waldhart und dem Möbelhaus Föger vier große Leitbetriebe ansiedelt. „Durch den Wegfall der Firma Eurospan war ein Großteil der Fläche sozusagen unproduktiv. Die brachliegenden Ressourcen wurden jahrelang nicht genutzt. Ich habe die neuen Entwicklungen des Gewerbegebiets stets forciert. Für uns als Gemeinde sind sie eine tolle Chance. So war beispielsweise die Errichtung des Thöni Werks eine einmalige Gelegenheit. Bereits jetzt bietet der Gewerbepark 185 Arbeitsplätze, und es werden noch einmal 100 mehr, sobald die Firma Thöni mit der zweiten und dritten Schicht beginnt“, ist der Bürgermeister überzeugt. Als er vor zehn Jahren angefangen hat, habe es noch kein Entwicklungskonzept, und teilweise keinen Kanal bzw. kein Wasser gegeben. Man habe zehn Jahre suggestiv konstant daran gearbeitet. „Jede der angesiedelten Firmen ist solide, verkehrstechnisch optimal angebunden und ein Erfolg für sich“, ist der Bürgermeister überzeugt. 

Gründe und Wohnungsmarkt. Arbeitsplätze sind aber noch nicht alles, und auch wenn durch die Firmen die Kommunalsteuer steigt, brauchen Einwohner klarerweise Wohnraum, um im Dorf zu bleiben oder um sich dort ansiedeln zu können. Das Thema Wohnen gestaltet sich in Pfaffenhofen allerdings relativ schwierig. Im Speckgürtel von Innsbruck gibt es viele Wohnungssuchende und in den meisten Umlandgemeinden wird einiges gebaut. In Pfaffenhofen seien nahezu alle Gründe im Privatbesitz, wodurch sich laut Schmid eine andere Sachlage ergebe. „Zwar wird aktuell in unserer Gemeinde einiges gebaut, aber es ist auch sehr lang nichts passiert. Das hält sich also die Waage. Der Bedarf wäre zwar immer da gewesen, es fehlten jedoch die entsprechenden Möglichkeiten. Somit wohnen einige Pfaffenhofer mittlerweile andernorts. Umso erfreulicher ist es, dass sich jetzt Projekte ergeben haben, wenngleich man mit diesem Thema unbedingt behutsam umgehen muss. Wir als Gemeinde haben nicht das Ansinnen, stark und schnell zu wachsen. Pfaffenhofen selbst ist ohnehin sehr klein und somit flächenmäßig begrenzt. Aber fürs Erste konnte mit privaten Wohnbauträgern sowie mit den Umbauarbeiten im Kloster ein Auslangen für Pfaffenhofer geschaffen werden“, berichtet Schmid und ergänzt: „Ab den 60er Jahren bis in die 90er wurde überall am meisten gebaut. In dieser Zeit gab es vielerorts markante Veränderungen, zumal einige Dörfer einen 50-prozentigen Zuwachs erlebt haben. Eine derartige Entwicklung wäre auf Dauer niemals händelbar. Ich wage zu behaupten, dass damals zu großflächig gewidmet wurde.“
 

 
Konträres Bevölkerungswachstum<br />
„Wir wollen nicht viel größer werden, es geht vielmehr darum, zu bündeln, was es wirklich braucht“, verdeutlicht Bgm. Andreas Schmid. Foto: RS-Archiv

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