Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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So war es früher – Ausgabe Telfs (16/2022)

„Unsere Ukrainerinnen“ lautet die unbefangene Unterschrift zu diesem Foto in einer 1950 erschienenen Jubiläumsschrift der Firma Jenny & Schindler. Zu sehen sind Zwangsarbeiterinnen – sogenannte „Fremdarbeiterinnen“ – die während des Zweiten Weltkriegs im Telfer Textilbetrieb eingesetzt waren, um den kriegsbedingten Arbeitskräftemangel auszugleichen. Das idyllisch wirkende Bild, dass an eine Ausflugsgesellschaft erinnert, ist zweifellos nicht ganz repräsentativ für den harten Arbeitsalltag der jungen Frauen, wenn auch Zeitzeugen berichten, das sie in der Telfer Baumwollfabrik ein vergleichsweise erträgliches Auskommen hatten. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die meisten Osteuropäerinnen, die zur Arbeit „ins Reich“ geschafft wurden, in ihrer Heimat von den deutschen Besatzern mit Gewalt rekrutiert worden waren. An ihren Arbeitsstätten lebten sie mit stark eingeschränkten Rechten und unter Bewachung. Aus den Unterlagen, die über die „Fremdarbeiter“ in Telfs erhalten geblieben sind, geht hervor, dass in der Marktgemeinde im Lauf des Krieges rund 600 Zwangsarbeiter(innen) aus mehr als einem Dutzend besetzter Länder im Einsatz waren.
19. April 2022 | von Stefan Dietrich
So war es früher – Ausgabe Telfs (16/2022)
Von Stefan Dietrich

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