Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Alte Eisenbrücke raus, neue Betonbrücke rein

Spezialisten tauschten in Reith b. Seefeld die Auland-Eisenbahnbrücke gegen neues Brückentragwerk aus

Spektakuläre Aktion in Reith b. Seefeld: Wie bei Bausteinen im XXL-Format haben die ÖBB-Spezialisten am Pfingstwochenende in der Nacht von Samstag auf Sonntag das alte, 32 Tonnen schwere Tragwerk der Aulandbrücke mit einem Spezialkran
herausgehoben. Die neue Brücke wurde bereits eingebaut und steht demnächst für den Zugverkehr auf der Karwendelbahnstrecke zur Verfügung.
9. Juni 2020 | von Gebi G. Schnöll
Alte Eisenbrücke raus, neue Betonbrücke rein
Die alte Eisenbahnbrücke wurde mit einem schweren Autokran ausgehoben, verladen und zur Verwertung gebracht. Foto: ÖBB

Von Gebi G. Schnöll

Bahnbaustellen sind wahrlich nichts für schwache Nerven. Die Arbeiten müssen meist nicht nur in engsten Zeitfenstern abgewickelt werden, um Streckenunterbrechungen und damit die Behinderungen für den Zugverkehr so kurz wie möglich zu halten, auch die Lasten, die dabei bewegt werden, flößen Respekt ein. Die Kombination aus Zeitdruck und schweren Bauteilen macht Bauarbeiten für die ÖBB zu echten Herausforderungen. Das ist auch bei der aktuellen Sperre der Karwendelbahnstrecke nicht anders. Das Herzstück dieser Baustelle ist die Erneuerung der Aulandbrücke, die sich in Reith bei Seefeld über die Bundesstraße spannt. Das alte, zu Beginn der 60er-Jahre errichtete, Stahltragwerk war am Ende seiner technischen Lebensdauer angelangt, die notwendige Erneuerung des Korrosionsschutzes wäre wirtschaftlich nicht mehr vertretbar gewesen. Daher entschlossen sich die ÖBB zu einem Neubau des Tragwerks. Die neue Brücke wurde parallel zur alten neben der Bahnstrecke errichtet. Mit Beginn der Streckensperre am 29. Mai musste alles schnell und präzise vor sich gehen: Die bestehende, rund 21 Meter lange und 32 Tonnen schwere Brücke wurde am Pfingstwochenende, in der Nacht von Samstag auf Sonntag, mit einem Teleskopkran herausgehoben, auf einen Spezialtransporter verladen und über den eigens gesperrten Zirlerberg zu einer fachgerechten Verwertung abtransportiert. Wenige Tage später stieg der Puls der beteiligten Ingenieure und Techniker ein weiteres Mal an – ging es doch um Zentimeterarbeit: Die neue Brücke, die in den vergangenen acht Wochen unmittelbar neben der Bahnstrecke errichtet worden ist, wurde in einem präzisen Manöver an ihren endgültigen Platz geschoben. Die 450 Tonnen des neuen Tragwerks glitten dabei scheinbar mühelos über Teflon – bewegt von großen hydraulischen Pressen und Stahlseilen. Das Tragwerk legte dabei bei jedem Hub rund 60 Zentimeter zurück. Die ganze Aktion dauerte rund sechs Stunden und gestaltete sich sehr zur Freude aller Beteiligten völlig reibungslos. 


SCHIENENERSATZVERKEHR. In der Zeit bis zum geplanten Ende der Streckensperre am 15. Juni müssen die Arbeiter unter Hochdruck noch Gleisbett, Schienen, Sicherungsanlage und Oberleitung wiederherstellen. Vor der endgültigen Freigabe muss die Brücke mit der Belastungsprobe durch eine 80 Tonnen schwere Hercules Lokomotive der Reihe 2016 ihre Feuertaufe bestehen. In den Neubau der Aulandbrücke haben die ÖBB rund 1,8 Millionen Euro investiert. Neben dem spektakulären Brückentausch erneuern die ÖBB im Abschnitt zwischen Innsbruck-Hötting und Seefeld auch circa 5800 Meter Schienen und bauen knapp 2300 neue Schwellen ein. 2700 Tonnen neuer Gleisschotter werden eingearbeitet. Für diese Arbeiten müssen deshalb auch Eisenbahnkreuzungen in Innbruck-Hötting gesperrt werden. Für die Kunden wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Alle REX-Züge zwischen Innsbruck Hauptbahnhof und dem Bahnhof Seefeld in Tirol sowie alle S-Bahn-Züge zwischen Innsbruck Hauptbahnhof und dem Bahnhof Scharnitz werden während der Dauer der Sperre durch Busse ersetzt. Infos zum Schienenersatzverkehr online unter unter: www.oebb.at beziehungsweise www.vvt.at 

Alte Eisenbrücke raus, neue Betonbrücke rein
Millimeterarbeit war notwendig, als die neue Brücke hydraulisch auf die Widerlager geschoben wurde. Foto: ÖBB

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