Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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So war es früher – Ausgabe Telfs (42/2021)

Vielen Telferinnen und Telfern wird aufgefallen sein, dass das Dollinger-Haus im Zentrum, eines der ältesten Häuser der Marktgemeinde, fast vollständig abgebrochen wurde. Wie man hört, soll jedoch der nun entstehende Neubau ein ähnliches Erscheinungsbild erhalten wie der altehrwürdige Vorgängerbau.
Am neuen Haus wieder angebracht wird auch die denkmalgeschützte Büste des Malers Josef Schöpf, die das Dollinger-Haus seit 1875 schmückte (Bild links).
Mit dieser Marmorskulptur hat Telfs einem „großen Sohn“ ein Denkmal gesetzt. Josef Schöpf wurde als fünftes Kind des Gastwirts „zur Brücke“ geboren, lebte von 1745 bis 1822 und zählte in seiner Zeit zu den bedeutendsten Künstlern Tirols. Mit Ölbildern und meisterhaften Zeichnungen, vor allem aber als Kirchenmaler, machte sich der in Rom ausgebildete Künstler auch über die Landesgrenzen hinaus einen Namen. Er wird gern als der letzte große Freskomaler Tirols bezeichnet.
Schöpfs Bedeutung unterstreicht, dass er nicht nur in Telfs, sondern auch in Innsbruck öffentlich mit einer Porträtbüste verewigt wurde: An der Fassade des Tiroler Landesmuseums ist sein Kopf in der Reihe wichtiger Tiroler Kulturschaffender zu finden (Bild rechts).
Interessanterweise spiegeln die beiden Darstellungen auch die künstlerischen Epochen wieder, in denen sich der Maler bewegte. Die Büste in Telfs zeigt ihn in jungen Jahren mit der gepuderten Rokoko-Perücke, während das Innsbrucker Porträt im Stil des Klassizismus gehalten ist und eher an ein antikes Bildwerk erinnert. Tatsächlich lässt sich dieser Wandel in der europäischen Kunst auch am Werk Josef Schöpfs erkennen: Er begann sein mehr als 60-jähriges künstlerisches Schaffen im Geist des spielerisch-prächtigen Rokoko und wandelte sich im Alter immer mehr zum gediegenen, eleganten Klassizisten.
18. Oktober 2021 | von Stefan Dietrich
So war es früher – Ausgabe Telfs (42/2021)
Von Stefan Dietrich

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