Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Räucher-Rituale in den Rauhnächten

Die Zeit der Rauhnächte für Rituale nutzen

Zwischen dem Heiligen Abend und dem Dreikönigstag liegen die Rauhnächte. Diese dunkelsten Momente des Jahres waren schon immer eine besondere Zeit mit besonderen Ritualen. Einer der ältesten Bräuche ist das Räuchern.
29. Dezember 2020 | von Lia Buchner
Räucher-Rituale in den Rauhnächten
Räuchern – z. B. mit Weihrauch und Myrrhe – in den Rauhnächten reinigt und öffnet für Neues.Symbolfotos: Pixabay
Von Lia Buchner

Die Lücke zwischen den Jahren, die wir als Rauhnächte bezeichnen, ergibt sich aus der Differenz zwischen Mond- und Sonnenkalender. Das Mondjahr zählt nur 354 Tage, zum Sonnenjahr fehlen elf Tage und zwölf Nächte: die Rauhnächte. Diese Nächte erschienen früheren Generation wie aus der Zeit gefallen, durchlässiger für die geistige Welt, aber durchaus auch gefährlicher. Dämonen und Geister konnten bedrohlich nahe rücken, allerdings war dünnhäutigeren Menschen auch ein Blick in andere Sphären erlaubt. „In der Weihnachtsnacht hört der Mensch die Tiere sprechen“, sagten die alten Leute. So sind im Volksglauben vor allem Schutz- und Orakelrituale mit den Rauhnächten verbunden.

RELIGION UND BÄUERLICHE RITUALE. Fast alle großen Religionen kennen das Räuchern. In der christlichen Messfeier ist Räuchern mit Weihrauch fester Bestandteil; die Weisen aus dem Morgenland brachten dem neugeborenen Heiland Weihrauch und Myrrhe als Geschenk. Derart kostbare Räucherwaren kam für das einfache Volk nicht in Frage, zum Ausräuchern von Hof und Stall bewährten sich heimische Kräuter genauso gut. An diesem bäuerlichen Ritual hat sich bis heute nicht viel geändert. Der Hausvater geht mit der Räucherpfanne voran, die Familie folgt mit Gebeten durch alle Räume. In manchen Gegenden wird zusätzlich ein Glöckchen in allen Ecken geläutet, um die Geister aufzustöbern. 

GEISTER UND ALTE ENERGIE. Wer nicht mehr an Geister glauben mag, kann beim Räuchern die alte Energie des zu Ende gehenden Jahres austreiben und sich öffnen für das Neue des kommenden Jahres. Beifuß, weißer Salbei, Wacholder sind starke Schutzkräuter mit intensiv reinigender Wirkung. Der Kräuterbuschen von Mariä Himmelfahrt bringt sommerlichen Segen. Danach wird mit kräftigem Durchzug gelüftet. Schön ist dieses Ritual an den drei wichtigsten Rauhnächten Heiligabend, Silvester und der Nacht vor dem Dreikönigstag.

ORAKEL-RITUALE UND BLEIGIESSEN. Die hellsichtigen Qualitäten der Rauhnächte eignen sich auch für Orakel-Rituale. Im geselligen Bleigießen zu Silvester ist noch ein Rest davon erhalten. Jede Nacht steht für einen Monat des Jahres, mit Träumen, einer Meditation oder Kartenlegen lässt sich vielleicht ein Blick in die Zukunft erhaschen. Generationen von jungen Mädchen haben sich so ein Bild von ihrem zukünftigen Bräutigam gemacht. Einen Versuch ist es wert.
Räucher-Rituale in den Rauhnächten
Statt mit kostbarem Weihrauch wird heute oft mit heimischen Kräutern geräuchert. Symbolfotos: Pixabay

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben